John Berger

Gegen die Abwertung der Welt

Essays
Cover: Gegen die Abwertung der Welt
Carl Hanser Verlag, München 2003
ISBN 9783446202627
Gebunden, 206 Seiten, 17,90 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Hans Jürgen Balmes. John Bergers Kunstbetrachtungen und politische Einreden öffnen dem Leser die Augen: Von der Höhlenmalerei und den Porträts von Faijum über Michelangelo und Rembrandt bis zu van Gogh und Frida Kahlo spannt er den Bogen. Dabei gelingt es ihm, dem Bekannten und Unbekannten stets neue Perspektiven abzugewinnen und uns an seinem poetisch präzisen Zugang zu den Werken teilhaben zu lassen.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 30.08.2004

"Lehreich, amüsant", aber dennoch zum "Widerspruch" reizend - so schätzt Rezensent Claus-Ulrich Bielefeld den Essay-Band von John Berger ein. Der Maler und Essayist Berger befasst sich hier mit Kunstbetrachtungen, wobei er ein Spektrum von der "Höhlenmalerei" bis zur "Gegenwartskunst" in den Blick nimmt. Rezensent Bielefeld lobt, wie Berger die "Lust zu schauen" zelebriert, mit der Genauigkeit eines "Detektivs" vorgeht und dabei "Schematisierungen" vermeidet. Ferner schätzt Bielefeld die "gewagten Denkbewegungen", die Berger unternimmt, um "Vergangenes" und "Gegenwärtiges" miteinander zu konfrontieren. Gleichwohl ist der Rezensent nicht immer mit diesen Denkbewegungen glücklich. So hat er beispielsweise die Globalisierungskritik, die Berger aus einem Triptychon von Hieronymus Bosch entwickelt, als "wenig überzeugende Analogie" empfunden. "Anregender" seien da die Passagen über Frida Kahlo oder Van Gogh, deren "zupackende Zärtlichkeit" Bielefeld rühmenswert findet.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 05.06.2003

Auch von der jüngsten Textsammlung des Essayisten und Kunstkritikers John Berger ist die Rezensentin Verena Auffermann begeistert. Denn Berger sehe "die Bilder nicht losgelöst vom Lebenszusammenhang" und sei kein Theoretiker. "Er tut etwas sehr Einfaches, beinah Kindliches, er befragt die Bilder." Einen "schönen Ausflug" nennt sie deshalb das Eintauchen in seine "unangestrengten Überlegungen zu den Brüchen" (die man erst einmal erkennen muss)" im Werk von Edgar Degas, Brancusi, Morandi oder Frida Kahlo. Berger begehe dabei einen "neuen Weg, Zeit zu beschreiben". Ähnlichkeit ist ihm ein anderes Wort für Gegenwart. Ähnlichkeit auf Bildern, erklärt Auffermann Bergers These, "kann man sogar erkennen, wenn man das Modell oder ein Bild des Modells nie gekannt hat". Zu bemängeln hat sie lediglich eine neue "leicht depressive Haltung" gegenüber der heutigen Schnelllebigkeit und dem "Profit", in seinen Zeitdiagnosen bleibe Berger deshalb angesichts dieser "weinerlichen Haltung hinter seinen Standards zurück". Editorische Kritik übt die Rezensentin schließlich an der "grassierenden Unsitte", auf genaue Angaben über Erscheinungsort und Erscheinungsjahr der Texte zu verzichten.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 29.03.2003

Mit gemischten Gefühlen hat Rezensentin Angela Schader den jetzt erschienenen Essay-Band "Gegen die Abwertung der Welt" des Romanciers und Kunsthistorikers John Berger gelesen. Wenig gelungen findet sie etwa Bergers vehementes Plädoyer gegen die Globalisierung in dem Essay "Gegen die große Niederlage der Welt". Berger setze hier "großkalibriges sprachliches Geschütz" ein, das durch Undifferenziertheit und mittlerweile zu häufigen Gebrauch nicht mehr wirken könne, kritisiert die Rezensentin; zudem schwäche der Text seine eigene Argumentation durch fragwürdige Schlüsse. Besser gefallen haben Schader dagegen Bergers Texte zur bildenden Kunst. Zwar bewegen sich die Betrachtungen zum Schaffen einzelner Künstler - die Spannweite reicht von Rembrandt und Michelangelo bis zu Antonioni und dem finnischen Photographen Pentti Sammallahti - nach Ansicht der Rezensentin in klaren Grenzen. Aber immer wieder stoße man hier auf Gedanken, freut sich Schader, "die zumindest ein nichtprofessioneller Kunstbetrachter als kleine Erleuchtung wahrnehmen und bewahren wird."