Joan Sales

Flüchtiger Glanz

Roman
Cover: Flüchtiger Glanz
Carl Hanser Verlag, München 2015
ISBN 9783446249103
Gebunden, 576 Seiten, 26,00 EUR

Klappentext

Aus dem Katalanischen von Kirsten Brandt. Im belagerten Barcelona wütet das Chaos. Lluis, Atheist, ehemaliger Anarchist und Skeptiker, verlässt seine Frau, um in den Bergen mit den Republikanern zu kämpfen. Doch es ist eine "tote Front", wo die Anarchisten Klöster verwüsten und Zivilisten hinrichten. Lluis ist entsetzt, überschreitet aber selbst die Grenze der Moral und sucht Antworten auf seine Fragen nach dem Ursprung des Bösen, nach Gott und den Möglichkeiten der Liebe. "Flüchtiger Glanz", 1956 im Original erschienen, ist einer der großen Romane des 20. Jahrhunderts, in dem Freundschaft und Verrat, Liebe und Tod aufs engste verwoben sind.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 09.04.2016

Kersten Knipp entdeckt in Joan Sales einen Lehrmeister von Rafael Chirbes. Wie dieser setzt der Autor auf die Binnenperspektive, auf die eingeschränkte Deutungskraft seiner Figuren und ein kohärentes Bild erst aus ihrem Zusammenspiel, wie Knipp erläutert. Die Fragen rund um das Leben diesseits und jenseits des Krieges, um innere Trümmerlandschaften, Ideale und um die Liebe, die der Roman für Knipp aufwirft, findet er aktuell, auch wenn der im katalanischen Original bereits 1956 erschienene Text eine Geschichte aus der Zeit des Spanischen Bürgerkriegs erzählt.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 23.12.2015

In einer sehr sachkundigen Besprechung rühmt Rezensent Andreas Isenschmid die Suggestionskraft dieses katalanischen Klassikers und seinen Helden Juli Solerás als einen der "verrücktesten, tiefsinnigsten und ideenreichsten" seit langem. Wie Isenschmid darstellt, erzählt Joan Sales in "Flüchtiger Glanz" die Geschichte des Spanischen Bürgerkriegs - bar jeder Großartigkeit und ohne jede heroische oder politische Glut - als eine Geschichte des Scheiterns und der Auflösung, die erzählerisch in den versiegenden Briefen der Anarchistentochter Trini Milmany ihre formale Entsprechung findet. Vor allem erkennt der Rezensent in diesem Werk jedoch einen theologischen Roman, der von der Suche nach Erfüllung und Erlösung erzählt. Wie Sales seine durchaus vom Anarchismus und Kierkegaard gespeisten Glaubensideen mit Landschaftsbeschreibungen paart, beeindruckt den Rezensenten ebenso wie das instruktive Nachwort Eberhard Geislers.

Rezensionsnotiz zu Die Welt, 21.11.2015

Michael Ebmeyer freut sich über die lang (59 Jahre!) erwartete deutsche Fassung von Joan Sales' wichtigem katalanischen Roman über den Spanischen Bürgerkrieg. Kirsten Brandts Fassung entspricht laut Ebmeyer dem großartigen Glanz des Textes ganz gut. Und sonst so? Sonst ist der Rezensent schwer beeindruckt von einem panoramatischen Bericht aus Sicht eines Anarchisten und seines irrlichternden Busenfreundes, dem der Rezensent die Größe der Helden Dostojewskis zugesteht. Wie das Kriegsgeschehen im Text erst spät mit großer Wucht und Intensität losbricht und sich die Atmosphäre im Buch dennoch wieder fängt und sogar Ruhe findet für grotesk Komisches, findet Ebmeyer einfach bemerkenswert.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 13.10.2015

Im Jahre 1956 in einer durch Francos Zensur verstümmelten Version erstmalig erschienen und erst 1983 im Original veröffentlicht, ist Joan Sales' Roman "Flüchtiger Glanz" nun endlich auch auf Deutsch erschienen, freut sich Rezensent Alex Rühle. Als Klassiker der katalanischen Literatur würdigt der Kritiker das Buch, dem er eine außergewöhnliche Kraft attestiert: Aus den Blickwinkeln vier verschiedener komplexer Charaktere erfährt Rühle die ungeschönt und bedingungslos ehrlich geschilderten Grausamkeiten des Spanischen Bürgerkriegs, erhält zugleich Einblick in die ebenso primitiven wie reaktionären Zustände des ländlichen Spaniens und bewundert nicht zuletzt Sales' faszinierende Figurenzeichnung. Darüber hinaus erscheint ihm der Autor, der seinen Protagonisten trotz des Scheiterns ihrer Ideologien eine ungestillte Sehnsucht nach dem erfüllten Leben verleiht, geradezu als Verwandter von Albert Camus.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 10.10.2015

Als das Jahrhundert der fehlgeleiteten Ideale lernt Hubert Spiegel das 20. Jahrhundert bei Joan Sales kennen. Dass dieser 1956 erstmals erschienene erste Roman über den spanischen Bürgerkrieg aus Sicht der unterlegenen Republikaner erst jetzt auf Deutsch erscheint (in souveräner Übersetzung von Kirsten Brandt, wie Spiegel anmerkt), führt der Rezensent unter anderem auf die franquistische Marginalisierung alles Katalanischen zurück, aber auch auf Sales' Vorliebe für den Platz zwischen allen Stühlen. Die Jahre 1936 bis 1939 schildert ihm Sales aus Sicht der idealistischen katalanischen Jugend, in Form von Briefen aus Aragon und Barcelona, frei von Schlachtenlärm, wie Spiegel erklärt. Dass Scheitern unser Los ist, ist die Botschaft, die Spiegel dem Text entnimmt.
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