Bettina Flitner

Meine Schwester

Cover: Meine Schwester
Kiepenheuer und Witsch Verlag, Köln 2022
ISBN 9783462002379
Gebunden, 320 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Als die Fotografin Bettina Flitner vor einigen Jahren vom Suizid ihrer geliebten Schwester erfuhr, waren die ersten Reaktionen Schock, Lähmung und Verzweiflung. Doch dann entschied sie sich zum Erzählen. Das Ergebnis ist ein tief bewegender, meisterhafter Text, ein Buch der Befreiung. Mit einem an der Fotografie geschulten Blick erzählt Bettina Flitner die Geschichte einer innigen Geschwisterbeziehung: eine Kindheit der 70er Jahre, die Jahre auf der Waldorfschule, die Erinnerung an die charismatischen Großeltern, darunter ein berühmter Reformpädagoge, der Vater ein Kulturmanager und Exponent des links-liberalen Bildungsbürgertums der alten BRD, ein Jahr in New York, die Ferien auf Capri, die ersten Liebesabenteuer in der Pubertät. Und dann die Risse: die Überforderung der Kinder durch das Leben der Eltern im Zeichen sexueller Libertinage, die Flucht der Mutter in die Depression, die unerfüllbaren Berufserwartungen der Eltern an die Töchter.

Rezensionsnotiz zu Die Welt, 24.02.2022

Rezensentin Marlen Hobrack liest Bettina Flitners Buch als "erschütterndes Memoir" über den Selbstmord ihrer Schwester. Eindringlich schildert die Autorin laut Hobrack ihre privilegierte Kindheit mit Reformpädagogik und elitären Großeltern sowie die innerliche Zersetzung der Familie, die egozentrischen Eltern und schließlich: die Depression der Schwester. Die enge Beziehung der Schwestern und ihre gleichzeitige Aufteilung durch den Vater in "die Schöne" und "die Kluge" erkundet der Text mit viel Gespür für emotionale "Höhepunkte" wie die Trennung er Eltern und die neue Heirat der Mutter, findet Hobrack. Die berührende Geschichte eine Traumas, so die Rezensentin.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 17.02.2022

Rezensent Tom Wohlfarth staunt über die Ironie und die Komik, mit der Bettina Flitner vom Aufwachsen in einer von Depressionen geprägten Familie erzählt. Die mittlerweile gefragte Fotografin und jahrzehntelange Lebensgefährtin von Alice Schwarzer skizziert darin, wie sie und ihre Schwester die unausgesprochenen Konflikte der Eltern, den versteckten autoritären Charakter des Großvaters und letztendlich den Suizid der Mutter aushalten mussten, ohne das alles verarbeiten zu können, beschreibt Wohlfarth. Dass die geliebte Schwester sich dann auch noch das Leben nahm, nachdem Flitner ihren Anruf am Morgen des Todes verpasste, erweckt starkes Mitgefühl in dem Rezensenten. Auch wenn die Frage nach dem "Warum?" schlussendlich nicht beantwortet werden kann, so bleiben dennoch Erinnerungen und diese Erzählung, schließt er.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 10.02.2022

Rezensent Andreas Platthaus bewundert die Fotografin Bettina Flitner für ihre Arbeit. Dass Flitner nun ein Erinnerungsbuch über ihre Familie und den Selbstmord ihrer Schwester geschrieben hat, macht ihn neugierig. Überzeugend findet er die um den Todestag der Schwester herum gruppierten Vor- und Rückblenden, in denen die Kindheit und Jugend in einem nur vordergründig perfekten, tatsächlich von Abgründen durchzogenen bürgerlichen Haushalt der BRD der 60er und 70er erzählt wird. Die Rückhaltlosigkeit dieses Erzählens findet Platthaus bemerkenswert, zumal die Autorin immer wieder auch Komisches im Schrecklichen entdeckt. Mitreißend, ohne kitschig zu sein, findet er.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 10.02.2022

Rezensentin Elke Heidenreich zeigt sich erschüttert und begeistert zugleich von Bettina Flitners "Erinnerungsbuch". Wie die Autorin, ausgehend vom Selbstmord ihrer Schwester, die eigene Familiengeschichte, Kindheit und Jugend rekonstruiert, um die feinen Risse zu erkennen, wo das vordergründige Familien-Glück transparent wird auf die Abgründe und die Qual, findet sie stark. Die unsentimentale Nüchternheit der Sprache und der klare Blick der Autorin erfüllen sie mit Hochachtung vor diesem Erzählen, das wuchtig und zart zugleich daherkommt, wie die Rezensentin feststellt.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 09.02.2022

Rezensentin Eva Hepper sieht in Bettina Flitners Buch über ihre Familie und ihre Schwester und deren Selbstmord mehr als eine persönliche Spurensuche und das Mittel einer individuellen Befreiung. Was Flitner über die Macht der Depression, Familienkonflikte und Schutzmechanismen schreibt, scheint der Rezensentin von allgemeiner Gültigkeit zu sein. Wie die Autorin die Konfrontation mit dem Tod der Schwester mit Erinnerungen an die gemeinsame Kindheit und Jugend in den 60ern und 70ern zu einer Suche nach den Ursachen verbindet, findet Hepper berührend. Flitners Bildsprache und ihre liebevolle Erzählhaltung machen den Text für Hepper darüber hinaus so lesenswert.