John Williams

Augustus

Roman
Cover: Augustus
dtv, München 2016
ISBN 9783423280891
Gebunden, 480 Seiten, 24,00 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Bernhard Robben. Octavius ist neunzehn, sensibel, wissbegierig, und er will Schriftsteller und Gelehrter werden. Doch als Großneffe und Adoptivsohn Julius Cäsars fällt ihm nach dessen Ermordung ein gewaltiges politisches Erbe zu: Ihm, der von schwächlicher Konstitution aber enormer Willenskraft ist, wird es durch Glück, List, Intelligenz und Entschlossenheit gelingen, das riesige Römische Reich in eine Epoche des Wohlstands und Friedens zu führen. Williams schildert das Wirken und Leben dieses außergewöhnlichen Mannes, des späteren Kaiser Augustus, als würden die Geschehnisse sich in unseren Tagen ereignen. Überwiegend fiktive Briefe und Notizen, Erinnerungen und Senatsprotokolle lassen die Person eines Herrschers lebendig werden, dem das Schicksal Macht und Reichtum in vorher ungekanntem Ausmaß zuspielte. Aber er, der sich zum Gott erheben ließ, sieht am Ende, von Frau und Tochter entfremdet, dem Tod so ungeschützt entgegen, wie jeder Mensch - als das "arme Geschöpf, das er nun einmal ist". Auch dieser historisch-biografische Roman fügt sich in das schmale Werk des posthum durch "Stoner" weltberühmt gewordenen Autors, in dessen Mittelpunkt die tiefgreifende Frage steht, was es heißt, ein Mensch zu sein.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 03.11.2016

Unter den vier Romanen, die John Williams zu Lebzeiten geschrieben hat, sind drei Meisterwerke, schwärmt Rezensent Alexander Cammann und versichert, "Augustus" gehört definitiv dazu. Warum? Weil Williams so virtuos erzählt, dass man einzelne Sätze und Szenen nicht mehr vergisst, meint der Kritiker. Er staunt, wie der Autor eine Form entwirft, die ihm erlaubt, mit Tagebuchfragmenten, Briefen, Senatsbeschlüssen, Schmähgedichten, Erinnerungen und vielem mehr geradezu spielerisch die römische Epoche zwischen 45 v. Chr. und 14 n. Chr. vor Augen zu führen. Großartig auch, wie Williams für jede der zahlreichen Figuren und Textgattungen einen speziellen, charakteristischen, oft witzigen Tonfall entwickelt und die unterschiedlichen Zeitebenen verknüpft, lobt der Rezensent. Nicht zuletzt bewundert er die Fantasie, mit der Williams Augustus' Seele "plausibler" als jeder Historiker durchleuchte.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 25.10.2016

Thomas Ribi stellt Verbindungen her zwischen diesem nur teilweise historischen Roman von John Williams und seinem erst vor wenigen Jahren wiederentdeckten "Stoner". Egal, ob der Autor einen Literaturprofessor in Missouri in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts porträtiert oder den Sohn Cäsars, meint Ribi, immer stellt der Autor die alles entscheidenden Fragen: Was macht ein Leben aus? Sind wir der, der wir zu sein glauben? Auch wenn der Autor sich mit jedem Buch neu zu erfinden scheint, so Ribi, bleibt die Frage doch die gleiche. Wie Williams nun Augustus anhand von fingierten Tagebuchnotizen, Briefen und Geschichtswerken vor den Leser stellt, findet der Rezensent virtuos: Wie er Augustus als Menschen zeigt, der seine Zeit zwar prägte, aber am Ende seiner Herrschaft Zweifel über die Art dieser Prägung hat.

Rezensionsnotiz zu Die Welt, 15.10.2016

Hymnisch bespricht Barbara Möller John Williams' neues Buch "Augustus", das für sie ein Lore-Roman auf höchstem Niveau ist. Der Reihe nach: Wie Williams historische Fakten mit Schwung, Eleganz, Spannung, Eigensinn und einer guten Portion "dichterischer Freiheit" zu großer Literatur macht, findet die Kritikerin beeindruckend. Die Idee eines Briefromans, in dem etwa Maecenas dem Livius, Brutus dem Cicero, Horaz seinem Vater, Marcus Antonius dem Octavian oder Philipp von Athen dem Seneca Episteln mit viel Klatsch und Tratsch schicken, erscheint Möller brillant. Dass es Williams zudem noch leichthändig gelingt, durch herausragende atmosphärische Verdichtung und gelungene Figurenzeichnung römische Geschichte derart plastisch zu erzählen, als wäre der Leser selbst dabei gewesen, verschlägt der Kritikerin vollends den Atem. Wow.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 24.09.2016

Spätestens seit der Wiederentdeckung des brillanten, an Gustave Flaubert erinnernden Romans "Stoner" ist Rezensent Andreas Kilb großer John Williams-Fan. Und so begrüßt der Kritiker auch die nun erstmals vorliegende deutsche Übersetzung des bereits 1972 erschienenen Romans "Augustus", der ihm noch einmal Williams' Kunst des realistischen Erzählens vor Augen führt. In einer Mischung aus Brief- und Historienroman liest Kilb hier aus den Augen von Octavian, Cäsar, Marcus Agrippa, Vergil, Homer oder Cicero lebendig erzählte römische Geschichte, in deren Mittelpunkt bald Augustus' Tochter Julia steht, deren Liebesglück dem Machtstreben des Vaters geopfert wird. Wie der Autor etwa die Hadrian-Memoiren Marguerite Yourcenars oder Gore Vidals Briefroman "Julian" einflicht, solche Quellen aber bald hinter sich lässt, hat dem Kritiker gut gefallen. Großartig auch, wie Augustus in diesem Roman schließlich als "greiser Hamlet" auftritt, findet der Rezensent, den es nicht stört, dass das Buch "aus der Zeit gefallen" scheint.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 24.09.2016

Rezensent Johan Schloemann freut sich, dass nach "Stoner" nun auch ein weiterer Roman des amerikanischen Realisten John Williams hierzulande wiederentdeckt werden kann. Der historische Briefroman um den römischen Kaiser Augustus lässt sich allerdings allenfalls hinsichtlich seiner Qualität mit dem Vorgänger-Roman vergleichen, fügt der Kritiker hinzu, der an diesem Buch vor allem Williams' "Wagemut" bewundert: Wie der Autor trotz ausgezeichneter Quellenlage fast alle Dokumente des Romans, in dem neben Augustus und seiner Tochter Julia auch Vergil, Homer, Cicero und viele andere Vertreter der Epoche zu Wort kommen, erfindet, dabei die "historische Atmosphäre" brillant einfängt und sich nie in Peinlichkeiten verliert, findet der Rezensent virtuos. Insbesondere aber beeindruckt ihn Williams' Vermögen, die Figuren lebendig und zeitgemäß erscheinen zu lassen und Augustus in dieser spannenden Geschichte als "traurigen Jedermann" auftreten zu lassen.
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