Kurt Palm

Suppe Taube Spargel sehr sehr gut

Essen und Trinken mit Adalbert Stifter. Ein literarisches Kochbuch
Cover: Suppe Taube Spargel sehr sehr gut
Löcker Verlag, Wien 1999
ISBN 9783854093138
Pappband, 127 Seiten, 13,80 EUR

Klappentext

Im Zentrum des Buches stehen Adalbert Stifters exzessive Eß- und Trinkgewohn-heiten, die im krassen Widerspruch zum asketischen Lebenswandel seiner literarischen Figuren stehen. Auf der einen Seite haben wir es bei Stifter mit einem Schriftsteller zu tun, der zu Mittag sechs Forellen aß oder zu Suppe, Rindfleisch und Spargel auch noch ein Haselhuhn verspeiste, auf der anderen Seite predigte er in seinen Büchern Mäßigung und Verzicht. Zwischen der Person Stifter und seinem literarischen Werk klafft ein tiefer Riß. Obwohl die Sekundärliteratur über Leben und Werk Adalbert Stifters mittlerweile fast ins Unüberschaubare angewachsen ist, fällt auf, daß einem so spannenden Thema wie dem Essen und Trinken bei Stifter bisher kaum Aufmerksamkeit geschenkt wurde. Vielleicht liegt das auch daran, daß Stifter jahrzehntelang als biedermeierlicher ?Blumen- und Käferpoet? verkannt wurde, zu dem das Bild eines Menschen, der sich systematisch zu Tode fraß und auch dem Alkohol reichlich zusprach, nicht wirklich passen mochte. Kurt Palm geht der Frage nach, was Stifter wann, wo und wie gegessen hat, und widmet sich dabei auch Themen wie der Kulturgeschichte des Haselhuhns, der Bedeutung der Taube zu Stifters Zeiten oder den gesundheitlichen Auswirkungen des maßlosen Essens und Trinkens. Palm hat sämtliche Speisen nachgekocht bzw. nachkochen lassen und die Rezepte für literarisch-kulinarisch Interessierte entsprechend zusammengestellt.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 15.07.2000

Österreichische Geistesgrößen und ihr Verhältnis zum Kulinarischen - damit befasst sich Christiane Zintzens Sammelrezension von drei Neuerscheinungen, die das Thema an den Beispielen Thomas Bernhard, Sigmund Freud und Adalbert Stifter abhandeln.
1) Hilde Haider-Pregler, Birgit Peter: "Der Mittagesser"
An den beigegebenen Rezepten möge man Thomas Bernhards (oder seiner Figuren) entschiedene Meinungen zu den in seinen Texten servierten Gerichten überprüfen. Das Spektrum geht von Apfelstrudel bis zu Blutwurst und Kutteln. Wer sich das ersparen will, wozu die Rezensentin rät, kann Gedanken zu Wiener Cafés nachlesen, dürfte dabei aber vom "säuselnd touristischen Ton" der Autorinnen etwas irritiert werden. Die Rezensentin fühlt sich an die "Brigitte" erinnert und hält es für eine arge Zumutung, dass von der "Sättigungsbeilage" statt der "Zuspeis" die Rede sei.
2) Katja Behling-Fischer: "Zu Tisch bei Freud"
Die Autorin unternehme den Versuch, das Kulinarische ins Historische hineinzubetten - und er gelinge ihr, befindet die Rezensentin, auf wohltuend sachliche Weise. Man erfährt, dass Freud der "böhmisch-österreichischen Küche" zugeneigt war und ein begeisterter Pilzesammler. Huhn und Blumenkohl habe er verabscheut. Interessant wird es auf dem Gebiet der kulinarischen Metapher, wenn etwa die Schichttorte zum Bild fürs Bewusstsein tauge. Schmal sei die Rezeptbeilage, aber wenn nicht für die Küche, so sei das Buch für den "coffee-table" hervorragend geeignet.
3) Kurt Palm: "Suppe Taube Spargel sehr sehr gut"
Kurt Palm zeichne Adalbert Stifters "Lebenstragödie" nach - und entdecke im Kulinarischen die Kehrseite zur Askese der Imagination, meint der Rezensent. Im wirklichen Leben habe den idealischen Gestalten seiner Texte ein Hang zur "Gourmandise", ja zum Alkoholismus gegenüber gestanden. Freilich erweise sich der großartige Dichter so auch als großartiger Esser. Wiener Würste etwa mussten per Post aus Frankfurt herbeigeschafft werden, diverse Hühnerarten spielten eine wichtige Rolle im Leben Adalbert Stifters. Das Bild des Dichters, das Kurt Palm zeichne, bleibe dabei stets "sympathetisch".
Stichwörter