Dave Eggers

Ein Hologramm für den König

Roman
Cover: Ein Hologramm für den König
Kiepenheuer und Witsch Verlag, Köln 2013
ISBN 9783462045185
Gebunden, 352 Seiten, 19,99 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen übersetzt von Ulrike Wasel und Klaus Timmermann. Dave Eggers'neuer Roman erzählt die anrührende, absurde Geschichte von Alan Clay, einem amerikanischen Geschäftsmann kurz vor dem Bankrott, der mitten in der Wüste von Saudi-Arabien auf den alles rettenden Deal hofft. Alan Clay ist ein Mann der Old-Economy, der nicht ganz ohne eigenes Zutun so gut wie ausrangiert ist und nun darum kämpft, die Studiengebühren seiner Tochter bezahlen und einen Rest seiner Würde bewahren zu können. Er hat noch eine Chance, um seiner Finanzlage und damit seinem Leben die entscheidende Wendung zu geben: Für eine amerikanische IT-Firma fliegt er mit einem Team von jungen Leuten nach Saudi-Arabien. Dort, wo mitten in der Wüste eine funkelnde Wirtschaftsmetropole entstehen soll, wollen sie dem saudischen König ihre hochentwickelte IT-Technik vorführen, mit der sie die Stadt versorgen möchten. In einem Zelt am Rande der riesigen Baustelle, aus der eines Tages die Stadt erwachsen soll, kämpfen sie nicht nur mit drückender Hitze und wackligem WiFi, sondern warten auf einen König, der einfach nicht kommt.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 06.07.2013

Dave Eggers neuer Roman "Ein Hologramm für den König" hat Rezensent Martin Zähringer offenbar gefallen. Er folgt hier dem an seinen eigenen Rationalisierungsmaßnahmen gescheiterten Fahrradfabrikanten Alan Clay, der versucht, dem saudi-arabischen König Abdullah ein holografisches Telefonkonferenzsystem vorzuführen. Während des wochenlangen Wartens auf den potenziellen Auftraggeber erlebt Clay nicht nur einen "Höllentrip der Selbsterkenntnis", sondern kämpft auch mit Erektionsstörungen und einer derart plastisch beschriebenen Geschwulst, dass der Kritiker beinahe selbst das Gefühl hat, den sickernden Eiter im Nacken zu spüren. Dieses äußerst gelungene Porträt über den modernen amerikanischen "Schmerzensmann" kann Zähringer unbedingt empfehlen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 09.03.2013

Rezensentin Verena Lueken hat Dave Eggers' neuer Roman "Ein Hologramm für den König" nicht unberührt gelassen. Denn, auch wenn die Kritikerin mit dem hier Briefe an seine Tochter schreibenden Protagonisten zunächst nicht viel anfangen kann, bleibt sie nach der Lektüre melancholisch zurück: Solche eher soziologischen als literarischen Typen, die nicht wissen, wo ihr Platz in der Welt ist, zu viel trinken und über ihre Misserfolge ihre "Potenz einbüßen", wird es in der kommenden Literatur wohl noch häufiger geben, glaubt Lueken. Wenn sie allerdings so lesenswert geschildert werden wie Eggers' Held Alan Clay, kann die Rezensentin gut damit leben. Jenen Alan begleitet sie auf eine skurrile Reise nach Saudi-Arabien in die King Abdullah Economic City, wo der in den USA an der Globalisierung gescheiterte Fahrradproduzent versucht, mit dem König ein Geschäft zu machen. Mit großem Interesse liest die Kritikerin von dem Reichtum am Golf, aber auch von der fehlenden Kultur und der Armut in den Wüstenstädten. Auch wenn der Autor, laut Lueken, bisweilen zu viele Klischees bemüht, kann sie diesen Roman empfehlen.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 20.02.2013

Rezensentin Sabine Vogel findet, dass Dave Eggers es "aufs Unterhaltsamste" geschafft hat, an einem Schicksal zu zeigen, welche persönlichen Konsequenzen eine auf schnellen Profit ausgelegte Arbeitsweise haben kann. Alan Clay, der Protagonist des Romans, hängt in Dschidda fest und will dem saudischen König ein IT-System verkaufen. In Wartestellung wird ihm - und dem Leser - das ganze Ausmaß seines Versagens bewusst. Genüsslich fasst die Rezensentin zusammen: Er versagt als Liebhaber, als Vater und als Geschäftsmann. Saufen tut er eh. Geschieht ihm recht, findet die Rezensentin, denn Clay hat die Werte seines Vaters verraten, indem er dessen Fahrradproduktionsfirma nach China verlagerte. Dafür ziehen die Chinesen jetzt den IT-Auftrag an Land. So machen Globalisierungsbefürworter wie Clay sich selbst überflüssig, lernt die von Schadenfreude nicht ganz freie Rezensentin.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 16.02.2013

Zehn Jahre hat Christopher Schmidt auf Dave Eggers' neuen Roman warten müssen und ist am Ende nicht enttäuscht worden: Dem Autor ist ein so "vergnüglicher wie gescheiter Roman über den Aberwitz der Globalisierung" gelungen, dessen Geschichte eines amerikanischen Geschäftsmanns, der in der saudi-arabischen Wüste dem Kahlschlag der von ihm selbst mitangetriebenen neoliberalen Globalisierung erliegt, der Rezensent in aller Ausführlichkeit nacherzählt. Das Hologramm aus dem Titel identifiziert Schmidt dabei als Parabel auf die sich entmaterialisierende Wirtschaft und Industrie der USA, im tragischen Schicksal der Hauptfigur sieht er beispielhaft den Niedergang des Landes verhandelt. Und auch wenn der Rezensent diese politischen Spitzen zuweilen etwas überakzentuiert findet, kann am Ende kein Zweifel daran bestehen, dass dieser die Lektüre sehr genossen hat.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 16.02.2013

Sehr sinnfällig findet Ulrich Rüdenauer das dem Buch vorangestellte Beckett-Zitat "Uns braucht man nicht alle Tage" aus "Warten auf Godot": Dave Eggers Roman ist die Geschichte einer Erübrigung eines amerikanischen Businessman, den jener Neoliberalismus bei einem megalomanen, aber zum Scheitern verurteilen Großprojekt in der arabischen Wüste vor einem biografischen Scherbenhaufen stranden lässt, als dessen Befürworter er selber lange aufgetreten ist. Und diese Geschichte eines Untergangs findet der Rezensent höchst beeindruckend: Es glücke eine "Zustandsbeschreibung der globalisierten Wirtschaft", die sich zunehmend irrealisiert und damit zum großen Teil selbst fiktional wird, so Rüdenauer, dem sich bei der Lektüre etwas von der Untergangsangst vermittelt, die die USA umtreibt. Freude hat Rüdenauer aber auch an der schnörkellosen Schreibweise des Autors, unter die dieser allerlei surreale bis kafkaeske Spitzen hebe.