Ethel Matala de Mazza

Der populäre Pakt

Verhandlungen der Moderne zwischen Operette und Feuilleton
Cover: Der populäre Pakt
S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2018
ISBN 9783103972344
Gebunden, 480 Seiten, 25,00 EUR

Klappentext

Die Geschichte der Moderne wird gerne als eine Bewegung erzählt, die von der sogenannten 'Hochkultur' ausging, von Philosophie oder Dichtung, von Traktaten und Romanen. Ethel Matala de Mazza zeigt hingegen, dass die 'populären Formen' einen ebenso großen Anteil am Durchbruch der Moderne hatten. Indem sie sich Genres wie Operette oder Feuilleton und ihren sozialen Einsätzen und ästhetischen Verfahren widmet, gelingt es ihr, das Politische im Populären zu finden und zu analysieren, wie diese Formen darauf antworten. Entstanden ist eine neue Geschichte der Transformation der Öffentlichkeit durch populäre Formen, in denen soziale Poetik und ästhetische Soziologie verschränkt werden - und die unmittelbar mit dem Schicksal dessen verknüpft sind, was nun 'Gesellschaft' heißt.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 03.08.2019

Rezensent Jakob Hayner hält Ethel Matala de Mazzas umfangreiches Buch über die populären Künste der französischen Moderne für äußerst wertvoll. Die Literaturwissenschaftlerin kann ihm zeigen, dass populäre Theaterformen wie die Operette und die Farce dazu beitrugen, die "Überreste des Ancien Régime" zu beseitigen, indem sie die Selbstherrlichkeit der Tragödie ausstellten und hauptsächlich die bürgerliche Masse ansprachen. Darüber hinaus zeugen die populären Künste mit ihrer Effekthascherei und ihrem Fokus auf Unterhaltung von der wachsenden Kapitalisierung im Second Empire, hat der Kritiker hier gelernt. Alles in allem hält er das Buch für ein wichtiges Plädoyer, auch populäre Formen mehr als Kunst zu würdigen.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 19.02.2019

Rezensent Jörg Später lernt die Wirkkraft der Operette kennen in dieser Studie der Literaturwissenschaftlerin Ethel Matala de Mazza. Der Kritiker folgt hier Siegfried Kracauer und Karl Kraus ins Berlin der Zwanziger, ins Paris des Second Empire und zurück ins Wien der Jahrhundertwende bis zum Ersten Weltkrieg. Er lernt, wie die Operette Theater, Musik, Politik und Philosophie jener Zeit beeinflusste und wie sie, zusammen mit dem Feuilleton, "Ausdruck einer Massendemokratie" wurde. Gern hätte der Kritiker zwar auch mehr zur Verbindung zwischen Populärem und Populismus oder zu Kracauers zwiespältiger Haltung gegenüber jenen Kulturtechniken erfahren. Auch mit Blick auf die Fülle des Materials muss Später bisweilen durchatmen. Matala de Mazzas Quellenkenntnis, ihrer klugen Literaturinterpretation und ihrer feinen Beobachtungsgabe, etwa zur Welt der "Operettenmonarchien", verdankt der Kritiker allerdings "schmucke Vignetten".
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 02.01.2019

Anregend findet Wolfgang Fuhrmann Ethel Matala de Mazzas Buch über den Pakt zwischen Unterhaltungskultur und Politik der Masse. Germanistisch allerdings, warnt er, ist der Text bei aller disziplinären Offenheit dann doch durch die Befassung mit "ephemeren" Textgenres bei Mercier, Heine oder Kraus. Den Beweis, dass Unterhaltung nicht gleich Verdummung meint, führt die Autorin laut Rezensent im lässigen Kracauerschen Ton, doch mit scharfem Blick anhand des Feuilletons und der Operette. Matala de Mazzas Assoziationsfreude und der erzählende Grundton des Buches gefallen Fuhrmann sehr.
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