Josephine Rowe

Ein liebendes, treues Tier

Roman
Cover: Ein liebendes, treues Tier
Liebeskind Verlagsbuchhandlung, München 2019
ISBN 9783954380985
Gebunden, 208 Seiten, 20,00 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Barbara Schaden. Eine abgelegene Kleinstadt im Südwesten Australiens, Anfang der Neunzigerjahre. Jack Burroughs hat den Krieg, an dem er vor mehr als zwanzig Jahren teilgenommen hat, nie überwunden. Als sein geliebter Hund eines Nachts von einem wilden Tier buchstäblich in Stücke gerissen wird, verliert er endgültig die Kontrolle über sein verpfuschtes Leben. Vor Weihnachten verschwindet er spurlos - genau wie früher schon, nur fürchtet seine Tochter Ruby, dass es diesmal endgültig ist. Schließlich funktioniert die Familie schon lange nicht mehr. Evelyn, Jacks Frau, fühlt sich um das bessere Leben betrogen, das sie eigentlich hätte leben sollen. Früher hat sie ihre ältere Tochter Lani losgeschickt, wenn Jack sich davongemacht hatte, weil er die Schreie der Vergangenheit nicht mehr aushalten konnte. Heute verkauft Lani auf Partys die Beruhigungstabletten ihres Vaters und ist vor allem darauf aus, in Schwierigkeiten zu geraten.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 15.04.2019

Nicolas Freund spürt die Wirkung des Debütromans von Josephine Rowe. Allerdings muss er sich durch den allzu ambitonierten Umgang der Autorin mit Perspektivik, Stilebenen und Bildlichkeit hindurchkämpfen. All das wirkt auf ihn wie frisch aus der Schreibwerkstatt. Dass der Roman um eine kaputte Familie zwischen Vietnamtrauma, Alltagszumutungen und Jugendträumen diese Spielereien gar nicht nötig hätte, ahnt Freund aber schon. Als Auseinandersetzung zwischen Innen und Außen, Gefahr und Möglichkeit hat der Text für ihn durchaus Potenzial.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 07.03.2019

Familientragödie um trinkende Väter, geschlagene Frauen, traumatisierte Kinder gibt es in der Literaturgeschichte wahrlich genug, schreibt Rezensentin Änne Seidel, aber dennoch ist dieser Roman hier für sie etwas Besonderes. Zwei Gründe gibt die Rezensentin dafür an: Erstens gelinge es der Autorin Josephine Rowe, jede der Romanfiguren in ihrem ganz eigenen Stil und mit ihrer ganz eigenen Perspektive zu Wort kommen zu lassen. Damit schaffe sie ein Mosaik voller faszinierende Buchstücke, die zusammen ein Ganzes geben. Zweitens habe sie eine ganz eigentümliche Sprachkraft, die sich immer wieder im Rückgriff auf Metaphern und Beschreibungen aus der Tierwelt manifestiere wie etwa in jenem Bild des in den Händen zappelnden Spatzes, das sie in ihrer Kritik zitiert. Eine klare Leseempfehlung.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 28.02.2019

Rezensent Tilman Spreckelsen liest Josephine Rowes Roman mit Spannung. Wie die Autorin ein dunkles Familiengeheimnis aus den unterschiedlichen Perspektiven der Familienmitglieder lamgsam einkreist, bis die Gewaltausbrüche des Vaters auf seine Vietnam-Erlebnisse zurückführbar werden, findet er raffiniert. Der im Original 2016 erschienene Roman nimmt den Leser nicht zuletzt durch einen genauen, mitleidlosen Kinderblick gefangen, erklärt Spreckelsen seine Faszination, und mit einer Sensibilität für das Erzählbare. Dass die Reaktionen der Figuren auf das familiäre Unglück im Text betont werden, gefällt dem Rezensenten, am Ende wartet eine Art Lösung, verrät er.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 23.02.2019

Bis zur letzten Seite gebannt hat Rezensent Frank Schäfer diesen Roman der australischen Autorin Josephine Rowe gelesen, die ihm hier von einer zwanzig Jahre nach dem Vietnamkrieg tief traumatisierten Familie erzählt. In einer kurzen Zeitspanne von nur wenigen Tagen, aber aus zahlreichen Perspektivwechseln zoomt Rowe die auseinanderbrechende Familie heran, schildert wie Kriegsveteran Jack in einer australischen Kleinstadt Frau und Kinder schlägt und sich mit Drogen zugrunde richtet, während seine Frau Evelyn ihre Enttäuschung an den beiden Töchtern auslebt: Tochter Lani, die die Psychopharmaka ihres Vaters auf Partys vertickt, wird aus dem Haus gejagt, während die Mutter die jüngere, sensible Ruby mit erdrückender Liebe an sich bindet. Wenn dann schließlich ein umherstreunender Panther den titelgebenden Familienhund zerfetzt, eskaliert die Situation vollkommen, resümiert der Kritiker. Wie Rowe ihren Figuren ganz eigene Erzählstimmen verleiht, die Fäden "souverän" bis zum Knall zusammenführt und ihre Geschichte mit klassischen Leitmotiven ausstattet, hat den Rezensenten tief beeindruckt.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 23.01.2019

Rezensentin Sylvia Staude bewundert die sparsame, dezente, aber wirkungsvolle Erzählökonomie, mit der Josephine Rowe ihren Roman um australische Familienbande entfaltet. Trotz Lücken und Perspektivwechseln kommt die Geschichte laut Rezensentin differenziert, kraftvoll und in unmittelbar wirkenden Bildern rüber, setzten sich Erinnerungen und Eindrücke in Rückblenden zu einem Puzzle zusammen, das schließlich Sinn ergibt oder alles, was für eine gute Geschichte nötig ist.
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