Suzie Miller

Prima facie

Roman
Cover: Prima facie
Kjona Verlag, München 2024
ISBN 9783910372214
Gebunden, 352 Seiten, 25,00 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Katharina Martl. Das Gesetz ist dazu da, ALLE Menschen zu beschützen. Oder? Tessa Ensler ist die auffälligste unter den jungen Strafverteidigern Londons. Sie entstammt nicht einer jener angesehenen Familien mit old money. Sie hat sich aus einem Klima häuslicher Gewalt befreit und aus der Arbeiterklasse hochgearbeitet. Heute verteidigt sie unter anderem Männer, die wegen sexueller Übergriffe angeklagt sind. Ihre Art, Zeuginnen - die mutmaßlichen Opfer - ins Kreuzverhör zu nehmen, ist legendär und wird zu ihrer Eintrittskarte in den inner circle der Anwaltskammern. Es scheint, als hätte sie es geschafft. Doch dann passiert etwas, das ihren Glauben an das Gesetz tief erschüttert, und sie entscheidet sich, selbst in den Zeugenstand zu treten.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 16.03.2024

Dieser Roman von Suzie Miller basiert auf ihrem gleichnamigen Theaterstück, weiß Rezensentin Simona Pfister, es geht um eine Anwältin, die Opfer sexualisierter Gewalt verteidigt, bis sie selbst vergewaltigt wird und die Ungerechtigkeiten der Straffprozessordnung kennenlernt. Es ist nämlich so, erklärt Pfister, dass es das Opfer ist, das wieder und wieder zur Tat aussagen muss, der Angeklagte kann die Aussage verweigern. Ein relevantes, wichtiges und auch spannendes Thema mit dem Potential, Veränderungen anzustoßen, aber leider kommt das im Roman längst nicht so gut rüber wie im Theaterstück, wie die Kritikerin bedauert, die die geschilderten Gefühle der Protagonistin oft zu platt findet - so kann das Buch zwar vom Anliegen her überzeugen, nicht aber aus literarischer Sicht, schließt sie.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 30.01.2024

Tessa Ensler, die Hauptfigur des Buch von Suzie Miller, ist, erläutert Rezensentin Sonja Hartl, Strafverteidigerin und darauf spezialisiert, Aussagen vor Gericht auf mögliche Widersprüche abzuklopfen, um ihre Mandanten vor einer Verurteilung zu bewahren. Als sie selbst Opfer einer Vergewaltigung wird, fährt die Zusammenfassung fort, verhält sie sich nicht so, wie sie sich ihres eigenen Wissens zufolge verhalten sollte, behält jedoch vorläufig ihren Glauben an die Integrität des Rechtssystems. Hartl vergleicht das Buch mit seiner Vorlage, einem ebenfalls von Miller verfassten Bühnenstück. Der Roman fügt der Bühnenversion laut Rezensentin wenig Interessantes hinzu und nimmt dem Geschehen einiges von seiner in einer Theateraufführung vermittelten Dringlichkeit. Als kritische Untersuchung des Rechtssystems aus feministischer Perspektive und insbesondere als mit guten Argumenten unterfütterter Aufruf, das Sexualstrafrecht zu ändern, ist jedoch auch die Romanfassung empfehlenswert, schließt Hartl.