Angelika Meier

Stürzen, drüber schlafen

Kleine Geschichten und Stücke
Cover: Stürzen, drüber schlafen
Diaphanes Verlag, Zürich 2013
ISBN 9783037343210
Broschiert, 194 Seiten, 14,95 EUR

Klappentext

Diskrete Ausnahmezustände, heillose Ausweichmanöver, melancholischer Slapstick und verqueres Glück: Die kleinen Geschichten und Theaterstücke, die Angelika Meier in ihrem dritten Buch versammelt, eint eine höchst amüsante Traurigkeit. Gewissenhaft und mit gebotenem Sportsgeist, mitunter auch kindlich selbstvergessen spielen die Figuren hier ihre komischen Trauerspiele. Neben anderen treten auf: Jack Nicholson und ICH, die sich vom Fernsehsessel aus unversehens als neue Regenten Ägyptens wiederfinden; ein verhinderter "Waldbruder", der sich von Jürgen Klinsmann geistige Führung erhofft; die Amazonenkönigin Penthesilea, die in Malibu Kleist liest und zaudernd noch einmal den Liebeskampf gegen Achill aufnimmt; oder ein Anwalt, der ein riesiges Loch im Bauch hat und sich daher mit einem "Kleidungsproblem" herumschlägt. Zu gewinnen gibt es freilich nichts, und nicht jeder kommt mit heiler Haut davon. Aber solange man spielt, kann einen niemand zwingen, man selbst zu sein.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 27.07.2013

Die Geschichten in Angelika Meiers "Stürzen, drüber schlafen" lassen sich nicht wirklich nacherzählen, berichtet der Rezensent Martin Zingg, der deshalb nur kleine Fragmente zum Besten gibt. Da gibt es die Geschichte "Letzte Reise", in der ein Anwalt ein großes Loch in der Bauchgegend diagnostiziert bekommt und überlegt, ob die Höhle nicht ideal für ein nervenschwaches Eichhörnchen wäre, erzählt Zingg. Um ein wenig nachzuhelfen, nimmt er "Interventionen in der Körpermitte des erzählenden Ichs" vor - mit einem Küchenmesser. Es geht viel um Körper bei Angelika Meier, erklärt der Rezensent, allerdings selten so drastisch, wie in der Geschichte des Anwalts. Meistens wirft sie ihre Erzähler-Ichs in skurrile Situationen, in denen sie eigentlich nur reagieren können, berichtet Zingg, "das Ich hatte eigentlich anderes vor".

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 24.07.2013

Als Minidrama funktioniert die von der Literaturwissenschaftlerin Angelika Meier ausprobierte groteske Erweiterung der Realität nicht, merkt Jörg Magenau. Die übrigen im Band versammelten kleinen Geschichten mit eingebautem Verfremdungseffekt jedoch überzeugen ihn durch erzählerische Ungerührtheit selbst angesichts von Gespenstern oder Jürgen Klinsmann an der Dönerbude am Kotti. Dass das Verrückte das Normale ist und umgekehrt, glaubt der Rezensent nach Lektüre dieser bissigen und, wie er versichert, niemals seminaristischen Prosa bald auch.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 12.04.2013

Angelika Meier hatte es mit ihrem Psychiatrieroman "Heimlich, heimlich, mich vergiss" zwar auf die Longlist des deutschen Buchpreises geschafft, allerdings nicht in die Aufmerksamkeit des hiesigen Lesepublikums, bedauert Katharina Teutsch. In "Stürzen, drüber schlafen" hat die Autorin und Literaturwissenschaftlerin Meier eine ganze Menge Miniaturen versammelt - Kleinsterzählungen und Bühnenstückchen -, und die Rezensentin ist erneut ziemlich beeindruckt. Meier verhandelt posttheoretisch die Zersetzung des Subjekts und gelegentlich auch das spätere Zusammenfügen, berichtet Teutsch. Überhaupt spielt das Verhältnis des Kopfmenschen zu seinem "körperlichen Anhang" eine entscheidende Rolle. Warum schaut man ein Ding anders an, wenn man es entkernt und anschließend wieder gefüllt hat?, fragt sie sich gemeinsam mit der Autorin. Wenn der Leser dann an solch "erkenntnistheoretischen Arabesken" knabbert, grätscht Meier mit abgründigem Humor dazwischen und führt einen "Veitstanz vor dem krampfenden Auge des Lesers" auf, freut sich die Rezensentin.
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