Jens König

Gregor Gysi

Eine Biografie
Cover: Gregor Gysi
Rowohlt Berlin Verlag, Berlin 2005
ISBN 9783871344534
Gebunden, 352 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Gregor Gysi gehört zu den schillerndsten Politikern in Deutschland: hochintelligent, schlagfertig, charismatisch. Als Chef der PDS hat er wie kein Zweiter schroffe Ablehnung, aber auch herzliche Zuneigung erfahren. Als Dissidentenanwalt, dem immer wieder Kontakte zur Stasi vorgeworfen wurden, avancierte er zur ostdeutschen Reizfigur schlechthin. Jens König, der Gysis Aufstieg seit 1989 publizistisch begleitet hat, widmet sich in seiner Biographie nicht nur der Person selbst, sondern auch einem weitgehend unbeachteten Kapitel: der Familiengeschichte.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 12.09.2005

Mit dem schlagfertigen Rechtsanwalt und Politiker könne sein Biograf Jens König an Klarsicht und Formulierungslust durchaus mithalten, findet Mechthild Küpper. Auch sonst stellt der Autor Gregor Gysi "dicht, bestens informiert und fair" dar, lobt die Rezensentin; trotz seiner deutlichen persönlichen Ansichten über die DDR sei es ihm gelungen, ein unbefangenes Porträt zu präsentieren. Und dies nicht nur über Gysi selbst, lesen wir, sondern gleich eine Dreifach-Biografie, die auch dessen Vater Klaus Gysi und die DDR als Staat ausführlich behandelt. Denn, so erfährt Küpper: Wer Gregor Gysi verstehen will, der muss auch dessen Familie und Herkunft kennen, die einen bestimmenden Faktor in seinem Leben darstellt. Die Rezensentin freut sich über so viele Details und Unbekanntes, wie zum Beispiel die Karrieren von Gysis Mutter und Tante. Nicht schlecht staunt sie auch über Königs Enthüllung, Gysi sei eigentlich gar kein Politiker: Er wolle einfach nur reden.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 12.09.2005

Thomas Eckardt sieht das Ansinnen des Autors Jens König, mit seiner Biografie dem "Phänomen" Gregor Gysi nahezukommen, nur teilweise umgesetzt. Wenn es um den Vater des Parteivorsitzenden der PDS geht, findet der Rezensent die Darstellung "instruktiv" und "gelungen". Auch die Schilderung von Gregor Gysis Aufstieg zum jüngsten Rechtsanwalt der DDR und seiner "mutigen" Verteidigungen Rudolf Bahros und Robert Havemanns findet der Rezensent überzeugend. Mit Zustimmung begegnet er auch den "ausführlichen" Erörterungen der Stasi-Vorwürfe gegen Gysi, die auch König mit seiner gründlichen Prüfung der Aktenlage nicht endgültig klären kann und deshalb - "in dubio pro reo" - von der Unschuld des PDS-Politikers ausgeht. Unbefriedigend dagegen scheint dem Rezensent die Darstellung der Gründe für den Rücktritt Gysis als Berliner Wirtschaftssenator 2002, die seiner Ansicht nach auch nach der Lektüre der Biografie "undurchsichtig" bleiben. Überhaupt, zum "aktuellen Gysi" erfahre man aus diesem Buch, vielleicht aus "Zeitmangel", "wenig" - und so kommt es, dass das Rätsel dieser charismatischen Politiker-Persönlichkeit auch weiterhin ungelöst bleibt, so der Rezensent etwas enttäuscht.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 25.08.2005

Ein für den Wahlkampf vorgezogener Titel mag dieses Buch vielleicht sein, ein Schnellschuss ist es nicht, versichert Rezensent Christoph Dieckmann, der es besonders Westlesern empfehlen möchte, die hierin eine Menge über den Osten erfahren können. Aber vor allem natürlich zu Gysi. Positiv wertet Dieckmann, dass Jens Königs nicht drauf verzichtet, Gregor Gysis Biografie mit dessen Vater Klaus beginnen zu lassen, der jüdisch-großbürgerlicher Herkunft in den dreißiger Jahren zur KPD stieß und sich in der DDR als "verlässlicher Opportunist der Macht" erwies, einer macht, die er durchschaute, aber an die er auch glaubte. Ähnlich wie dieser habe auch Gregor Gysi, erklärt uns Dieckmann Königs Interpretation, zwar gegen diese Macht rebelliert, sei aber der "Welt des Hoffens und des Glaubens nicht entkommen". Überzeugend findet Dieckmann auch, das Könnig Gysi als einen Politiker des gelungenen Auftritts und nicht der Akten schildert. Vorsichtige Kritik meldet er an zwei Punkten an: mehr hätte er gern über Gysis Lebenskrisen erfahren und vielleicht auch ein etwas fundierteres Urteil zu den Stasi-Vorwürfen als nur das "Im Zweifel für den Angeklagten".

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 10.08.2005

Nach der Lektüre der Gregor Gysi-Biografie des taz-Journalisten Jens König bleibt für Pitt von Bebenburg nur eine Frage unbeantwortet: Taugt das Zugpferd der PDS für den täglichen Kleinkampf im Bundestag? Dies bleibt in der Biografie offen, doch nichtsdestotrotz zeigt sich der Rezensent angetan von der "beeindruckenden historischen Gestalt", die König "detailversessen" vorstellt. Nicht nur die politische Karriere, auch das Leben in der ehemaligen DDR der intellektuellen Familie Gysi wird beleuchtet. Und das, obwohl Gysi selbst zu keinerlei Mitarbeit bereitstehen wollte - aus unbegründeter Angst, wie von Bebenburg findet, denn Neues über Gysis mögliche Stasi-Vergangenheit oder schockierende Geheimnisse verrät König nicht. Doch das scheint den Rezensenten nicht weiter zu stören, im Gegenteil. Er zeigt sich fasziniert von dem untypischen Politiker und stellt fest: Bei ihm geht es " immer ums ganz Große und gegen die ganz Großen".