Alexander Kluge

Das Labyrinth der zärtlichen Kraft

166 Liebesgeschichten
Cover: Das Labyrinth der zärtlichen Kraft
Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2009
ISBN 9783518421253
Gebunden, 605 Seiten, 26,80 EUR

Klappentext

Es gibt keine menschliche Eigenschaft, die älter und fürs Überleben notwendiger ist als die Liebe. Wer liebt, sagt man, ist verkauft mit Haut und Haar. Zugleich ist Liebe, so heißt es in Bizets Carmen, "frei wie ein Vogel". Wie verschieden ist sie von anderen guten Dingen, von ruhiger Freundlichkeit, unerschütterlicher Ruhe, Vertragstreue und von ausgeglichenen Bilanzen! Sie ist ein 'Attraktor , unbezwinglich wie die Gravitation, nach der die Sterne tanzen. Zugleich aber der dunklen Energie ähnlich, die uns in eine unbekannte Zukunft vorwärtstreibt. In diesem Labyrinth der Gegensätze kann man sich verirren. In Zeiten der Not und der Finanzkrise versammelt sich die zärtliche Kraft an deren Gegenpol im Erzählten. Denn sie besitzt ihre ganz eigene Ökonomie.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 08.01.2010

Tief verneigt sich Rezensent Christian Schärf vor Alexander Kluges neuem, 600 Seiten starken Werk "Das Labyrinth der zärtlichen Kraft". In seiner langen, gedankenreichen Besprechung zeigt er sich vollends hingerissen, fasziniert, inspiriert von den 166 Liebesgeschichten, die der Schriftsteller und Filmemacher - einem Meisterarchitekten gleich - zu einem filigranen, labyrinthischen erzählerischen Netz verwoben hat, das ihm stärker scheint als jede "noch so ausdifferenzierte Theorie". Das Werk dokumentiert für Schärf die "Rückverwandlung" des Intellektuellen in einen Poeten, eine Rückverwandlung, in der Kluge "seine vielleicht ultimative Verdichtungsstufe" erreicht, in der Fiktives, Imaginäres, Historisches und Dokumentarisches permanent ineinander übergehen. Dabei bleibt in Schärfs Augen immer offen, inwieweit es der Leser mit Fiktion oder mit Dokumentation zu tun hat, etwa wenn Kluge davon erzählt, wie Adorno Luhmann sein Leid geklagt hat. Das Fazit des Rezensenten: ein Werk von "vollendeter literarischer Meisterschaft".
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 26.11.2009

Tja, wie soll man sagen. Das stammelt und ächzt und stolpert von Apercu zu Apercu – aber welcher Rezensent wäre der Assoziations- und Sprachkraft Alexander Kluges schon gewachsen. Raddatz sagt es vorsichtshalber zu Beginn seiner Kritik gleich selbst: Man müsse notwendig unter Niveau bleiben. Später stöhnt Raddatz noch: "Das ist kein Rezensenentenqualm." Das Buch macht das mit ihm. Wie genau Kluges 166 Liebesgeschichten als Buch aufgebaut sind , erfährt man aber eigentlich nicht, nur dass eine DVD beigegeben ist, auf der sich Kluge sehr leise mit Luhmann über Marx und Kant unterhält. Natürlich bringt Kluge Luhmann durch ein paar geflüsterte Stichworte dazu, genau seine eigene, Kluges, Auffassung von Liebe zu bestätigen. Na ja und so geht es weiter von Erkenntnis über Sentenz zur Maxime - sicher eine gewinnbringende Lektüre, ein Mäandern durch Kluges Ich, das aber – so viel hat Raddatz herausgefunden – keines sein will.
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