Joan Didion

Blaue Stunden

Cover: Blaue Stunden
Ullstein Verlag, Berlin 2012
ISBN 9783550088865
Gebunden, 208 Seiten, 18,00 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Antje Ravic Strubel. "In manchen Breitengraden gibt es vor der Sommersonnenwende und danach eine Zeitspanne, nur wenige Wochen, in der die Dämmerungen lang und blau werden. Während der blauen Stunden glaubt man, der Tag wird nie enden. Wenn die Zeit der blauen Stunden sich dem Ende nähert (und das wird sie, sie endet), erlebt man ein Frösteln, eine Vorahnung der Krankheit: das blaue Licht verschwindet, die Tage werden schon kürzer, der Sommer ist vorbei."
In Blaue Stunden erinnert Joan Didion sich an ihre Tochter Quintana, daran,wie es war, sie aufwachsen zu sehen und Abschied zu nehmen, als Quintana mit nur 39 Jahren starb. Eine sehr persönliche Bilanz der großen amerikanischen Autorin und ein ehrliches Buch über Tod und Vergänglichkeit, Erinnerung und Alter, über das, was wir verlieren, und das, was bleibt.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 13.03.2012

In ihrem Buch "Blaue Stunden" folgt Joan Didion keiner strengen Chronologie, sondern der Abfolge des Erinnerungsprozesses, um das Leben ihrer jung verstorbenen Adoptivtochter vor dem Vergessen zu bewahren, erkennt Sibylle Cramer. In der immer neu einsetzenden Abfolge von Lebensmomenten wird das Bruchstückhafte dieses Lebens greifbar und zeichnet eine "nacktere, farbigere, reichere Innerlichkeit" als es jede chronologische Lebensgeschichte könnte, findet die Rezensentin. Ihrer Trauer stellt Didion wissenschaftliches Material zur Seite, wo sie der speziellen Situation ihrer Tochter als Adoptivkind oder ihrer psychischen Labilität einen objektiven Standpunkt an die Seite stellt. In diesem mäandernden, kreisenden Text kristallisiert sich am Ende das Thema heraus, um das es Didion augenscheinlich von Beginn an geht, nämlich die Unfähigkeit des Menschen, Alter und Tod bewusst zu begegnen, meint Cramer, die von diesem bei aller Nüchternheit so "poetischen Gedenkstein", sehr beeindruckt ist. Viel von der "schlichten Schönheit" der deutschen Fassung hält sie dabei der Übersetzerin Antje Ravic zugute.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 29.02.2012

Voller Bewunderung hat Judith von Sternburg dieses Buch der amerikanischen Autorin Joan Didion gelesen, in dem diese über den Tod ihrer Tochter Quintana schreibt, über ihr eigenes Leben, den Tod und den Skandal der Vergänglichkeit. Klug und mit ungeheurer Eleganz tut Didion dies, versichert Sternburg, die aber auch klarstellt, dass das Buch keinerlei Trost bietet, denn seine Grundlage sei eben genau die Untröstlichkeit. Was Sternburg besonders imponiert, ist, dass in dem Buch Didions Intellekt immer die Oberhand behält: "Sie ist verzweifelt, aber das hindert sie nicht am Denken."

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 25.02.2012

Ganz fasziniert ist Rezensentin Sandra Kegel von diesem schmalen Buch, in dem die siebenundsiebzigjährige Autorin Joan Didion den Tod ihrer Tochter Quintana verarbeitet. Reflektiert und klarsichtig schaue die ehemalige Vogue-Journalistin in "Blaue Stunden" auf das Leben ihrer Tochter zurück, ohne sich in drastischen Schilderungen des Sterbens zu ergehen. Vielmehr versuche Didion sich anhand ihrer Erinnerungen der Persönlichkeit ihres Kindes zu nähern, die ihr doch immer weitgehend verschlossen blieb. Die Kritikerin bewundert insbesondere die radikale Offenheit der Autorin, etwa wenn sie sich selbstzweifelnd fragt, ob sie die Borderline-Störung Quintanas früher hätte erkennen müssen oder wie sie ihr die Umstände ihrer Adoption hätte erklären sollen. Dabei gelingt es Didion, ihren Schmerz ganz ohne "Dramatisierung und Rührseligkeit" zu schildern, stellt die Rezensentin mit höchster Anerkennung fest.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 23.02.2012

Den Tod ihres Mannes Gregory Dunne betrauert Joan Didion in ihrem Buch "Das Jahr des magischen Denkens", in "Blaue Stunden" verarbeitet sie den Tod ihrer Tochter Quintana, die eineinhalb Jahre später starb. Von ihrem Charakter her sind die beiden Bücher jedoch nicht zu vergleichen, meint Rezensentin Susanne Mayer, während Didion im "Magischen Denken" auf ihren scharfen Intellekt zurückgriff, um den Wahnsinn ihrer Trauer in Zaum zu halten, schreibt sie in den "Blauen Stunden" poetisch und in den "Moll-Tönen einer Litanei" über die Versprechen des Lebens, seine Täuschungen und Enttäuschungen. Dabei geht es, das räumt Mayer ein, weniger um die Tochter, als um Didion selbst, die ihr eigenes Leben darin reflektiert. Vom "Zugriff des Lebens auf uns" hat die Rezensentin kaum jemals so eindrücklich gelesen, wie die Rezensentin schreibt, die Didion auch gegen den Vorwurf der Ichbezogenheit in Schutz nimmt. Darf eine Mutter denn nur über ihr Kind schreiben?, fragt Mayer.