Colin Niel

Nur die Tiere

Roman
Cover: Nur die Tiere
Lenos Verlag, Basel 2021
ISBN 9783857878275
Gebunden, 286 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen von Anne Thomas. Évelyne Ducat verschwindet eines Tages spurlos, und das Städtchen im französischen Zentralmassiv rätselt. Es kursieren Gerüchte und Beobachtungen. Doch nicht alles wird der Polizei preisgegeben, denn hier in der abgeschiedenen Bergwelt hüten die Menschen ihre Geheimnisse. Die Sozialarbeiterin Alice hat ein Geheimnis mit ihrem Klienten Joseph, dem einsamen Schafzüchter. Und der verhält sich nach dem Verschwinden der Frau merkwürdig. Und in welcher Beziehung stand die Verschwundene zu der jungen Maribé, die eines Tages im Städtchen auftauchte und alle Blicke auf sich zog? Mit jedem Kapitel erhält eine andere Person das Wort, und ein neues Geheimnis, ein neuer Verdacht taucht auf, bis sich das Puzzle um Évelyne Ducats Verschwinden zusammenfügt.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 17.11.2021

Rezensent Stefan Fischer ist völlig eingenommen von den Personen in Colin Niels traurigem Roman "Nur die Tiere". Niel erzählt von einsamen und misstrauischen Bauern, die keine Frauen mehr für ihr karges Leben finden und deren Unfähigkeit, einander zu begegnen, zu einer fatalen Verkettung von Ereignissen führt. Wie Niel seinen Roman konstruiert und die verschiedenen Personen in der Rückschau erzählen lässt, wann und wie sie den Lauf der Ding kreuzten, das imponiert Fischer sehr, zumal der Autor eine Sprache findet, die dem Rezensenten Zugang zu ihrem so eigensinnigen wie verschrobenen Kosmos gewährte. Wer schuld ist am Verschwinden der manipulativen Millionärsgattin interessiert ihn da nur am Rande.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 06.07.2021

"Hohe Kunstfertigkeit" sieht Rezensentin Sylvia Staude hier am Werk, betont aber zugleich, dass es sich bei Colin Niels Roman durchaus um einen Krimi handelt, denn eine Frau verschwindet, vielleicht wurde sie ermordet, vielleicht ist sie verunglückt. Wichtiger jedoch als die Rekonstruktion des Geschehens ist, wie sich aus den Erzählungen und Erinnerungen der Dorfbewohner im französischen Zentralmassiv ein Bild bäuerlichen Lebens zusammensetzt, das die Rezensentin tief berührt. Und auch wie Niel Reflexionen über das Geschichtenerzählen miteinbaut, imponiert der Rezensentin, die allein mit dem Exkurs in die Elfenbeinküste am Ende nicht sehr glücklich ist.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 07.06.2021

Rezensent Kai Spanke folgt Colin Niels Krimi um eine in der Region des französischen Zentralmassivs verschwundene Frau mit Spannung. Gelungen scheint ihm die multiperspektivische Anlage des Textes, die fünf Sichtweisen auf die Verschollene bietet, fünf Soziolekte und Erzählstrategien. Dass die Story dabei nicht leidet, ist laut Spanke der eigentliche Clou und hat mit einem starken "Handlungsgewebe" zu tun und mit selbstständigen Figuren, die nicht nur als Ideen-Gefäße fungieren. Kunstvoll findet der Rezensent auch die knappen Dialoge und wie der Autor immer wieder den Zufall zum Motor des Geschehens macht.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 22.05.2021

Rezensent Thomas Wörtche sieht in Colin Niels Krimi "eine Art Plot-Wunder". Denn der Roman, der aus fünf verschiedenen Perspektiven von einem Mord in der französischen Provinz erzählt, sei voll von Missverständnissen, Lebenslügen, Fatalismus und kleinen Tragödien und münde in eine "irrsinnige" und "rabenschwarze" Auflösung, staunt Wörtche. Auch wie Niel den Kapitalismus an seinen allesamt einsamen und verblendeten Figuren zehren lässt, ohne das jemals direkt auszusprechen, beeindruckt den Rezensenten. Eine "brillante" Montage verschiedener Figurenperspektiven, die den Whodunnit-Roman zwar wiederbelebt, aber gleichzeitig auch demontiert, indem am Ende nicht ein Masterplan, sondern der Zufall regiert, schließt der Rezensent anerkennend.