Anne Weber

Ahnen

Ein Zeitreisetagebuch
Cover: Ahnen
S. Fischer Verlag, Frankfurt/Main 2015
ISBN 9783100022479
Gebunden, 272 Seiten, 19,99 EUR

Klappentext

Anne Weber begibt sich auf eine Entdeckungsreise, die in die befremdende und faszinierende Welt ihres Urgroßvaters und damit in die Abgründe und Höhenflüge einer ganzen Epoche führt. Florens Christian Rang - im Buch Sanderling genannt - war Jurist, Pfarrer in zwei Dörfern bei Posen, Schriftsteller und Philosoph. Er korrespondierte mit Hugo von Hofmannsthal, war befreundet mit Martin Buber und Walter Benjamin. Doch auf der Reise zu diesem Urgroßvater stellt sich immer wieder ein gewaltiges Hindernis in den Weg: die deutsche und familiäre Vergangenheit, wie sie nach Sanderlings Tod weiterging. "Ahnen" ist eine ebenso poetische wie reflektierte Zeitreise, die zugleich von den Sehnsüchten und dem Schmerz der Gegenwart erzählt.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 19.05.2015

Als bleibendes Denkmal für einen Ahnen, familiengeschichtliche Seelen-Erkundung und teils essayistische, teil poetische Reisebeschreibung durch vier Generationen und drei Länder bezeichnet Andrea Köhler Anne Webers Spurensuche im Leben und Werk ihres Urgroßvaters, des Pfarrers und Philosophen Florens Christian Rang. Weil es in dem Buch auch um den Ersten Weltkrieg geht, um deutsch-französische Verhältnisse und die Frage, ob von einem wie Rang ein Weg zu den Todeslagern der Nazis führt, scheint Köhler das Buch viel mehr als eine autobiografische Angelegenheit zu sein, in der es auch um die Anerkennung durch die Väter geht, wie die Rezensentin schreibt. Wenn die Autorin auch mitunter spekulativ zu Werke geht, ihr assoziatives Verfahren, ihr Fragen und Gegenfragen und ständiges Zweifeln gefallen der Rezensentin als gut zwischen den Genrestühlen sitzendes, berührendes Buch.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 18.05.2015

Cornelia Geissler ist fasziniert von diesem Buch. Wie sich die Schriftstellerin Anne Weber darin auf die Suche nach den eigenen Wurzeln macht, ihren Ururgroßvater, den Theologen, Juristen und Philosophen Florens Christian Rang, und dessen Denken und Handeln versucht zu begreifen und es in den Zusammenhang stellt mit der deutschen Geschichte, scheint Geissler anders als andere Großvatergeschichten. Im Vordergrund, meint Geissler, steht das intellektuelle Interesse, die Frage, wie deutsches Selbstbewusstsein und deutscher Größenwahn zusammengehen. Webers gründliche Recherche in den Archiven und ihre Selbstbefragung ergeben für Geissler schließlich ein Zeitreisetagebuch von Format.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 02.05.2015

Für den Rezensenten Hans-Jost Weyandt ist Anne Webers Spurensuche in der eigenen Familiengeschichte ein literarischer Glücksfall. Wie die Autorin anhand ihres Urgroßvaters, des Theologen und Schriftstellers Florens Christian Rang, einer Faust-Gestalt, wie Weyandt erkennt, das deutsche Wesen und die metaphysische Verlorenheit zwischen Gott, Goethe und Größenwahn erkundet, auch indem sie ihre Erzählerin und Rang in ein Spannungsverhältnis setzt, hat den Rezensenten beeindruckt. Die moralische Last spürt Weyandt in jedem Wort des für ihn einem Exerzitium gleichenden Textes. Dass Weber damit selbstbewusst ins Offene zielt, ist für ihn allerdings ebenso erfahrbar.

Rezensionsnotiz zu Die Welt, 28.03.2015

Dana Buchzik scheint einigermaßen entsetzt über den Anklang, den die Autorin mit ihren Büchern bei der Kritik findet. Anne Webers neuen Text als poetische, autobiografische Meditation über Identität und Herkunft zu lesen, verbietet sich laut Buchzik, da Webers Ahnenforschung über ihren Urgroßvater, einen idealistischen Pastor in Poznan, die Autorin immer wieder vor allem zu Aussagen über sich selbst inspiriert, wie Buchzik schreibt. Für die Rezensentin eine Ignoranz gegenüber der erinnerten Zeit und ihren Personen, das Gegenteil von Sensibilität, meint sie.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 12.03.2015

Nicht ohne Bewunderung berichtet Alexander Cammann von Anne Webers neuem Roman "Ahnen". Darin begibt sich die Autorin auf die Suche nach den Spuren ihres Urgroßvaters Florens Christian Rang. Das allein wäre jedoch noch kein Alleinstellungsmerkmal, so Cammann, wimmle es doch auf dem deutschen Buchmarkt nur so von Familien- und Herkunftsgeschichten. Was diesen Roman auszeichne, seien vor allem Webers Perspektive und Sprache, beide von erstaunlicher Beweglichkeit, meint der Rezensent. Man folge ihren "atemberaubenden Suchbewegungen", in einer präzisen Sprache, die alle möglichen Stimmungs- und Tonfalländerungen zu tragen vermag. Auch wenn es in Anne Webers Annäherung, laut eigener Aussage, kein Ankommen gebe, so bezeichnet Cammann ihre "weitverzweigte Suche nach Herkunft" doch als gelungen.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 24.02.2015

Mit Anne Webers Buch "Ahnen" lernt Rezensent Helmut Böttiger eine ganz neue literarische Gattung kennen: das "Zeitreisetagebuch". So nämlich bezeichnet die Autorin die Spurensuche nach ihrem Urgroßvater Florens Christian Rang, einem mit Hugo von Hofmannsthal oder Walter Benjamin bekannten Intellektuellen, berichtet der Kritiker begeistert: Denn hier begibt sich der Rezensent nicht nur gemeinsam mit der Autorin auf eine Zeitreise, vorbei an Eckdaten deutscher Geschichte, den Weltkriegen etwa, bis ins Geburtsjahr des Urgroßvaters 1864, sondern erlebt neben dem Einblick in die Genealogie der Familie auch subjektive Erfahrungen und Gefühle der Autorin, die ihre familiäre Recherche immer wieder feinsinnig kommentiert. Vor allem bewundert Böttiger Webers Kunst, in einer gelungenen Mischung aus literarischer Annäherung und einem hintergründigen Spiel mit Fakten das faszinierende Bild ihres Urgroßvaters und ihrer Familie zu entwerfen.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 19.02.2015

Andreas Platthaus nähert sich diesem Buch mit einer Ahnung von den Schwierigkeiten, die so eine Konfrontation mit der Vergangenheit und ihren Gespenstern birgt. Wenn Anne Weber sich auf die Spur ihres Urgroßvaters begibt, des protestantischen Theologen Florens Christian Rang, merkt Platthaus rasch, dass es sich dabei nicht um den chronologischen Nachvollzug ihrer Forschungen handelt, sondern um die fiktive Beschreibung des Wegs zu diesem Menschen und der metaphorisch gefassten historischen Folgezeit seiner Epoche, der NS-Zeit also. In der Auseinandersetzung mit der Familiengeschichte geht es um die eigene Integrität der Autorin, begreift Platthaus und zeigt sich fasziniert von diesem Erkenntnisprozess und der Subtilität des literarischen Verfahrens, das nur selten von plakativen Bildern gestört wird, wie er versichert.
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