Leonhard Hieronymi

In zwangloser Gesellschaft

Roman
Cover: In zwangloser Gesellschaft
Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg 2020
ISBN 9783455009552
Gebunden, 240 Seiten, 24,00 EUR

Klappentext

Nach einem Lachanfall in den Katakomben von Rom, der doch irgendeinen Grund gehabt haben muss, macht sich ein junger Mann auf den Weg: Durch Ohlsdorf, Constanţa, Wien und Prag, entlang der Grabsteine Europas größter und kleinster Literaten beginnt er eine Spurensuche - nach den unheimlich Verschwundenen und den Unsterblichen. Häufiger als erhofft stößt er dabei auf knutschende Paare, Bonbonpapier, Champagnerflaschen und dann doch keine Mentholzigaretten; trifft Orgelsachverständige, Totengräber und Hermann Hesses Enkel, und es braucht neben Durchhaltevermögen nicht zuletzt Rotwein, eine Arminius-Schreckschusspistole und eine frisierte Vespa, bis er erstaunt zu dem Schluss kommt: Verschwinden ist Luxus.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 02.03.2021

Ziemlich hart geht Rezensentin Wiebke Porombka mit dem neuen Roman von Leonhard Hieronymi ins Gericht. Der Autor, als Mitglied der Formation "Rich Kids of Literature" ganz deren Forderung nach "mehr Wagnis, mehr Ekstase, mehr Stilisierung" verpflichtet, nimmt die Kritikerin hier an der Seite eines Ich-Erzählers mit auf eine Wanderung zu den Grabstätten mehr oder minder berühmter SchriftstellerInnen, um dort über die "Gegensätze von Verschwinden und Unsterblichkeit" nachzudenken. Was dem Autor dann allerdings so durch den Kopf geht, wenn er an den Gräbern von Ovid, Arno Schmidt, Robert Gernhardt oder Heino Jaeger steht, erscheint der Kritikerin doch recht belanglos, wie sie gern mit Zitaten belegt. Mit der "imitierten Kulturkritik" kann Porombka jedenfalls nicht viel anfangen, als Friedhofsführer taugt das Buch aber in ihren Augen.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 19.01.2021

Rezensentin Miriam Zeh gähnt herzhaft angesichts von Leonhard Hieronymis unorginellem Protagonisten und einer Geschichte, die den planlosen Antihelden zu allerhand Schriftstellergräbern und aus der eigenen Unzulänglichkeit führen soll. Daraus wird laut Rezensentin nichts. Zwar bietet der Text allerhand bildungshubernde Exkurse zu den Verstorbenen, doch der ironische Ton überzeugt Zeh letztlich ganz und gar nicht. Was bleibt ist ein hohles Pathos und ein ebensolches Gelächter, meint Zeh verärgert.

Rezensionsnotiz zu Die Welt, 17.10.2020

Rezensent Richard Kämmerlings scheint die Ironie in Leonhard Hieronymis Roman zu goutieren, auch wenn sie noch von Christian Kracht stammt. Allein die Idee, einen Text durch das Abgrasen von Schriftstellergräbern zu strukturieren, findet Kämmerlings der Ehre wert. Daraus entsteht nicht nur ein Kompendium zum Thema Sepulkralkultur, meint er, sondern auch eine Auseinandersetzung mit der spezifischen Jenseitsvorstellung der Literatur und nebenbei ein ziemlich lustiger, anekdotenreicher Roadtrip zu den Grabstätten von Ovid, Arno Schmidt oder auch Harry Rowohlt.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 08.10.2020

Rezensent David Hugendick kann sich noch gut erinnern an die aufbegehrenden jungen Schriftsteller, die 2017, 2018 die langweilige deutsche Mittelstandsliteratur kritisierten und mehr Action, Drama und vor allem Romantik forderten. Zu den Wortführern gehörte damals der Autor Leonhard Hieronymi, dessen Roman "In zwangloser Gesellschaft" Hugendick gemessen an den damals formulierten Ansprüchen nicht ganz ernst nehmen kann. Worum geht's? Ein Mann reist zu den Gräbern literarischer Heroen: Ovid, Brecht, Seghers, Christa Wolf, lesen wir. Manchmal ist er beeindruckt, manchmal nicht. Seine Begleiter sind meist desinteressiert, während der Erzähler versucht über Nachruhm oder Unsterblichkeit nachzudenken. Gelegentlich gelingen Hieronymi dabei "präzise, melancholisch entrückte Sätze", so der Rezensent, aber am Ende führen sie ihn in ein "wohlgefälliges Nichts".