Adolf Endler

Der Pudding der Apokalypse

Gedichte 1963-1998
Cover: Der Pudding der Apokalypse
Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 1999
ISBN 9783518410561
Gebunden, 213 Seiten, 18,41 EUR

Klappentext

Daß Endler bei den DDR-Oberen als höchst unsicherer Kantonist galt und 1979 aus dem Schriftstellerverband ausgeschlossen wurde, hatte Folgen: Er konnte danach nur noch ein einziges Buch veröffentlichen. Nach 1989 gelang ihm der Durchbruch ins Bewußtsein einer größeren Öffentlichkeit der Bundesrepublik ironischerweise als Prosaautor. Endlers Gedichte sind seit Jahren lediglich in Anthologien und Zeitschriften nachzulesen. Nun hat er sein gesamtes Werk gesichtet, zusammengestellt, was sich aus den letzten 35 Jahren als haltbar erwiesen hat, und zahlreiche neue Gedichte dazugestellt.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 09.12.1999

Von etwas, das schwer auf einen Nenner zu bringen ist, nämlich von den Gedichten Endlers aus 35 Jahren, sucht Kurt Oesterle hier zu erzählen und muß daher von Brüchen und Gebrochenheiten sprechen. Das gilt umso mehr, als von einem Schriftsteller die Rede ist, der aus Düsseldorf stammend 1955 freiwillig den Westen Deutschlands gegen den Osten austauschte, - um 1989 nolens volens vom Westen wieder eingemeindet zu werden. Oesterle zeichnet, nach harscher Kritik am "Milchprodukt" des Titels, behutsam und immer melancholischer werdend nach, was er als historisch notwendiges Versteckspiel in und mit den Formen bei Endler bezeichnet. Der Gebrauch von Vagantenvers, Haiku, Sonett und Ballade, von Liedtext, Schlager und Epigramm ist ihm Beweis des "Sprach-Vulkanismus" eines Dichters, "in dem der Surrealismus volkstümlich zu werden versucht". Auch Endlers Dissidententum wird gewürdigt, das in den finstersten Zeiten der DDR weder bürgerlich-nobel (Stephan Hermlin) noch verhärmt-protestantisch (Christa Wolf) daherkam, vielmehr wüst subproletarisch war, den amerikanischen Beatniks näher als beispielsweise Heiner Müllers "Zynismus de luxe".
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 24.11.1999

Für Sibylle Cramer hat Adolf Endler, der 1955 "mit fliegenden roten Fahnen" aus Düsseldorf nach Ost-Berlin übergesiedelt war, die Tristesse der DDR mit den Mitteln des Karnevals aufs Korn genommen. Sie warnt allerdings davor, Endler nur als einen Bohémien vom Prenzlauer Berg wahrzunehmen und findet in seiner scheinbaren Kauzigkeit Anklänge an Figuren von Beckett. Seine Gedichte seit 1963, so Sibylle Cramer, sind hier in einer "mustergültigen Ausgabe" versammelt.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 12.10.1999

Was Manfred Papst an diesem Band ganz besonders beeindruckt, ist die Vielfalt der ausgewählten Gedichte. Und obwohl Endler bei der Auswahl auf seine ersten beiden Gedichtbände vollständig verzichtet hat, scheinen Manfred Papst die Höhen und Tiefen in Endlers Leben und Dichten deutlich nachvollziehbar. Zwar dürfe man "Anmut, Innigkeit, Einkehr" nicht erwarten. Dafür aber besteche dieser Band durch Endlers virtuosen Umgang mit den verschiedensten Formen: Von Montagetechniken bis Haiku, strenger Versform bis Erzählgedicht reiche die Palette. Dabei dürften den Andeutungen des Rezensenten zufolge durchaus einige echte Rosinen in diesem "Pudding" zu finden sein.