Eva Menasse

Der Holocaust vor Gericht

Der Prozess um David Irving
Cover: Der Holocaust vor Gericht
Siedler Verlag, Berlin 2000
ISBN 9783886807130
Gebunden, 191 Seiten, 15,29 EUR

Klappentext

Der Prozess, der in London im Januar 2000 begann, sucht seinesgleichen. Ohne Zeitzeugen, mit erstklassigen Historikern als Gutachtern, steht in gewisser Hinsicht der Holocaust vor Gericht. David Irving, von der amerikanischen Historikerin Deborah Lipstadt "einer der gefährlichsten Holocaust-Leugner" genannt, klagt seine Sicht der Dinge vor Gericht ein. Während er die Existenz der Gaskammern weiterhin bestreitet, fühlt er sich von Lipstadt verleumdet und macht sein Recht auf Meinungsfreiheit geltend. In Großbritannien liegt bei Verleumdungsklagen die Beweislast nicht beim Kläger, sondern beim Beklagten. Die Verteidigung hat daher einige der wichtigsten Holocaust-Experten der Welt aufgeboten, um einerseits Irvings skrupellosen Umgang mit Fakten, andererseits den systematischen Charakter der Ermordung der europäischen Juden durch die Nazis zu beweisen.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 15.09.2001

Eine Menge "Erhellendes" bietet dieses Buch von Eva Menasse zu dem Prozess, den der Holocaust-Leugner David Irving gegen die Historikerin Deborah Lipstadt angestrengt hatte, findet der Rezensent mit dem Kürzel "jah". Der Prozess kam zustande, weil Lipstadt ihn eben genau das, nämlich einen Holocaust-Leugner, genannt hatte. Weil die Beweislast im englischen Recht beim Beklagten liegt, ging es bei dieser Verhandlung nicht nur um den Disput zwischen Kläger und Beklagtem - vielmehr ging es darum, den Holocaust noch einmal zu beweisen und deshalb ist bei diesem Prozess eine Menge Material über den Holocaust auf den Tisch gekommen. Die Autorin beobachtete den Prozess für die "FAZ", und was sie dabei an Informationen zusammengetragen hat, ist nach Ansicht des Rezensenten "ein hintergründiges, scharfsinniges und auch humorvolles Porträt" des Prozesses.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 23.01.2001

Da schreibt einer der Beteiligten, nämlich der Gutachter Richard J. Evans, über ein Buch, das den Prozess zwischen dem Holocaust-Leugner David Irving und der amerikanischen Historikerin Deborah Lipstadt behandelt. Zunächst mokiert sich Evans darüber, dass ihn die Autorin als "kleinen unauffälligen Mann" bezeichnet hat. Offensichtlich haben sich Gutachter/Rezensent Evans und Autorin/Reporterin Menasse nie persönlich kennengelernt. Menasse war laut Evans als "Starreporterin" für die FAZ während des Prozesses in London tätig, und das Buch enthalte im wesentlichen ihre Reportagen, die Evans alle für hochspannend und glänzend geschrieben hält. Nicht einverstanden zeigt sich Evans mit Menasses Gleichsetzung der beiden Prozessbeteiligten: ihrer Schilderung von Irving als notorischem Judenfeind stehe die Charakterisierung Lipstadts als jüdischer amerikanischer Aktivistin gegenüber. Das, so Evans, werde aber der wissenschaftlichen Qualifikation Lipstadts in keiner Weise gerecht, die nicht für den Zionismus, sondern die Freiheit von Rede und Forschung vor Gericht gekämpft habe.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 09.11.2000

Die Autorin war als Reporterin bei dem Londoner Irving-Prozess dabei, und Kernstück ihres Buches bilden darum ihre, so Rezensent Heinrich Senfft, äußerst lesenswerten, einfühlsamen und spannenden Gerichtsreportagen. Darüber hinaus aber hat sich Menasse an einem Porträt des Hitler-Verehrers und Holocaust-Leugners Irving versucht, das Senfft als nicht gelungen bezeichnet. Wie aus einem bekannten historischen Schriftsteller ein verbohrter Rechtsextremist geworden sei, dafür bleibe die Autorin die Erklärung schuldig. Außerdem porträtiere Menasse die Klägerin, die Historikerin Deborah Lipstadt, und stelle die verflochtene Prozessgeschichte dar: all das wirke angelesen und sei verwirrend dargestellt. Gelten läßt Senfft nur Menasses Schilderungen der Gerichtsszenen: die allerdings seien lesenswert genug und für die Buchausgabe leicht überarbeitet worden.