Karosh Taha

Im Bauch der Königin

Roman
Cover: Im Bauch der Königin
DuMont Verlag, Köln 2020
ISBN 9783832183943
Gebunden, 250 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Shahira bricht die Regeln der kurdischen Community mehrfach: Sie ist alleinerziehend, schert sich nicht um die Blicke der Leute, die sie mit ihrer Freizügigkeit auf sich zieht, lebt nicht monogam. Für Amal und Raffiq, die Freunde ihres Sohnes Younes, ist sie Faszination und Provokation zugleich. Sie bewundern Shahira für ihre Kompromisslosigkeit und ihren Umgang mit Sexualität, missbilligen aber auch, wie sie ihre Bedürfnisse scheinbar über die ihres Sohnes stellt. Shahiras Andersartigkeit konfrontiert alle drei mit ihren eigenen Sehnsüchten, ihren Vorurteilen wie auch den Entscheidungen, die sie treffen müssen. Und ändert auf diese Weise ihr Leben für immer.'Im Bauch der Königin' vereint die alternativen Geschichten, die uns Amal und Raffiq erzählen, als Wendebuch - jede führt die Figuren in ihre je eigene Richtung und zeigt, dass es nicht eine Wahrheit gibt. Und doch sind Überschneidungen da, spiegeln sich Motive, Fragestellungen und Perspektiven: eine literarische Klecksografie.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 17.08.2020

"Dankbar" für die in diesem Buch liegenden Belehrungen schreibt Burkhard Müller über diese zwei Halbbücher in einem, die aus zwei Perspektiven vom Leben kurdisch-stämmiger Jugendlicher im Ruhrgebiet erzählt. Der Kritiker berichtet uns von typischen Szenen des sozialen Aufstiegs, beschreibt den vom falschen Deutsch des Vaters beschämten Sohn und seine auf dessen Arbeitgeber umgelenkte Wut. Die titelgebende "Königin" und ihr Bauch werden nicht sehr deutlich in dieser Besprechung - offenbar aber ist sie eine freizügig und stolz lebende Mutter von einem der Jugendlichen. Dass die beiden Erzählperspektiven in der Mitte aufeinanderstoßen und beide gewissermaßen ratlos bleiben, findet der Kritiker offenbar angemessen. In jedem Fall aber lobt er die Kraft der Sprache und ist da wieder ganz bei sich.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 26.06.2020

Rezensentin Antje Deistler ist gebannt von Karosh Tahas zweitem Roman, einem Wenderoman. Er erzählt von drei Jugendlichen aus kurdischen Einwanderfamilien, die im Ruhrgebiet aufwachsen; einmal aus der Perspektive von Amal, einmal von Raffiq. Dabei ziele die Multiperspektivität aber nicht auf "Wahrheitsfindung" ab, sondern lasse zwei Parallelwelten aufeinandertreffen, die zwar von einer Figur, Younes' unangepasster Mutter, zusammengehalten werden, jedoch völlig andere Geschichten erzählen, erklärt Deistler. Neben der Selbstfindungsphase der jungen Protagonisten (daher auch als Jugendbuch lesbar, findet die Rezensentin) gehe es auch um die beruflichen Probleme der Eltern und um sexuelle Selbstbestimmtheit von Frauen, meint sie. Ein "hypnotischer" und "ebenso märchenhaft wie knallhart" erzählter Roman, der eine Bezeichnung Tahas als "deutsche Sheherazade" durchaus berechtigen würde, staunt sie.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 04.06.2020

Rezensentin Judith von Sternburg liest einen ganz anderen Wenderoman mit Karosh Tahas Text über Jugendliche mit Migrationshintergrund. Dass die prägnant skizzierten Figuren im Buch von außen betrachtet "geradezu Abziehbilder" junger urbaner Menschen mit Migrationshintergrund sind, weiß Sternburg zu schätzen, denn die Innensicht beseitigt schließlich alle Stereotype, meint sie. Witzig, aufschlussreich, vor allem raffiniert im Spiel mit Lesererwartungen, regt der "schillernde" Roman Sternburg zum Nochmal- und Anderslesen an.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 22.05.2020

Dass die im Irak geborene Autorin Karosh Tara über junge Frauen, die zwischen den Kulturen und Geschlechterrollen ihre Identität suchen, schreiben kann, weiß Rezensentin Dina Netz seit deren Debütroman "Beschreibung einer Krabbenwanderung". Entsprechend gern liest die Kritikerin jetzt den neuen Roman, der ihr in Form eines Wendebuchs - also von jeweils zwei Seiten - die Geschichte von Raffiq und Amal erzählt, die im kurdisch-irakischen Umfeld im Ruhrgebiet aufwachsen. Im Mittelpunkt der Geschichte steht allerdings eigentlich Shahira, die Mutter von Raffiq und Amals Freund Younes, die sich freizügig und kompromisslos gegen die Regeln der Männer auflehnt - und sowohl Faszination als auch Ablehnung auslöst. Einmal mehr freut sich Netz über den "beißenden, befreienden" Witz der Autorin.