Fadhil al-Azzawi

Der Letzte der Engel

Roman
Cover: Der Letzte der Engel
Dörlemann Verlag, Zürich 2014
ISBN 9783038200109
Gebunden, 512 Seiten, 24,90 EUR

Klappentext

Aus dem Arabischen von Larissa Bender. Kirkuk im Irak der fünfziger Jahre. Das Leben von Hamid beginnt an jenem Tag, an dem er seine Stelle als Fahrer bei der britischen Erdölfirma verliert und seinen unglücklichen Spitznamen Hamid Nylon erhält. Er soll - so die Gerüchte - der leichtfertigen Frau seines "Boss" Avancen gemacht haben. Hamid findet in der Folge seine Berufung als Revolutionär und gründet eine Gewerkschaft.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 14.02.2015

Endlich ist Fadhil al-Azzwawis bereits 1992 veröffentlichter Roman "Der Letzte der Engel" auch auf Deutsch erschienen und kommt doch zur rechten Zeit, verkündet Rezensent Moritz Behrendt. Denn diese herrliche Gesellschaftssatire eröffnet dem Kritiker einen interessanten historischen Einblick in den Irak der 1950er Jahre und beleuchtet zugleich die aktuell herrschende Entgrenzung der Gewalt, den totalitären Machtanspruch einer Religion bzw. Ideologie, aber auch die kulturelle Vielfalt des Landes. Behrendt begleitet hier eine aus turkmenischen, kurdischen, arabischen und assyrisch-christlichen Mitgliedern bestehende Delegation, die sich in der Ölstadt Kirkuk aufmacht, um beim König in Bagdad Widerspruch gegen die geplante Durchgangsstraße im Musalla-Friedhof einzulegen. Während der Rezensent durchaus amüsiert das liebevoll skizzierte, kuriose Ensemble aus "geldgeilen Imamen", opportunistischen Ideologen, in ihrer Männlichkeit angegriffenen Revolutionsführern und "freundlichen Dämonen" erlebt, erfährt er zugleich viel über die Auswirkungen der gefährlichen Mischung aus Obrigkeitshörigkeit und Misstrauen gegen die staatliche Ordnung. Ein meisterhafter, zudem brillant und mit Gefühl für al-Azzawis Doppelbödigkeit übersetzter Roman, der das vielschichtige, auch absurde Leben im Irak erhellt, lobt der Rezensent.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 21.11.2014

Stefan Weidner kann nicht umhin, diesen Roman des irakischen Schriftstellers Fadhil al-Azzawi mit dem aktuellen Terror des Islamischen Staates im Hinterkopf zu lesen, auch mit den Kriegen der vergangenen Jahre. Fünfundzwanzig Jahre nach Erscheinen des Originals ist die Übersetzung "Der Letzte der Engel" einerseits längst überfällig, erklärt der Rezensent, andererseits sind wir vielleicht auch erst jetzt bereit dafür. Der Irak, über den al-Azzawi schreibt, ist so multikulturell wie nur möglich: unterschiedlichste Religionen mit ihren diversen Strömungen gibt es, zahlreiche Ethnien, Sprachen, politische Überzeugungen und Verhältnisse zu Leben, Tod und Wirklichkeit, fasst Weidner zusammen. In diesem Szenario siedelt al-Azzawi eine Geschichte an, die am magischen Realismus orientiert scheint, was der Rezensent durchaus nachvollziehbar findet, eigne sich die so brutale Realität doch kaum noch zur nüchternen Betrachtung. Fest steht für Weidner: auf die nächsten Übersetzungen würde er ungern wieder fünfundzwanzig Jahre warten.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 06.11.2014

Dieser auf Arabisch bereits 1992 erschienene, nun übersetzte erfolgreichste Roman des irakischen Dichters Fadhil al-Azzawi begeistert Insa Wilke. Der Autor nämlich, schreibt Wilke, schwingt eine scharfe Waffe: den diabolischen Humor. Derart vermag al-Azzawi die verwirrende religiöse Gemengelage, den alltäglichen Rassismus und sogar die Folter im Kirkuk der 50er Jahre als Posse zu beschreiben, erläutert die Rezensentin. Als polyphon empfindet Wilke die Perspektivik des Textes, der sich um Armut und Probleme des Glaubens dreht, wie Wilke mitteilt, und dem Leser rasant und mit Mitteln des magischen Realismus  ein Epos aus dem Irak erzählt.
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