Edward St. Aubyn

Nette Aussichten

Roman
Cover: Nette Aussichten
DuMont Verlag, Köln 2008
ISBN 9783832180249
Gebunden, 188 Seiten, 17,90 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Dirk van Gunsteren. Eine englische Gartenparty im Februar, bei der degenerierte Herzöge, adelsgeile Emporkömmlinge, abgehalfterte Popstars und heiratswütige Pfarrerstöchter aufeinanderprallen. Ausgerechnet vor der Kulisse dieses Jahrmarkts der Eitelkeiten vertraut Patrick Melrose erstmals einem Freund sein übermächtiges Kindheitstrauma an. Das gesellschaftliche Großereignis wird zur aberwitzigen Folie, vor der die Abgründe des Menschlichen nur umso deutlicher werden.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 19.07.2008

Rezensentin Margret Fetzer hat sich äußerst gern in die Welt der britischen Upper-Class der 80er und 90er Jahre begeben, die Gegenstand dieser Roman-Trilogie ist, deren deutsche Fassung mit dem Erscheinen dieses dritten Bandes nun komplett vorliegt, wie die Rezensentin schreibt. Diese Welt werde in den Büchern zwar äußerst überzogen, aber auch höchst unterhaltsam dargestellt, Snobismus und Arroganz inklusive. Zwar findet sie persönlich, dass der erste Band der beste ist. Aber auch Band drei hat seine Reize für sie, was unter anderem opulenten Parties und der Drogenberauschtheit des Romanpersonals zu verdanken ist. Als Problem empfindet die Rezensentin jedoch, dass die Subtilitäten des Originals eigentlich unübersetzbar seien: angefangen mit den Feinheiten des britischen "Oberschichtensprechs" bis zu den literarischen Zitaten, denen hierzulande der signalreizhafte Wiedererkennungswert fehle. In diesem Zusammenhang bemängelt die Rezensentin auch, dass jeder der drei Bände einen anderen Übersetzer hat.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 10.06.2008

In "Nette Aussichten", dem letzten Teil der Romantrilogie von Edward St Aubyn über den britischen Zyniker und Drogennutzer Patrick Melrose, hat der Autor nach Meinung des Rezensenten Friedhelm Rathjen wieder zu seiner "Höchstform" zurückgefunden. Nach dem schwachen zweiten Roman "Schlechte Neuigkeiten" glänzt St Aubyn nun mit einer "brillanten und streckenweise urkomischen" Gesellschaftssatire. Der Schilderung eines elitären Upperclass-Festes, auf dem man intrigant und geistreich sein möchte, gibt Rathjen die Bestnote, so sehr haben ihn die "raffinierte Erzähltechnik" und die Darstellung der Identitätsproblematik überzeugt. St Aubyn habe alle drei Bücher um "klar definierte Zentren herum komponiert", konstatiert Rathjen. In "Nette Aussichten" ist dieses Zentrum jene Szene, in der Patrick Melrose die im ersten Roman "Schöne Verhältnisse" geschilderte Vergewaltigung durch den Vater einem Freund erzählt, so Rathjen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 12.03.2008

Dies ist der dritte Roman in der im Original schon rund fünfzehn Jahre alten Trilogie um den drogensüchtigen Patrick Melrose, der nun dreißig ist und schwer unter den Traumata seiner Kindheit und Jugend, vor allem der Vergewaltigung durch seinen Vater leidet. Zentrum der Handlung sind eine Party und die Vorbereitungen dazu. Ein bisschen schwierig, gibt der Rezensent Paul Ingendaay zu, ist es zu Beginn für all jene, die die Vorgängerromane nicht kennen, den Überblick übers Personal zu behalten. Aber man kommt schnell rein, schon weil man sich über die witzigen Pointen amüsiert. Wobei die "Formulierungsgabe" des Autors ihre Schattenseite hat: richtig plastisch und lebendig werden die Nebenfiguren nämlich nicht. Der "dunkle, schwermütige Glanz", mit dem St. Aubyn aber seinen Protagonisten auszustatten verstehe, macht das wieder wett. Kein "großer Roman", resümiert Ingendaay, aber allemal das Werk eines "begabten Schriftstellers".
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