Adriaan Kühn

Kampf um die Vergangenheit als Kampf um die Gegenwart

Die Wiederkehr der 'zwei Spanien'
Cover: Kampf um die Vergangenheit als Kampf um die Gegenwart
Nomos Verlag, Baden-Baden 2012
ISBN 9783832978525
Kartoniert, 347 Seiten, 54,00 EUR

Klappentext

In Spanien herrscht seit der Jahrtausendwende ein Erinnerungsboom, der politisiert und polarisiert. Die "Rückkehr der Vergangenheit" bedeutet nicht nur Omnipräsenz von Geschichtsdiskursen, sondern auch Renaissance einer dualistischen und hoch politisierten Debattenkultur: Die Metapher der "zwei Spanien" reüssiert - als Beschreibung der tiefen Spaltung des Landes in den 1930er Jahren ein längst überwunden geglaubtes Kapitel spanischer Geschichte. Provoziert die Vergangenheitskonjunktur eine Wiederkehr der gesellschaftlichen Frontalstellung, die doch aufgearbeitet werden soll?
Die umfassende Darstellung des Geschichtsstreits in Gesellschaft, Politik, Justiz und Wissenschaft zeigt, dass von einer "Aufarbeitung" oder gar "Bewältigung" der spanischen Bürgerkriegs- und Diktaturvergangenheit keine Rede sein kann. Spanien stellt einen Sonderfall innerhalb der europäischen Erinnerungskulturen dar. Anders als vergleichbare Länderstudien kommt die Untersuchung zum Ergebnis, dass weniger Generationenwandel oder die Festigung des demokratischen Systems dabei eine Rolle spielen, sondern ein sich wandelnder Parteienwettbewerb den "Kampf um die Vergangenheit" auslöst.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 14.05.2013

Spaniens Gesellschaft ist gespalten und einer der wesentlichen Gründe dafür ist die mangelnde Aufarbeitung der Verbrechen unter der Franco-Diktatur, lernt Rezensent Thomas Urban zwei neuen Büchern von Adriaan Kühn und Georg Pichler. Aus beiden lernt er, welche Strukturen die Diktatur überlebt haben und dafür sorgen, dass die Vergangenheit nicht angerührt wird. Die großen Konzerne, die Aktienunternehmen, sind oft aus ehemaligen staatlichen Unternehmen entstanden und ihre Führungsriege rekrutiert sich noch immer aus den gleichen Kreisen wie damals, erfährt der Rezensent. Dass angesichts der Finanzkrise unter einer konservativen Regierung zuallererst die Mittel für die Aufarbeitung gestrichen werden, findet Urban ziemlich bezeichnend. An Kühns Buch hat dem Rezensenten bsonders gefallen, dass der Autor größtenteils ohne "Politologensprech" auskommt.
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