Davide Longo

Der Fall Bramard

Roman
Cover: Der Fall Bramard
Rowohlt Verlag, Reinbek 2015
ISBN 9783498039387
Gebunden, 320 Seiten, 19,95 EUR

Klappentext

Aus dem Italienischen von Barbara Kleiner. Die angelehnte Tür der Hütte im Wald. Der hingestreckte Körper im durchsichtigen Licht des Nachmittags. Das Muster der Schnitte auf dem nackten Rücken. Schwarze Haare ringsum verstreut. Ein paar unsichere Schritte, in dem Versuch, es nicht zu glauben, dann auf die Knie fallen und so verharren, die Hände nutzlos an den Seiten herabhängend, nicht aufhören hinzuschauen, wie vielleicht Hektor den Blick nicht senken konnte angesichts des Furors, mit dem Achill sein Herz zum Stillstand brachte.

Im Perlentaucher: Kultur aus Reue

Es ist seltsam, dass einem Kriminalroman besonders dann gern höhere literarische Weihen zugesprochen werden, wenn sich ein Mörder feinsinnig lächelnd und Leonard Cohen zitierend über seine Opfer hermacht. Thekla Dannenberg in Mord und Ratschlag

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 26.05.2015

Franz Haas empfiehlt Davide Longos neuen Roman nicht nur Krimilesern. Obgleich Longo eine veritable Kriminalgeschichte erzählt um einen Ermittler im Ruhestand, den die Vergangenheit einholt, sind es vor allem die stillen, sensiblen, vom Autor mit tschechowscher Lakonie erzählten Passagen, die kargen Stilleben der Berge nahe Turin und ein Polizist a. D. mit Faible fürs Wandern, die es Haas angetan haben. Alles andere, Serienmörder und Mädchenhandel, ist für Haas "bloß" Beiwerk für Krimikenner.

Rezensionsnotiz zu Die Welt, 09.05.2015

Maike Albath zeigt sich beeindruckt von Davide Longos Geschichte eines Ex-Kommissars. Dass der mit sich und den Elementen hadernde Mann von seinem letzten Fall nicht loskommt, ist das eine, das andere, lobt Albath ist die Art, wie Longo, davon erzählt. Knapp und dicht und strukturell zwar an den Krimi angelehnt, in Wahrheit aber nach einem Gesellschaftsporträt Italiens zielend, wie die Rezensentin verrät. Die Landschaftsbeschreibungen und verstörende Psychogramme überzeugen Albath von Longos These, wonach das Land über 1943 nie hinausgekommen ist. Schwer zu kauen hat sie an den ebenfalls in diese Kerbe schlagenden Schilderungen von sadistischen Frauenmorden im Buch. Das Tempo macht ihr zu schaffen, aber am Ende ist sie siegreich wie der Held.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 08.05.2015

Davide Longo gilt in Italien als die Stimme einer neuen Generation, weiß Jutta Person. Seine Romane, die meist Elemente eines Krimis aufweisen, sind wie die piemontesische Bergwelt, in der sie spielen, gewissermaßen "materialisierte Kargheit", erklärt die Rezensentin, und auch in "Der Fall Bramard" geht es Longo um "die Schönheit klarer Linien". Corso Bramard, ehemaliger Polizist und mittlerweile "Bergsteiger aus Verzweiflung", wird erneut in einen alten Fall verwickelt, der in einst die Karriere gekostet hatte, berichtet Person. Ein Ritualmörder will gefasst werden, dessen Spur Bramard nach Locarno verfolgt, wo in erlauchten, japanophilen Kreisen ein verstörendes Bordell betrieben wird, fasst die Rezensentin zusammen, die erstaunt ist, wie gut sich die japanische mit der piemontesischen Ästhetik Davide Longos verträgt.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 25.04.2015

Mit viel Lob bespricht Niklas Bender Davide Longos Roman "Der Fall Bramard". Dem Autor, laut Bender einer der "spannendsten" italienischen Schriftsteller, sei hier viel mehr - aber nie weniger als ein Krimi gelungen: anspruchsvoll, intelligent und einnehmend. Der Rezensent folgt hier dem ehemaligen Kommissar Bramard, der nach der Ermordung seiner Frau zurückgezogen lebt, bei seinen neu aufgenommenen Ermittlungen im Fall des so brutalen wie subtilen Serienkillers Autunnale, der sich Jahre nach seinen letzten Morden wieder durch Briefe bemerkbar macht. Bewundernd vermerkt der Kritiker, wie es Longo geschickt gelingt, den Exkommissar in den Mittelpunkt der Handlung zu stellen, indem er diesen durch den Killer mit seiner eigenen Dunkelheit konfrontiert. Darüber hinaus lobt der Rezensent die lakonisch-lyrischen Naturbeobachtungen des Autors, der auch dieses Buch wieder in seiner Heimat Piemont spielen lässt. So kann Bender schließlich auch die ein oder andere Ungenauigkeit der insgesamt überzeugenden Übersetzung verzeihen.
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