Nadia Durrani, Brian Fagan

Was im Bett geschah

Eine horizontale Geschichte der Menschheit
Cover: Was im Bett geschah
Reclam Verlag, Stuttgart 2022
ISBN 9783150113738
Kartoniert, 269 Seiten, 24,00 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Holger Hanowell. Das Bett ist ein politischer Ort - das wussten nicht erst Yoko Ono und John Lennon. Denn im Bett wurde seit jeher nicht nur geschlafen, sondern auch regiert, kommuniziert, Nachwuchs gezeugt und zur Welt gebracht, aber natürlich auch gelitten und gestorben. Das, was im Bett geschieht, war über Jahrhunderte weitgehend öffentlich und Teil eines gesellschaftlichen Miteinanders. Erst in der jüngsten Vergangenheit scheint sich das Bett ins Private zurückgezogen zu haben … oder doch nicht? Nadia Durrani und Brian Fagan haben sich die verblüffend vielschichtige Geschichte des Bettes genauer angeschaut - von den allerersten Liegen der Steinzeit über die goldene Ruhestatt von Tutanchamun bis hin zum Siegeszug des Wasserbetts. Das Bett war lange das Prunkstück der Wohnung. Dem Aufstehen und Ankleiden des "Sonnenkönigs" Louis XIV. (der allerdings mehr als 500 Betten sein eigen nannte) wohnte traditionell der gesamte Hofstaat bei. Inzwischen sind unsere Schlafstätten meist Besucherblicken entzogen und verschwinden manchmal sogar in der Wand. Zugleich sind wir im Bett dank moderner Technologien mit der ganzen Welt im Kontakt. Und bis heute gilt: Was im Bett geschieht, verrät am meisten über das Wesen des Menschen.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 16.07.2022

Rezensentin Marlen Hobrack wirkt gut unterhalten von Nadia Durranis und Brian Fagans "kleiner Kulturgeschichte des Bettes". Denn das Bett hatte, so liest Hobrack, neben Schlafen und Sex auch noch ganz andere kulturelle Bedeutungen: So war etwa im Barock der teure Einrichtungsgegenstand ein Symbol für Wohlstand, und manche Monarchen übten ihre Regierungsaktivitäten vom Bett aus. Auch andere unterhaltsame Anekdoten liefern Durrani und Fagan der Kritikerin - etwa zu den sexuellen Praktiken und Ritualen des alten chinesischen Kaiserhofs, oder zur einstigen Tradition im britischen Adel, nach der der Innenminister bei der Geburt des Thronfolgers anwesend sein musste. Die Ausführungen zum Bereich der Geburt findet die Kritikerin besonders interessant - hier vollzogen sich gleich zwei "Bettrevolutionen", liest sie: So hockten oder knieten gebärende Frauen über Jahrtausende hinweg, bevor sich die Geburt erst ins heimische Bett und später ins Krankenhaus verlagerte. Ein "kurzweiliges, anekdotenreiches" Buch, lobt die Hobrack.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 23.06.2022

Rezensentin Katharina Teutsch schwirrt der Kopf nach der Lektüre dieser Kulturgeschichte. Im Zentrum des Bandes steht zwar das Bett, aber mit ihm ebenso die menschlichen Riten rund um Zeugung, Geburt und Tod, die meistens darin stattfinden, resümiert Teutsch. Sie lernt allerhand Kurioses über diesen Schlafort, von Urmenschen, die zunächst in Baumnestern schliefen, Bordellen in Pompeji und Bettvorhängen, die die damals gefürchtete frische Luft abhalten sollten. Einige Thesen darin findet die Rezensentin erhellend, doch ihr fehlt ein übergreifender Zusammenhalt der Anekdoten, um tatsächlich profundes Wissen zu erlangen. Vielmehr ermüden sie die ständigen Sprünge zwischen Themen und Epochen so sehr, dass sie sich selbst am liebsten ins Bett fallen lassen würde.