Christine Landfried

Das politische Europa

Differenz als Potenzial der Europäischen Union
Cover: Das politische Europa
Nomos Verlag, Baden-Baden 2002
ISBN 9783789081958
Kartoniert, 401 Seiten, 49,00 EUR

Klappentext

In diesem Buch werden empirisch und theoretisch neue Wege der Europaforschung beschritten. Erstmals wurden die Mitglieder der Kommission Santer und der Kommission Prodi interviewt. Die verbreitete These, in der Kommission seien Technokraten am Werk, wird widerlegt. Es wird gezeigt, dass sich in den Verträgen, den europäischen Programmen der Sozial-, Umwelt- und Kulturpolitik und in den Strukturen der Willensbildung erste Ansätze einer politischen Ordnung beobachten lassen. Das Entstehen einer politischen Ordnung in der EU wird differenztheoretisch erklärt. Die Arbeit schließt mit dem Vorschlag, eine gemeinsame Konferenz der nationalen Parlamente und des Europäischen Parlamentes einzurichten.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 08.11.2003

Als "ebenso intensive wie originelle" Arbeit über die EU als "Problemlösungsverbund" würdigt Rezensent Leonhard Neidhart das Buch "Das politische Europa" der Politikwissenschafterin Christine Landfried. Auch wenn es dem Normalleser etwas "weitschweifig" erscheinen möge, Neidhart findet das Buch "gut lesbar". Besonders gefällt ihm, dass Landfried nicht erst das "ganze Arsenal von Theorien" wiederholt, sondern gleich zum Thema kommt und "sachbezogen" schreibt. Wie Neidhart ausführt, analysiert Landfried, in wie weit eine Politikform der "demokratischen Kommunikation über Differenz" in der EU bereits praktiziert wird und wie die Institutionen beschaffen sein müssen, damit "demokratische Kommunikation über Differenz" möglich wird. Landfrieds Vorschlag, eine "Konferenz der Parlamente in Europa" für eine "demokratische Kommunikation" zu schaffen, erscheint unserem Rezensenten sinnvoll.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 26.09.2003

Cornelia Bolesch freut sich über ein Buch, das sich mit Optimismus von den schwarzmalerischen "Katastrophengemälden" absetze, die das Projekt EU entweder im bürokratisch-zentralistischen Horror oder im Dschungel der widerstreitenden Partikularinteressen münden sehen. Die Politikwissenschaftlerin Landfried setze dem entgegen, dass gerade die Differenzen innerhalb der Union ein großes Potenzial für die erfolgreiche Gestaltung der Gemeinsamkeit in sich tragen, wenn - und damit entgehe die Autorin der Falle des bedenkenlosen Optimismus - es gelinge, "den Wettbewerb der Ideen in einen Gesamtentwurf einzubinden". Das aber könne nur gelingen, wenn sich nicht allein das Europaparlament, sondern auch die nationalen Parlamente der Aufgabe widmen.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 22.04.2003

Die EU, da sind sich Politikwissenschaftler und der Rezensent Stefan Fröhlich einig, ist ein unübersichtliches und überkomplexes System. Es gibt massenweise Entscheidungsebenen und politische Akteure, es gibt das Bestreben der Vereinheitlichung und die nationalen Unterschiede. Die Lösung, wie sie dieses Buch beschreibe: Differenz als Chance für ein neuartiges Integrationsmodell. Die systematische Unübersichtlichkeit soll durch Reformen in eine funktionierende "polyarchische" Struktur überführt werden, und das sei auch längst im Gange. Landfrieds empirische Studie zeige die sich abzeichnende Entwicklung, die einhergeht mit zunehmender "demokratischer Kommunikation zwischen politischen Eliten und Bürgern" und damit der Herausbildung einer europäischen Öffentlichkeit. Die EU hat sich demnach von einem rein wirtschaftlichen zu einem politischen Gebilde gewandelt und zugleich "in verschiedene Funktionssysteme mit jeweils unterschiedlichem Grad an Vergemeinschaftung ausdifferenziert". Das alles demonstriere die Autorin anhand von europäischer Sozialpolitik und Umweltpolitik, wobei der Rezensent aus etwas diffusen Gründen der Aussagekraft der Beispiele misstraut. Denn eigentlich stimmt er mit Landfrieds Befunden überein.
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