Friedrich Ani

Nackter Mann, der brennt

Roman
Cover: Nackter Mann, der brennt
Suhrkamp Verlag, Berlin 2016
ISBN 9783518425428
Gebunden, 223 Seiten, 20,00 EUR

Klappentext

Im Alter von vierzehn Jahren flieht ein Junge aus dem süddeutschen Dorf Heiligsheim. Vierzig Jahre später kehrt er als Ludwig, "Luggi" Dragomir zurück: Alkohol, Drogen und alle gegen sich und die anderen ausgefochtenen Kriege in Berlin verhinderten nicht das ständige Wiederleben des Missbrauchs seiner Spielkameraden und seiner selbst durch die Honoratioren von Heiligsheim. Die Schuldgefühle, diese Jungen nicht beschützt zu haben, treiben ihn an: "Je mehr Zeit ich im Dorf verbrachte, desto mehr Kinder kamen zurück und scharten sich in meinem Kopf ums schwarze Brot der Erinnerung." Seit seiner Anwesenheit verschwinden gleich mehrere ältere Herren, einige werden tot aufgefunden - ob durch Unfall oder Mord, das versucht Kommissarin Anna Darko herauszufinden. Dabei gerät auch Ludwig ins Visier, da er ein Verhältnis hat mit der Ehefrau eines der Vermissten, den er als Gefangenen im eigenen Haus malträtiert. Denn in Ludwig Dragomir hatte Wut die Oberhand erlangt, und nun "durfte sie brennen": "Da stand ich, am Rand der Nacht, zum Morden geboren, zum Sterben bereit und starb nicht und mordete noch lang nicht genug." Wie aus Opfern Täter werden, in welcher Weise dieser unaufhaltsame, alle Grenzen der Grausamkeit sprengende Prozess abläuft - dies erzählt Friedrich Ani.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 06.10.2016

Knapp, aber begeistert bespricht Tobias Gohlis Friedrich Anis neuen Kriminalroman "Nackter Mann, der brennt". Erzählt wird die Geschichte von Ludwig Dragomir, der nach Jahrzehnten der Abwesenheit in sein bayrisches Heimatdorf zurückkehrt, um sich an jenen zu rächen, die ihn und andere Kinder einst sexuell missbrauchten, erklärt der Rezensent. Wie der Autor vom Zorn und Schuldgefühl seines Helden erzählt, ihn wie Jim Thompsons Lou Ford in "Der Mörder in mir" zunehmend in den Wahn abgleiten lässt und religiöse Motive einbindet, ringt dem Kritiker größte Anerkennung ab. Ein auch sprachlich virtuoser Roman, der Tabus bricht, lobt er.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 23.09.2016

Friedrich Anis neuen Krimi findet Sylvia Staude famos. Wie ein gut funktionierendes Uhrwerk erzählt der Autor laut Rezensentin von einem Rachefeldzug, "schlank und scharf und trotzdem satt an Atmosphäre". Auch wenn Ani das Thema Kindesmissbrauch nie direkt anspricht, wird für Staude deutlich, worum es geht und dass Anis Protagonist gegen die Gleichgültigkeit, Heuchelei und Verachtung eines ganzen Dorfes angeht. Der Furor der Figur wird für Staude so begreiflich.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 03.08.2016

Rezensentin Roswitha Budeus-Budde liest Friedrich Anis Rachegeschichte aus der bayerischen Provinz als Roman noir, düster, psychologisch erbarmungslos und messerscharf in den Sprachbildern, meint sie. Zuerst fällt ihr die Lektüre nicht immer leicht, weil die Realität im Text ihr so grausig und schonungs- wie aussichtslos erscheint. Nach einer Weile verfällt sie jedoch Anis den Empfindungen seiner Hauptfigur folgenden mäandernden Sätzen, in denen laut Rezensentin immer wieder auch etwas grotesk Naives, Clowneskes im Dunkel lauert.
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