Aner Shalev

Dunkle Materie

Roman
Cover: Dunkle Materie
Berlin Verlag, Berlin 2007
ISBN 9783827006462
Gebunden, 288 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Aus dem Hebräischen von Mirjam Pressler. Ein Verkehrsunfall entzündet eine transatlantische Liebesaffäre zwischen einem verheirateten israelischen Diplomaten in New York und einer jungen Studentin in Jerusalem. Mit dieser Geschichte einer unmöglichen Liebe ergründet Shalev die Gesetze der Anziehung und zeigt, warum Liebe nicht immer im Himmel gemacht wird. Adam, israelischer Diplomat in New York, fährt während eines Besuchs in Jerusalem eine Joggerin an. Eva. Russische Emigrantin und Studentin der Astrophysik. Sie ist nur leicht verletzt. Doch Adam besteht darauf, sie ins Krankenhaus zu bringen. Sie sehen sich wieder, und was als pflichtschuldige Fürsorge begann, wird zu fataler erotischer Anziehung. Eine Amour fou, die Adams geordnetes Leben als verheirateter Mann aus den Fugen geraten lässt. Nach seiner Rückkehr nach New York schreiben er und Eva sich E-Mails, dringlich und begierig, die Bindung wird immer enger und intimer. Schließlich kommt Eva nach New York, und sie treffen sich heimlich in einem Hotel am Washington Square.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 11.09.2008

Nicht wirklich erwärmen kann sich Manuel Gogos für Aner Shalevs Roman "Dunkle Materie". Er findet einiges zu bemängeln an der Geschichte um die Liebesaffäre zwischen dem im israelischen Konsulat in New York arbeitenden Adam und der in Jerusalem lebenden Astrophysikerin Eva: Neben dramaturgischen Schwächen moniert er die aufdringlichen Leitmotive und ihre penetrante Symbolik. Der gesamte Roman wirkt auf ihn zudem wie aus Versatzstücken (Ehe, ungestillte Sehnsucht, Zufallsbekanntschaft, Ehebruch, Lüge) zusammengesetzt. Auch die über weite Strecken per -E-Mail verlaufende Kommunikation der Figuren ist in seinen Augen nicht gelungen. In diesem Zusammenhang hält er dem Autor vor, die Kunst, das Triviale zu beschreiben, ohne selbst trivial zu sein, nicht zu beherrschen: "Dass diese Mails in ihrer banalen Sentimentalität zu rühren vermöchten", hält er fest, "davon träumt ihr Autor nur." Überhaupt bleibt Leidenschaft in diesem Buch für ihn ein "Lippenbekenntnis" ohne Magie.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 23.02.2008

Ingeborg Harms beschränkt sich in ihrer Rezension dieses Romans im Wesentlichen auf die Nacherzählung. Angelegt ist das Buch vom Autor, der ein Mathematikprofessor ist, auf die Darstellung einer Beziehungsasymmetrie. Einander begegnen bei einem Unfall im Straßenverkehr der in New York lebende, aber in der Heimat urlaubende israelische Diplomat Adam (!) und die Astrophysikstudentin Eva (!). Sie lernen sich kennen und lieben und begreifen zugleich, dass es in beider Vorgeschichten bereits indirekte Liebesverknüpfungen gab. Im weiteren Verlauf wechseln sie, als Adam nach New York zurückkehrt, E-Mails. Eva will Offenheit und bekennt eine Affäre, von denen Adam freilich zahlreiche hat - ohne dies zu gestehen. Auch die schwarze Materie im Weltraum, von der es sehr viel mehr gibt, als die Schulweisheit glaubte, spielt, wie offenbar so manches in diesem Buch, ihre sehr symbolische Rolle. Mit sichtlichem, aber kaum explizit gemachtem Wohlwollen deutet Harms den Roman als "Parabel über die Paralleluniversen von Mann und Frau".
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 20.11.2007

Tragisch erscheint Rezensent Florian Welle an Aner Shalevs Roman "Dunkle Materie" weniger die Affäre zwischen Adam, einem in New York verheirateten israelischen Diplomaten, und der zwanzig Jahre jüngeren Astrophysikerin Eva als die "literarische Armut dieses Liebesromans". Er mokiert sich über die "symbolische Penetranz" der Namen der Protagonisten und des Titels: Eva studiert dunkle Materie, und dunkel ist auch die Materie ihrer Liebe zu Adam, voller "mysteriöser Flieh- und Anziehungskräfte". Adam hat sie kennen gelernt, als er sie in Israel beinahe über den Haufen gefahren hätte, und bis zu einem Treffen in New York, das den erzählerischen Rahmen des Romans darstellt, kommuniziert das Paar nur übers Internet. Für Florian Welle ist der Roman ein Beweis dafür, dass aus der E-Mail, diesem für ihn so seelenlosen Wesen, das die Sprache verarmt und die Liebe banalisiert, nie Literatur werden kann. Wenngleich er sich noch Nichtssagenderes denken könnte: den SMS-Roman.
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