Dirk Blasius

Weimars Ende

Bürgerkrieg und Politik 1930-1933
Cover: Weimars Ende
Vandenhoeck und Ruprecht Verlag, Göttingen 2005
ISBN 9783525362792
Gebunden, 188 Seiten, 24,90 EUR

Klappentext

Dieses Buch präsentiert einen neuen Zugang zum Epochenausgang Weimars. Die Forschung zur späten Weimarer Republik wird trotz des Speichers an geordnetem historischen Wissen, den sie zur Verfügung stellt, auch weiterhin von der Frage angetrieben, welche Brückenfunktion die Jahre zwischen 1930 und 1933 für die Etablierung der nationalsozialistischen Diktatur hatten. Was verstärkte den Sog einer Wirtschafts- und Staatskrise, den Hitler und seine Partei auszunutzen verstanden? Dirk Blasius stellt den Bürgerkrieg ins Zentrum seiner Darstellung. Der Zerfall der Weimarer Republik hängt eng mit den Auflösungstendenzen der bürgerlichen Ordnung in Deutschland zu Beginn der dreißiger Jahre zusammen. Was Blasius interessiert, ist das Machtspiel der politischen Lager im Bürgerkrieg, ist die enge Beziehung zwischen der Richtungstendenz der Politik und dem Ausmaß politischer Gewalt, die er eng an den Quellen herausarbeitet. Auf diese Weise wird deutlich, dass der Begriff des Bürgerkrieges als Erfahrungs- und Deutungskategorie der Mitlebenden eine Konfiguration erschließt, welche die Weimarer Staatsordnung von innen her zerstört hat.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 10.11.2005

Gerd Krumeich lobt viel und tadelt ein bisschen. Dirk Blasius' Studie, schreibt er, ist verdienstvoll und von "wünschenswerter Entschiedenheit" in ihrer Darstellung und Deutung der Gewaltexzesse am Ende der Weimarer Republik. Warum war die national-konservative Elite so eigenartig unentschlossen in ihrem Vorgehen gegen die Nazis? Weil sie die Gefahr verkannten, die von ihnen ausging. Womit sie den Zusammenbruch der Weimarer Ordnung selbst mit herbeiführten. Die mithin "keinen Erschöpfungstod" starb, sondern in der Gewalt auf den Straßen zerbrach. Krumeich stimmt grundsätzlich zu, gibt aber zu bedenken, dass Blasius' Rede vom Bürgerkrieg wohl etwas überzogen ist. Und außerdem werde dadurch verkannt, was zum triumphalen 1932er Wahlergebnis der NSDAP führen konnte: "Die Nazis waren bei aller Gewalt- Rhetorik Fleisch vom Fleische der bürgerlich-nationalen Gesellschaft." Dennoch: eine konzise, überzeugende Studie über die politische Verantwortung der Weimarer Eliten.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 13.07.2005

Großes Lob hält Rezensent Alexander Gallus für Dirk Blasius' Buch über das Ende der Weimarer Republik bereit. Quellennah und stringent argumentiert findet er Blasius' Darstellung, wonach Weimar nicht aufgrund integraler Strukturdefizite den berühmten Erschöpfungstod gestorben sei, sondern weil den tragenden Pfeilern der Republik die Legalität des Staates wichtiger war als die demokratische Legitimation. Blasius erkläre dies vor allem an dem Begriff und Phänomen des Bürgerkriegs. So habe sich die bürgerkriegsähnliche Situation nach der Aufhebung des SA-Verbots 1932 zugespitzt - allein im Juli des Jahres wurden 86 Menschen getötet -, ebenso fatal habe sich aber die Bürgerkriegsphobie ausgewirkt. Eindrücklich sieht Gallus dabei belegt, wie sehr die deutsche Politik damals von "staatlichem Ordnungsdenken bewegt" war und wie schwach die Bindung an den "Verfassungsstaat westlicher Provenienz" war.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 06.04.2005

Heinrich August Winkler, Historiker und Rezensent in einer Person, staunt, dass man dem Thema noch etwas Neues abringen kann. So viel sei doch schon zum Ende der Weimarer Republik veröffentlicht worden, wundert er sich, und doch setze Dirk Blasius neue Akzente, indem er sich auf die Rolle des Bürgerkriegs in der deutschen Politik in den Jahren 1930 bis 1933 konzentriert. Diesen Aspekt untersucht der Essener Historiker Blasius so intensiv und systematisch wie keiner vor ihm, meint Winkler, der das Buch ausdrücklich als gut geschrieben und gut recherchiert lobt. Zum einen gewähre es Einblick in das Denken und Handeln der damaligen Akteure, so Winkler, des Kabinetts von Reichskanzler Franz von Papen sowie der Regierung Schleicher; Schleichers Politik war sehr viel realistischer als die Papens, resümiert Winkler. Zum anderen aber, fährt er in seiner Lobeshymne fort, seien die wichtigsten Quellen für Blasius' Untersuchung und Darstellung die Tageszeitungen von damals, was ein besonderes Licht auf die Wahrnehmung der Krise und ihrer Gefahren durch die Zeitgenossen damals würfe. Nur warum Schleicher sich von einem politisch geschickten Akteur zu einem Tolpatsch entwickelt haben sollte, findet er in Blasius' Darstellung nicht zu seiner Zufriedenheit erörtert und gedeutet.

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