Abraham B. Jehoschua

Die Passion des Personalbeauftragten

Roman
Cover: Die Passion des Personalbeauftragten
Piper Verlag, München 2006
ISBN 9783492047098
Gebunden, 336 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Aus dem Hebräischen von Ruth Achlama. War diese Geschichte denn wirklich so schlimm und außergewöhnlich? Gewiss nicht. Aber in diesen grauenhaften Zeiten, in denen in Jerusalem immer wieder unschuldige Passanten auf offener Straße von einer Bombe zerrissen werden, bricht moralische Empfindsamkeit oft von unerwarteter Seite hervor. Diesmal ist es die lokale Presse, die einem Großbäcker "empörende Unmenschlichkeit" vorwirft, weil der sich nicht um seine Mitarbeiter kümmere. Genauer gesagt um die Identifikation der jungen Aushilfsputzfrau Julia Ragajew, die bei einem Anschlag auf den Jerusalemer Gemüsemarkt getötet wurde. Die tiefe Reue des verantwortlichen Personalbeauftragten der Bäckerei steigert sich zu einer veritablen Passion, die ihn bis in die entlegene Heimat der schönen Julia führt. Menschlichkeit, Leidenschaft und Mitgefühl treiben Abraham B., Jehoschuas Helden, in seiner kuriosen Mission an.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 19.12.2006

Auch diesen Roman habe Abraham B. Jehoschua mit der ihm eigenen Mischung aus "Trauer und makabrem Humor" geschrieben, informiert Rezensent Walter Hinck über den aus seiner Sicht wichtigsten israelischen Autor neben Amos Oz. Die von Jehoschua häufig thematisierte Versöhnungsfrage mit den Palästinensern sei allerdings bei dieser Geschichte nicht virulent. Entgegen einer möglichen vordergründigen Lesart, so der Rezensent prophylaktisch, gehe es erst in zweiter Linie um eine "Satire" auf die Verbindungen von Krieg, Wirtschaft und Medienmanipulation. Nein, der Titel spreche klar von der "Passion" des Helden, einem ehemaligen Berufsoffizier, der vor dem Hintergrund seiner privaten Lebensgeschichte auf eine ganz besondere Art und Weise handele. Erzählt würde diese Verstrickung, im Hinblick auf Wissen und Nichtwissen des Lesers so spannend wie in einem Abenteuerroman, und auch die deutsche Übersetzung von Ruth Achlama sei wieder einmal vorzüglich gelungen.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 02.10.2006

Einen weiteren kraftvollen Roman hat der darin bereits bewährte Jerusalemer Schriftsteller Abraham B. Jehoshua mit der Passionsgeschichte des Personalbeauftragten vorgelegt, freut sich Stefana Sabin. Hintergründige, gerade in der Wahl der Schauplätze subtil hervortretende Symbolik und genau beobachtete Schilderungen zwischenmenschlicher Verhältnisse sind für die Rezensentin die Stärken dieser Schilderung einer absonderlichen Reise vor dem Hintergrund der dauernd gegenwärtigen Bedrohung durch alltäglichen Terror und die Verletztlichkeit der Bevölkerung Jerusalems. Das erzählerisch bestimmende Moment des Buches, das Motiv der reisenden Leiche, gemahne deutlich an Jehoshuas großes Vorbild Faulkner, der schon wegen des vielschichtigen "kaleidoskopischen Perspektivwechsels" Pate zu stehen schien für die narrative Konstruktion dieser Passion eines Personalers - eine fruchtbare künstlerische Orientierung, die für Sabin ein weiterer Grund ist, den Roman zu empfehlen.