Andrzej Bobkowski

Wehmut? Wonach zum Teufel?

Tagebücher aus Frankreich. Band 1: 1940/1941
Cover: Wehmut? Wonach zum Teufel?
Rospo Verlag, Hamburg 2000
ISBN 9783930325306
Gebunden, 359 Seiten, 21,47 EUR

Klappentext

Aus dem Polnischen von Martin Pollack. In Polen zählen die Tagebücher von Andrzej Bobkowski neben denen von Gustaw Herling und Witold Gombrowicz zu den eindrucksvollsten Dokumenten der Exil- und den Klassikern der Tagebuchliteratur. Bobkowskis Tagebücher sind eine spannende Erzählung von der Besetzung Frankreichs durch die deutschen Truppen und lassen vielmehr an einen Roman als an eine Chronik denken: Seine eindringlichen Schilderungen von der Flucht aus Paris, von Begegnungen mit Landsleuten, Franzosen und Deutschen zeichnen ein umfassendes Bild dieser Zeit. Bobkowski gelingt es, menschliche Schicksale, Charaktere und politische Ereignisse so packend zu beschreiben, dass sich alles wie zu einem großen Roman zusammenfügt.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 10.02.2001

Fritz Göttler hält sich in seiner Kritik mit Urteilen bemerkenswert zurück, so dass nicht herauszukriegen ist, was er von dem ersten Band der Tagebücher hält. Er zitiert den in Wiener Neustadt geborenen Autor, der 1939 mit seiner Frau vor den Nazis nach Frankreich flüchtete, exzessiv, um einen Eindruck zu vermitteln und teilt mit, dass die Aufzeichnungen bereits 1957 in einem polnischen Exilverlag veröffentlicht wurden. Er reißt die Themen an, die in dem Tagebuch zur Sprache kommen und charakterisiert den Autor als "modernen Tom Sawyer". Warum, wird wohl für immer das Geheimnis Fritz Göttlers bleiben.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 24.11.2000

"Eine Entdeckung" ist dieses Buch, schwärmt Walter Hinck, nicht nur, weil er sich bei den Schilderungen von dem durch das Frankreich im Zweiten Weltkrieg radelnden Polen und seinem Begleiter an Don Quijote und Sancho Pansa erinnert fühlt. Hinck weist darauf hin, dass der Band in Frankreich bereits im Jahre 1957 erschienen ist und erst jetzt auf deutsch in der "schmiegsamen" Übersetzung von Martin Pollack vorliegt. Zwar kenne man ähnliche Erlebnisse, wie Bobkowski sie schildert, schon aus zahlreichen Filmen. Doch der Unterschied dazu besteht - wie der Rezensent betont - in dem "fremden Blick des kritischen Freundes der Franzosen". Hinck hat offenbar besonderen Gefallen an der Mischung zwischen Dokumentarischem und "hinreißenden" Landschaftsschilderungen, zwischen Kommentierendem und auch den poetischen Passagen gefunden. Ein - trotz des Hintergrundes - "bezauberndes Buch", findet Hinck, der gespannt auf die Veröffentlichung des zweiten Teils und auch einen Erzählband Bobkowskis wartet.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 28.09.2000

Gerade die Bedrohtheit der Existenz steigere die Intensität der Wahrnehmung und Erkenntniskraft, meint Schmid, den die Lektüre von Bobkowskis Tagebüchern aus den Jahren 1940/41 beeindruckt hat. Der aus Polen emigrierte Essayist unternahm noch im Sommer 1940 eine Fahrradtour durch Südfrankreich, ein romantisches Idyll im Vergleich zum besetzten Paris, wohin der Autor schließlich zurückkehrt. Schmid vergleicht Bobkowskis Notizen mit den Tagebüchern Ernst Jüngers. Jünger war zur gleichen Zeit und ebenso als Ausländer in Paris stationiert. Der deutsche Intellektuelle registriere zwar das Elend der Bevölkerung oder andere Ungerechtigkeiten, aber seine Realitätsbeschreibungen schweiften immer wieder ins Phantasmagorische ab, schreibt Schmid. Dagegen hat ihn Bobkowskis Bericht durch analytische Tiefe und Schärfe gegenüber der Wirklichkeit bestochen; wo Jünger seine Anwesenheit in Paris als selbstverständliches Recht betrachtete, habe Bobkowski vor dem französischen Hintergrund seine polnische Herkunft reflektiert.
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