Jochen Missfeldt

Sturm und Stille

Roman
Cover: Sturm und Stille
Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg 2017
ISBN 9783498045296
Gebunden, 352 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Die Liebesgeschichte von Theodor Storm und Doris Jensen, seiner langjährigen Geliebten und späteren Ehefrau, erzählt vom Storm-Biografen Jochen Missfeldt. Kurz nachdem Theodor Storm seine Verlobte Constanze Esmarch 1846 geheiratet hat, geht er eine leidenschaftliche Liebesbeziehung mit der achtzehnjährigen Doris Jensen ein. Sie stammt wie er aus Husum, ist die Tochter des wohlhabenden Holzhändlers und Senators Peter Jensen. Dessen Familie zählt, wie auch Storms Familie mütterlicherseits, zum Husumer Patriziat: Man besucht sich, trinkt Tee und Punsch und spielt Whist und L'Hombre. Die Liebe der beiden ist für Storms junge Ehe eine schwere Belastung. Erst im Jahr 1848, Constanze ist im dritten Monat schwanger, geht Doris - wahrscheinlich auf Druck der Familienoberen - von Husum fort. Für sie beginnt eine fünfzehn Jahre währende Odyssee, eine Zeit des Lernens und der Selbstbehauptung. Doch das Liebesverhältnis dauert an, und als Constanze nach der Geburt ihres siebten Kindes überraschend stirbt, finden die beiden endlich zueinander.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 10.01.2018

Rezensent Carsten Otte ist einfach hingerissen von Jochen Missfeldts Roman über die Liebesbeziehung zwischen dem verheirateten Dichter Theodor Storm und der elf Jahre jüngeren, damals 18-jährigen Dorothea Jensen. Missfeldt erzählt die Geschichte, so Otte, ganz aus der Perspektive der jungen Frau, die hier keineswegs als Opfer erscheine, sondern sehr selbstbewusst erst die Affäre eingeht und dann, als es zum Skandal zu kommen droht, weggeht und ihr Brot als Kellnerin und Hausmädchen verdient. Erst 15 Jahre später, nach dem Tod Constanze Storms, heiraten die beiden. Otte ist beeindruckt, wie einfühlsam Missfeldt die Geschichte erzählt, wie gut er sich in die junge Frau und überhaupt in die Verhältnisse im 19. Jahrhundert hineinversetzen kann. Und dass Missfeldt selbst aus dem Norden Deutschlands kommt, ist eh ein Glücksfall, freut sich der Rezensent, der auf eine Verfilmung des Romans hofft.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 23.11.2017

Eine "schrecklich schöne" Liebesgeschichte hat Rezensent Jochen Jung im neuen Roman des Romanciers und Theodor-Storm-Biografen Jochen Missfeldt gelesen. Elegant und spannend erzählt ihm der Autor von der Beziehung zwischen Storm und der wesentlich jüngeren Doris, die trotz Storms Ehe mit seiner Cousine Constanze Esmarch und Ablehnung durch Familie und Gesellschaft Jahre fortdauern sollte, bis die beiden schließlich nach Constanzes Tod heiraten konnten. Der Kritiker bewundert nicht nur, wie Missfeldt mit Landschafts-, Tages- und Jahreszeitenschilderungen die Liebe der beiden für den Leser spürbar werden lässt, sondern er lobt auch die Entscheidung des Autors, die Geschichte aus der Perspektive von Doris zu erzählen: Auch wenn Jung die stoische Duldsamkeit der Geliebten nicht immer nachvollziehen kann, lernt er einiges über die Mentalität der bürgerlichen Provinz des 19. Jahrhunderts.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 25.10.2017

Rezensent Wolfgang Schneider gefällt Jochen Missfeldts Roman über Storm und seine junge Geliebte Doris. Wie der Autor, aus seinem biografischen Wissen über den Schriftsteller schöpfend, wie Schneider erkennt, sogar die Atmosphäre der Heide aus Storms Dichtungen destilliert und im Roman fruchtbar macht, findet er beeindruckend. Auf spärlicher Quellenlage, im gelungenen Rückgriff auf die literarischen Texte des Autors zaubert Missfeldt laut Schneider eine glaubhafte Passionsgeschichte, die die Umstände eines Frauenlebens um 1850 berücksichtigt. Das Bild der Doris Jensen in der Storm-Forschung kann der Autor nebenher korrigieren, erklärt Schneider. Nicht länger als Opfer erscheint sie hier, sondern als praktische lebenszuversichtliche Frau, so der Rezensent.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 26.08.2017

"Wie doof muss man sein?", fragt sich Rezensent Harald Jähner, wenn er liest, wie Doris Jensen sich seit ihrem sechzehnten Lebensjahr für den längst verheirateten Theodor Storm warm hielt, Verstoßung und Vagabunden-Dasein auf sich nahm, um ihn schließlich doch noch mit 38 Jahren zu heiraten und ihm das achte Kind zu schenken. Erstaunt stellt der Kritiker allerdings fest, dass ihm der ehemalige Starfighter, Schriftsteller und versierte Storm-Biograf Jochen Missfeldt sehr überzeugend von dieser Liaison zu erzählen vermag - dazu noch aus der weiblichen Perspektive der Geliebten und trotz "großer historischer Distanz". Jensen erscheint dem Kritiker bei Missfeldt überraschend eigenständig und stolz, das Alltagsdenken und Liebesfühlen des 19. Jahrhunderts kann ihm der Autor zudem plausibel näher bringen und so sieht der Kritiker gern darüber hinweg, wenn die ein oder andere Formulierung nach "Venus im Beamtenkittel" klingt.