Joe Klein

Das Naturtalent

Die verkannte Präsidentschaft Bill Clintons
Cover: Das Naturtalent
Siedler Verlag, Berlin 2003
ISBN 9783886807864
Gebunden, 223 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

1996 zeichnete Joe Klein, langjähriger Redakteur des New Yorker und einer der scharfsinnigsten politischen Kommentatoren der USA, in seinem Roman "Primary Colours" eine Karikatur von Bill Clinton, die viele für ein tatsächliches Porträt hielten. Das aber legt er erst jetzt vor, und er fordert darin die Sichtweisen sowohl der Freunde wie der Feinde des ehemaligen Präsidenten heraus. Klein lässt die Affären beiseite, die Skandale, den Medienrummel und den Aufruhr der Gefühle, den Clinton hervorrief, und analysiert stattdessen nüchtern dessen achtjährige Präsidentschaft, immerhin eine Zeit, in der es die Vereinigten Staaten zu einem beispiellosen Wohlstand brachten. Klein rückt die Geschehnisse in die richtige Perspektive und zeigt, was sich politisch bewährte und was nicht, was genau diese Administration erreicht hat und warum und wer für die Erfolge wie für die Versäumnisse verantwortlich war.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 02.09.2003

Eine Würdigung von Bill Clintons achtjähriger Regierungszeit dürfte in den Geschichtsbüchern dereinst wohl eher dürftig ausfallen, schätzt Joe Klein, und Rezensent Lukas Philippi kann dem gut zustimmen. Wie Philippi berichtet, will Klein jedoch zeigen, dass Clinton durchaus seine Erfolge hatte, die zu unrecht verkannt werden. So sei es Clinton in seiner Amtszeit etwa gelungen, den Bundeshaushalt zum ersten Mal seit Jahrzehnten schuldenfrei zu machen, die Arbeitslosenrate auf einen historischen Tiefstand zu drücken und das Einkommen einer breiten Mittelschicht um über ein Drittel zu steigern, referiert Philippi. Er hebt hervor, dass Klein Bill Clinton als das erste Staatsoberhaupt präsentiert, das auf dem Ticket der "neuen Mitte" Wahlen gewonnen habe, vor Tony Blair und Gerhard Schröder. Daneben würdige Klein den Politiker Clinton als ein Naturtalent, wobei er zugleich feststelle, "dass hier ein Talent vergeudet, eine große Chance verpasst worden" sei (Klein).

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 02.08.2003

Einst hat Klein in "Primary Colours" anonym und mit viel Fiktion angereichert über Bill Clintons Weg zur Präsidentschaft geschrieben. Diesmal geht es um die konkreten Ereignisse während seiner Amtszeit, und Klein bleibt bei den Fakten. Dabei ist nach Meinung des Rezensenten Wolfgang G. Schwanitz das Dilemma deutlich zu spüren, in dem der Clinton eng verbandelte Reporter steckt: "Der Konflikt zwischen kritischer Distanz und persönlicher Faszination durchweht das Buch." Dabei scheint allerdings eine recht produktive Spannung herauszukommen, denn selbst der Leser macht nach Schwanitz diese "Wechselbäder" mit. Dabei hält sich Klein bei der Analyse des Lebemanns Clinton zurück und konzentriert sich auf seine politischen Ziele, deren (versuchte) Umsetzung ihn als "taktischen Pragmatiker" ausweise.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 05.05.2003

Mit Joe Kleins Biografie von Bill Clinton ist Viola Schenz sehr zufrieden. Der Autor, Journalist mit Zugang zum weißen Haus in der Clinton-Ära, habe ein "Wissensmonopol" über das Leben und die Regierungszeit Clintons, das sich aber so gut wie nie in "Eitelkeit" ausdrücke, so die Rezensentin angetan. Sie lobt die ausgewogene Mischung aus "Anekdoten und Analysen", und dass für den Leser nicht zu entscheiden ist, ob der amerikanische Autor Clinton nun vor allem bewundert oder eben doch verachtet, erhöht für Schenz nur die Spannung. Lediglich, dass das Buch so unstrukturiert ist, stört die Rezensentin etwas, aber sie meint, dass dies dem auch nicht immer strukturierten Regierungsstils des amerikanischen Präsidenten durchaus gerecht werde.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 06.03.2003

Joe Klein, einer, der Clinton "wie kein Zweiter" kennt, hat ein Buch geschrieben, mit dem hehren Ziel, Clinton zu rehabilitieren und die "verkannte Präsidentschaft" in eine anerkannte zu verwandeln. Michael Schwelien kritisiert an dem Buch, dass sich der Autor, anstatt die politischen Erfolge Clintons zu beleuchten, zu sehr auf die "kleinen und großen Skandale des Präsidenten" konzentriert. Hätte Klein seinen Entlastungsversuch stärker auf einer sachlichen Argumentation aufgebaut, so Schwelien, könnte "wie von selbst" ein Vergleich zur "jetzigen Regierung" gezogen werden, "allein schon durch die implizite Frage, warum niemand ernsthaft den Kontroversen nachgeht, die heute Bushs Berater über den drohenden Irak-Krieg führen". Eines hält der Rezensent dem Buch zu Gute: es erinnert mit seinen vielen Geschichten über die Präsidentschaft Clintons daran, dass das "Weiße Haus" nicht "Eigentum der Bushs" ist und ein politischer Könner in der Lage wäre, sie wieder "an die Luft " zu setzen.
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