Karl S. Guthke

Lessings Horizonte

Grenzen und Grenzenlosigkeit der Toleranz
Cover: Lessings Horizonte
Wallstein Verlag, Göttingen 2003
ISBN 9783892446415
Broschiert, 72 Seiten, 16,00 EUR

Klappentext

Lessings Toleranzdenken, wie seine theologiekritischen Schriften überhaupt, aus denen es sich entwickelt, ist von früh an Gegenstand heftiger Kontroversen gewesen. Karl S. Guthke geht der Frage nach, in welchen geistigen Horizonten sich Lessings Toleranzdenken abspielt. Es sind vornehmlich drei Horizonte: ein globaler - angeregt durch die Fülle der im 18. Jahrhundert erscheinenden Reiseberichte - mit Ausweitung der Perspektive auf außereuropäische Glaubenssysteme; ein kosmischer, anschließend an die zeitgenössische Diskussion über eine mögliche Mehrheit der Welten; schließlich ein historischer oder "providentiell-geschichtlicher" - der Horizont des Fragmentenstreits, des Nathan und der Erziehung des Menschengeschlechts...

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 28.10.2003

Karl S. Guthke ist Lessing-Spezialist, stellt Ulrich Kronauer den Verfasser vor, der seine Überlegungen mit "jenem eher leichten Touch" servieren möchte, der unter Akademikern in angelsächsischen Ländern zum guten Ton gehört. Guthke erkundet im folgenden die geistigen Horizonte, die für Lessings Toleranzdenken relevant waren. Drei solcher Horizonte habe der Rezensent ausfindig gemacht, führt Kronauer aus: einen globalen und einen kosmischen Horizont, die den Ausschließlichkeitsanspruch der Menschheit und der Christenheit insbesondere relativierten. Als drittes käme Lessings historischer Ansatz hinzu, der in einem gewissen Gegensatz zu den beiden anderen Dimensionen der Toleranz stünde, erläutert Kronauer. Lessings Vorstellung von der "Erziehung des Menschengeschlechts" schloss den Glauben "an eine von der Vorsehung gelenkte Geschichte der Menschheitsvervollkommnung" ein, bemerkt Kronauer, womit ausdrücklich nur die Offenbarungsreligionen gemeint gewesen seien. Die Toleranz Lessings, lautet die Schlussfolgerung des Autors, fand also hier ihre Grenze: sie galt nicht der ganzen Menschheit. Liegt es vielleicht an diesen Grenzen Lessings, fragt der Rezensent zum Abschluss, dass die Botschaft des "Nathan" heute so abgenutzt erscheint?

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 23.08.2003

Karl S. Guthkes Essay über "Lessings Horizonte" hat Rezensent Jens Bisky gut gefallen. Wie Bisky berichtet, geht es um Entdeckung der Fremden, um das Lesen von Reiseberichten und um Völkerkunde, die von Menschen erzählt, die nichts vom Evangelium wussten. So lag denn auch für Lessing die Gedanke nahe, ob nicht verschiedene Religionen an entgegengesetzten Enden der Welt, jede auf ihre Weise selig machen könnten, hält Bisky fest. Zwar zweifle Lessing kaum am Wirken der Vorsehung wie am Ziel des Selig-Werdens. Dennoch löse er nicht alle Gegensätze auf. Schließlich gab es heidnischen Völker, die für Lessing in der "Erziehung des Menschengeschlechts" abseits standen. Als "selektiv tolerant" bezeichnetet ihn Bisky daher. "Man mag", schließt Bisky, "mit Guthke darin Widersprüche, nicht zu Ende sondiertes Terrain sehen oder die Gestalt einer Toleranz entdecken, der nicht gleichgültig war, was sie tolerierte."
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