Ino Augsberg, Karl-Heinz Ladeur

Toleranz - Religion - Recht

Die Herausforderung des neutralen Staates durch neue Formen von Religiösität in der postmodernen Gesellschaft
Cover: Toleranz - Religion - Recht
Mohr Siebeck Verlag, Tübingen 2007
ISBN 9783161490729
Kartoniert, 151 Seiten, 49,00 EUR

Klappentext

Kruzifix, Kopftuch, Karikaturen - drei Stichwörter, die stellvertretend für eine Entwicklung der letzten Jahre stehen können: die deutliche Zunahme öffentlicher Auseinandersetzungen um die Stellung der Religion in der Gesellschaft. Offenbar ist das Modell der demokratischen Gesellschaft, die die Religion auf den Status einer primär privaten Angelegenheit reduzieren möchte, an eine Grenze gelangt. Ausgehend von einer Darstellung der Situation der Religion in der modernen Gesellschaft sowie einer genauen Analyse einzelner Urteile zeigen Karl-Heinz Ladeur und Ino Augsberg, wie das komplexe Spannungsverhältnis von Staat, Gesellschaft und Religion zwar nicht dauerhaft aufgelöst, aber doch im Sinne eines dynamischen neuen modus vivendi redimensioniert werden könnte.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 20.11.2007

Eine "wichtige" Studie erblickt Rezensentin Alexandra Kemmerer in diesem Buch über die religiöse Herausforderung des Staats, auch wenn sie nicht immer mit den Autoren einverstanden ist. Sie bescheinigt ihnen jedenfalls, gekonnt aktuelle Debatten aufzugreifen, ohne konkrete Konfliktfälle aus den Augen zu verlieren. Ziel der Studie scheint ihr die Entschärfung des Konflikts zwischen Staat und Religion zu sein. Das Mittel dafür sei ein Konzept von Religionsfreiheit, das dem Eigenwert von Religiosität gerecht werden soll. Brillant findet Kemmerer die Geschichte des Toleranzbegriffs, die die Autoren skizzieren. Allerdings führt die Darstellung zu ihrem Bedauern am Ende zu einem Plädoyer für die bloße Duldung Andersgläubiger, während der moderne Toleranzbegriff auf eine sie nicht überzeugende Weise kritisiert wird. Sie unterstreicht, dass Augsberg und Ladeur vor allem dem strukturellen Unterschied zwischen der Mehrheit und der Minderheit Tribut zollen: Fremdes habe dabei nur ein begrenztes Gastrecht.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 31.08.2007

Für Gerd Roellecke erschöpft sich die Aktualität dieses Bandes nicht in seinem Gegenwartsbezug. Allerdings erkennt Roellecke klar, wie die Autoren an "neue Formen" religiöser Auseinandersetzung anknüpfen, um das Neutralitätsprinzip ins Wanken zu bringen und die "immanenten Grenzen" einer Erziehung zur Toleranz aufzuzeigen. Überzeugt haben den Rezensenten nicht nur die diskursethischen Exkurse der Autoren, sondern auch ihr Verständnis von Religion als kulturellem Toleranzträger. Die Brisanz des hier ansetzenden Argumentationsgangs, der das Neutralitätsprinzip betreffend Staat und Religion auszuhebeln imstande ist, ist Roellecke bewusst ("wird viele Muslime nicht erfreuen"). Den Autoren ist er trotzdem dankbar, "Argumentationsstrukturen" aufgedeckt und daraus "meisterlich" Schlüsse gezogen zu haben.
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