Jan Böttcher

Y

Roman
Cover: Y
Aufbau Verlag, Berlin 2016
ISBN 9783351036409
Gebunden, 255 Seiten, 19,95 EUR

Klappentext

"Ich versuche ständig, mit der Fremde warm zu werden. So wie ich nicht anders kann, als mit der Wärme zu fremdeln." In Deutschland lernen sie sich kennen. Im kriegszerstörten Kosovo können sie nicht zusammenbleiben. Nur ihrem Sohn gelingt es, die alten Grenzen hinter sich zu lassen. Jan Böttcher hat einen großen europäischen Roman geschrieben: die Geschichte einer ungleichen Liebe zwischen Nord und Süd, Heimat und Fremde, Schicksal und Selbstbestimmung.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 20.06.2016

Rezensent Hans-Peter Kunisch weiß, was Jan Böttcher kann. In der Rahmenhandlung seines Romans "Y" zeigt Böttcher ihm das auch mit der feinfühligen Beschreibung einer Beziehung zwischen Vater und Sohn. Doch leider, bedauert Kunisch, wiegt diese Stärke kaum die Defizite der Binnenerzählung auf. Hier sei Böttcher zu sehr dem Relevanzdruck unterlegen, wenn er versuche die Geschichte einer kosovarischen Familie und der einer Kosovo-Reise von Vater und Sohn auf einander zu beziehen. Die überzogene politische Korrektheit wirke unbeholfen und offenbare allzu deutlich nicht nur das angestrengt offene Verhältnis des Ich-Erzählers zu Fremde, sondern auch des Autoren. So bleibe der angestrebte "große europäische Roman" leider nur ein "gut gemeintes Projekt".
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 09.06.2016

Rezensent Kai Sina kennt Jan Böttcher als melancholischen, sprachsensiblen und humorvollen Songwirter und sanften Sozialkritiker. Für einen europäischen Roman reicht das nicht, stellt er ernüchtert fest. Eine schlüssige Romankonzeption nämlich vermisst der Rezensent in Böttchers Text über eine zerrissene Familie, Flucht und Heimat, Kulturkonflikte und Europa. Das Buch stellt für ihn weder eine packende Familiengeschichte dar noch das schlüssige Porträt einer Nachkriegswelt im Kosovo. Wenig überzeugend wirkt auf Sina auch die indifferente Erzählerfigur. Statt zu politischer Haltung scheint sie ihm nur zu ungefähren Anmerkungen in der Lage zu sein, zu "Nullsätzen". Gegenwartsrelevanz erreicht der Autor so jedenfalls nicht, meint Sina.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 16.04.2016

Christoph Schröder bleibt merklich unterwältigt von Jan Böttchers im Rahmen eines Stipendiatenaufenthalts im Kosovo entstandenen Roman über kompliziert anmutende, aber doch recht gut lesbare, bis nach Berlin reichende Konstellationen der kosovarischen Nachkriegsgesellschaft. Zwar gelingen dem Autor "atmosphärisch mitreißende" Schilderungen der schwierigen Situation in der Stadt Prishtina und insbesondere im ersten Teil der verschachtelt erzählten Geschichte bewege sich der Autor auf dem Niveau, das man auch von seinen früheren Arbeiten her kennt. Probleme hat der Kritiker allerdings mit dem zweiten Teil der Geschichte, in der eine sichtlich als Alter Ego des Schriftstellers angelegte Figur nach Prishtina kommt, mit der Stadt aber nichts anzufangen wisse. Im folgenden zerfalle der Roman "in eine Ansammlung loser Beobachtungen und Skizzen", so der Rezensent, der "Y" schlussendlich als zu unterkonturiert empfindet.
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