Ben Kiernan

Erde und Blut

Völkermord und Vernichtung von der Antike bis heute
Cover: Erde und Blut
Deutsche Verlags-Anstalt (DVA), München 2009
ISBN 9783421058768
Gebunden, 911 Seiten, 49,95 EUR

Klappentext

Mit 40 Abbildungen auf Tafeln. Aus dem Englischen von Udo Rennert. Der Historiker Ben Kiernan schildert in seiner bahnbrechenden Arbeit weltumspannend die Geschichte des Völkermordes seit der Antike und legt dabei die ideologischen Grundmuster und deren Kontinuität bis in unsere Tage offen. In seiner faktenreichen Darstellung beschreibt er, unter welchen Umständen und Vorzeichen Genozide sowohl in Europa wie in Amerika, Australien und Asien verübt wurden und noch heute verübt werden.
Das 20. Jahrhundert erlebte Völkermorde in bis dahin nicht gekanntem Ausmaß, doch tatsächlich ist die Verfolgung ganzer Bevölkerungsgruppen aufgrund ihrer ethnischen, nationalen oder religiösen Zugehörigkeit kein Phänomen der jüngeren Zeit. In der ersten globalen Geschichte des Genozids zeigt Ben Kiernan, dass bereits die Zerstörung Karthagos im Altertum in entsprechender Absicht geschah. Auf seinem Gang durch die Geschichte über alle Kontinente hinweg arbeitet er die wiederkehrenden Muster und Motive heraus, die in allen Fällen zu beobachten sind: Rassismus und religiöse Vorurteile, die Verklärung der Vergangenheit, Expansionsbestrebungen und vor allem eine Idealisierung der Beziehung zum Boden, der einer bestimmten Gruppe exklusiv gehören soll. Sein Fazit: Die Ideologien, die einst zu Massentötungen geführt haben, haben ihre Macht nicht verloren, und so erleben wir unter bestimmten Umständen, trotz der schrecklichen Erfahrungen des 20. Jahrhunderts, auch heute Genozide - das zeigt das Beispiel Darfur auf bedrückende Weise.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 18.07.2009

Ben Kiernans Geschichte des Völkermords von der Antike bis zur Gegenwart hat den Rezensenten Thomas Hummitzsch sehr beeindruckt. Die Darstellung, die von den Eroberungen Spartas und Roms über die Massaker der europäischen Siedler an den Ureinwohnern Amerikas, Australiens und Afrikas bis hin zu den Massenmorden der Moderne reicht, wertet er als umfassend und "akribisch" recherchiert. Kiernans Genozid-Begriff ist Hummitzsch zufolge weiter als die Genozid-Konvention der UN und impliziert auch Verbrechen gegen die Menschheit. Er hebt das Vorhaben des Historikers hervor, den "roten Faden" zu finden, der sich durch die Geschichte des Völkermords zieht. Diesen sehe Kiernan im Mix von Motiven wie Rassismus, Expansionismus, Verklärung des ländlichen Lebens und Sehnsucht nach einer vergangenen idealisierten Zeit. Besonders lobt Hummitzsch die Darstellung der Massenmorde in der frühen Neuzeit, während ihm die Betrachtungen jüngerer Massenmorde bisweilen etwas verkürzt erscheinen. Gleichwohl würdigt er das Buch als "Standardwerk zur Geschichte und Struktur des Völkermords".

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 13.06.2009

Als "großen Wurf" würdigt Rezensent Thomas Speckmann dieses Werk über Völkermord in der Weltgeschichte, das der australische Historiker Ben Kiernan vorgelegt hat. Das Buch hat für ihn alles, was ein Standardwerk braucht. Er attestiert dem Autor, die wiederkehrenden Muster und Motive von Genoziden von der Antike bis heute überzeugend herauszuarbeiten. Eingehend referiert er eine Reihe von Beispielen aus der Geschichte. Dabei hebt er die Muster und Motive hervor, die Kiernan in allen Fällen wiederfindet: Rassismus, religiöse Vorurteile, Verklärung der Vergangenheit, Expansionsbestrebungen, idealisierte Beziehung zum Boden, der einer bestimmten Gruppe gehören soll. Das Werk zeichnet sich für Speckmann durch seine "luzide" Genozid-Analyse aus. Deutlich wird für ihn dabei unter anderem, dass auch der islamistische Terrorismus der Gegenwart auf jahrhundertealten Gewaltmotiven basiert. Kiernans Mahnung, die Diagnose der Ursachen und Symptome von Massenverbrechen als Voraussetzung für Heilung und Prävention zu verstehen, kann Speckmann nur zustimmen. "Das Fundament dazu", so der Rezensent, "hat er mit seiner aufsehenerregenden Studie gelegt, die den historischen Vergleich ohne Scheuklappen wagt."