Andre Breton

Nadja

Cover: Nadja
Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2002
ISBN 9783518223512
Gebunden, 156 Seiten, 14,80 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen von Bernd Schwibs. Mit einem Nachwort von Karl Heinz Bohrer. "Nadja" ist die Geschichte einer zufälligen Begegnung, die zugleich die Aktualisierung einer lange bestehenden, äußerst intensiven Bekanntschaft zu sein scheint. Nadja wird geschildert als eine junge Frau, die auf geheimnisvolle Weise mit dem Erzähler vertraut ist und sich rein intuitiv seinem Leben und seinen Gedanken nähert. Diese Erzählung, 1928 erschienen (und 1963 vom Autor revidiert), gehört längst zu den Standardwerken des Surrealismus und ist eine "Basisschrift der klassischen Moderne" (Karl Heinz Bohrer). Andre Breton (1896-1966) beschließt sie programmatisch mit einer berühmt gewordenen Definition der Schönheit: "Die Schönheit wird KONVULSIV sein oder sie wird nicht sein."

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 28.10.2002

Vor vierzig Jahren erschien die erste deutsche Übersetzung des im Original immerhin schon 1928 veröffentlichten Buches des Surrealisten Andre Breton. Der Rezensent Jürg Altwegg bezeichnet das sich den Genres eher entziehende Werk als "autobiographischen Versuch" und stellt es Sartres "Die Wörter" und Leiris' "Mannesalter" an die Seite. Auf jeden Fall, so Altwegg, ist es das "ergreifendste und zugänglichste Werk" Bretons. Und die neue Übersetzung hat ihm keinesfalls geschadet, zumal die Überarbeitung Bretons aus dem Jahr 1963 nun erstmals in deutscher Sprache zugänglich wird. Bernhard Schwibs, der Übersetzer, habe die "literarische Fülle" zu bewahren verstanden. Kritisch setzt sich Altwegg allerdings mit dem Nachwort des Literaturwissenschaftlers (und einstigen FAZ-Korrespondenten) Karlheinz Bohrer auseinander. "Lustlos und uninspiriert", schilt Altwegg, beginne es - und über den Rest hat er auch nichts Gutes zu sagen.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 23.07.2002

Kein anderes Stück Anti-Literatur war und ist so zugänglich wie André Bretons "Nadja", behauptet Christoph Bartmann und begrüßt die von Bernd Schwibs vorzüglich besorgte Neuübersetzung des 75 Jahre alten Buchs. Bretons antipsychologische Haltung, die sich im Prinzip des persönlichen, nicht-beschreibenden Berichts (im Falle Nadjas in eine psychiatrische Krankengeschichte verpackt) Ausdruck verschaffte, sei zwar als Programm einer ganzen Kunstrichtung wie des Surrealismus gescheitert, meint Bartmann, aber vielleicht sei dieses auch nur in einem "Wurf" wie "Nadja" zu verwirklichen gewesen. In jedem Satz, in jeder Formulierung liegt eine überraschende Wendung, schreibt der Rezensent begeistert. Stark beeindruckt hat ihn auch die kategorische Ablehnung Bretons solch bürgerlicher Werte wie Arbeit, Glauben, Moral, die Bretons Einstellung zum Leben, Lesen und Schreiben völlig zuwider liefen. Stattdessen sieht Bartmann den Antiliteraten wie einen Abenteurer "mit leichtem Gepäck" durchs Leben streifen, so dass er offen ist für gelegentliche, plötzliche Offenbarungen, nach Benjamin "die profanen Erleuchtungen", zitiert Bartmann. Begrüßenswert findet er auch das Nachwort von Karl Heinz Bohrer, der, statt nach der ganzen Kunstrichtung, nach der "poetischen Substanz des Einzelwerks" frage - die für Bartmann unbestreitbar und einzigartig ist.
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