Djaimilia Pereira de Almeida

Seebeben

Roman
Cover: Seebeben
Unionsverlag, Zürich 2023
ISBN 9783293005952
Gebunden, 160 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Aus dem Portugiesischen von Barbara Mesquita. Der alte Boa Morte zieht durch die Gassen Lissabons, findet Obdach in verborgenen Winkeln, lauscht dem Gebimmel erzürnter Straßenbahnen und dem Gesang der Betrunkenen. Früher hat er in der Kolonialarmee gegen die Unabhängigkeit seiner Landsleute gekämpft, heute verdient er sich als Parkplatzeinweiser ein paar Münzen für die nächste Mahlzeit. Zusammen mit seiner Freundin Fatinha erhascht er Momente der Zufriedenheit, wenn abends zu ihren Füßen die Lichter des Viertels aufleuchten. Doch seine Erinnerungen fordern ihren Tribut, und die dunklen Bilder seiner Vergangenheit hüllen die Farben der Stadt in einen grauen Schleier.Ohne zu urteilen, erzählt Almeida von einem Gestrandeten, den die Geschichte vergessen will, der selbst jedoch seine Geschichte nicht vergessen kann.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 18.03.2023

Rezensent Cornelius Wüllenkemper staunt über Djaimilia Pereira de Almeidas poetische "Meditation über die postkoloniale Gegenwart". Sie besteht aus Briefen des Angolaners Boa Morte, der einst in der portugiesischen Kolonialarmee kämpfte und nun in ärmlichsten Verhältnissen in den Straßen Lissabons lebt, an seine von ihm verlassene Tochter. Dabei gehe es neben der Frage der Schuld, den Nachwirkungen des portugiesischen Kolonialismus und den Randständigen der Gesellschaft um für de Almeidas Werk typische Themen, die die Autorin trotz des politischen Charakters immer ambivalent zu verhandeln wisse, lobt Wüllenkemper. Eindrücklich findet er außerdem die "lyrische Prosa", mit der der Text in die Seelenwelt, in die hellen und dunklen Gedanken des Protagonisten, entführe. Eine düsterer, aber sensibler Roman, vermittelt der Kritiker.
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