Javier Tomeo

Die Silikonliebhaber

Roman
Cover: Die Silikonliebhaber
Klaus Wagenbach Verlag, Berlin 2010
ISBN 9783803132284
Gebunden, 141 Seiten, 16,90 EUR

Klappentext

Aus dem Spanischen von Heinrich von Berenberg. Marilyn und Big John sind zwei Gummipuppen der neuesten Generation, ausgestattet mit allerlei technischem Schnickschnack, Basilio und Lupercia ihre beiden in die Jahre gekommenen, kleinbürgerlichen Besitzer. Marilyn fingiert Orgasmen mit geschlossenen Augen, schmettert als Höhepunkt Opernarien und verlacht Basilio wegen seiner nur achteinhalb Zentimeter langen Manneskraft, die sie dank eines eingebauten Sensors vermessen kann. Big John hingegen findet Lupercia unattraktiv, kann aber dennoch nicht verhindern, dass der Härtegrad seines "besten Stücks" reguliert wird. Als Basilio und Lupercia eines Abends nach Hause kommen und ihre Puppen in eindeutiger Stellung auf dem Sofa vorfinden, werden die beiden in die Wandschränke verbannt - so dass Marilyn und Big John fortan nichts bleibt, als über das Gut der Freiheit zu philosophieren und darüber, wie sie diese erreichen und ihre Liebe zueinander verwirklichen können.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 23.07.2010

Nein, die schlechte Meinung des fiktiven Herausgebers dieser Pornopuppen-Lovestory über das Buch möchte Florian Borchmeyer nicht teilen. Für ihn ist Javier Tomeo mit seinem Kurzroman ein spätes Meisterwerk gelungen, absurd bis zum Anschlag, deftig und feinsinnig zugleich, intelligent, subversiv, komisch und melancholisch. Vor allem die bizarre Komik der Geschichte über ein sexuell frustriertes Paar und seine höchst potenten, miteinander einen Wagnerischen Liebesrausch erlebenden Lustprothesen ("Wo ist mein Wissen gegen dies Wirrsal?") hat den Rezensenten überzeugt. Allerdings nicht, ohne dass er auch die zivilisationskritische Wucht dahinter gespürt hätte. Das Menschenbild, das Tomeo in seiner Groteske entwirft, das erkennt Borchmeyer, ist nämlich ganz und gar nicht freundlich.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 20.03.2010

Möglicherweise ist dieser Roman von Javier Tomeo sehr schlechte Literatur. Kersten Knipps Besprechung jedenfalls deutet in diese unerfreuliche Richtung. Zwar scheint die von Knipp knapp wiedergegebene Geschichte - alterndes Ehepaar schafft sich zwei Sexgummipuppen an, die sich ineinander verlieben - durchaus über surreales Spaßpotenzial zu verfügen. Den Haken an der Sache erkennt Knipp allerdings unschwer in Tomeos Unfähigkeit, das Pornografische seines Textes irgendwie zu unterlaufen, dem Leser einen Schutzraum, eine Möglichkeit zur Distanz zu verschaffen. Derart schutzlos aber erscheint der Rezensentin der Plot nur flach und vulgär, Tomeos Sprache als eine Ansammlung von dumpfen Herrenabenden abgelauschten schlüpfrigen Zoten und Kalauern, das Buch als Altmännerfantasie der ganz billigen Sorte.
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