Dror Mishani

Vermisst

Avi Avraham ermittelt
Cover: Vermisst
Zsolnay Verlag, Wien 2013
ISBN 9783552056459
Gebunden, 351 Seiten, 17,90 EUR

Klappentext

Aus dem Hebräischen von Markus Lemke. Cholon, nahe Tel Aviv: Ein 16-jähriger Junge ist spurlos verschwunden. Inspektor Avi Avraham glaubt zunächst nicht an ein Verbrechen, doch von Ofer fehlt jede Spur, und daran ändert sich auch in den folgenden Tagen nichts. Außer einem aufdringlichen Lehrer, der im gleichen Haus wie Ofer wohnt und ihm einst Nachhilfestunden gegeben hat, scheint niemand etwas zu wissen. Doch dann kommen plötzlich Briefe, Briefe des vermissten Jungen. Ein fesselnder und höchst beunruhigender Kriminalroman aus Israel, der eine zutiefst verstörende Normalität schildert.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 07.09.2013

Toll findet Katharina Granzin den ersten Krimi von Dror Mishani, der von Hause aus eigentlich Literaturprofessor ist. Mit Meta-Reflexionen ist deshalb von vornherein zu rechnen: So ist auch der hier figurierende, griesgrämige Inspektor einer, der Krimis vor allem deshalb liest, um seinen literarischen Kollegen mangelnde kriminologische Kompetenz nachzuweisen, nur um am Ende bei seinem eigenen Fall nach zähen Ermittlungen selbst nicht ins Schwarze zu treffen, erklärt die Kritikerin. Doch ist dieses Spiel mit den Konventionen des Genres "alles andere als papieren", schreibt sie weiter: Mishani geht dicht - für Granzins Geschmack fast schon zu dicht - an seine Figuren heran und wahrt doch die Spur eines Rest-Mysteriums. Was ist Sein, was Schein - und welche Evidenzen sind nur vorgeblich solche? Wie Mishani mit solchen Fragen jongliert, das findet Granzin am Ende "ziemlich gut".

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 01.08.2013

Tobias Gohlis hat ein paar Ideen, wie er mit Dror Mishanis Debütkrimi "Vermisst" noch ein wenig glücklicher gewesen wäre: noch ein Schuss mehr israelische Lebenswirklichkeit und vielleicht ein Vorwort, das diese Lebenswirklichkeit dem Leser erläutert, etwa dass der Protagonost Avraham Avraham zu den Mizrachim, den orientalischen Juden gehört und als solcher im sozialen Gefüge ganz weit unten steht. Seis drum, der Rezensent hat auch so seine Freude an diesem Buch, und dass das Ende für Krimikenner vielleicht ein wenig absehbar daherkommt, wird für Gohlis dadurch wettgemacht, dass Mishani die Wendung "ziemlich brillant" präsentiert.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 31.07.2013

Wohlwollend, aber ohne rechte Begeisterung bespricht Hannes Hintermeier diesen Krimi des israelischen Literaturwissenschaftlers Dror Mishani. Der erzählt die Geschichte des Kommissars Avi Avraham, der im Fall eines vermissten Jungen ermittelt und dabei den Spuren, die sich ihm aufdrängen, eher nicht nachgeht. Hintermeier warnt davor, dass Mishani "unaufgeregt" erzählt, die Handlung sich recht gemächlich dahinschleppt und die Polizeiarbeit kaum den Rahmen des "normalen Seelendramas" verlässt. Positiv rechnet er dem Autor allerdings die "Metaebene" an, auf der der belesene Lektor seinen Fall mit der Geschichte des Kriminalromans kurzschließt.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 31.07.2013

Einen "angenehm stillen Kontrapunkt" zu den Mankellschen Serienmörder-Krimis nennt Sylvia Staude diesen Roman von Dror Mishani, der eigentlich als Lektor des israelischen Verlags Keter Publishing die Bücher von Henning Mankell betreut. Also alles anders bei Mishani: Der nachdenkliche Kommissar ist alles andere als schneidig oder inspiriert, meist steht er in diesem Fall um einen vermissten Jungen auf dem Schlauch. Die Polizisten hier führen keine Verhöre, sondern Gespräche, bemerkt Staude auch und beteuert, dass trotz des vorherrschenden Schneckentempos durchaus Spannung aufkommt.
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