Fiston Mwanza Mujila

Tanz der Teufel

Roman
Cover: Tanz der Teufel
Zsolnay Verlag, Wien 2022
ISBN 9783552072770
Gebunden, 288 Seiten, 25,00 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen von Katharina Meyer und Lena Müller. Im Grenzgebiet zwischen Angola und dem Kongo, in den Minen von Lunda Norte und im Zentrum von Lubumbashi tanzen Frauen ohne Alter, Diamantensucher, Gauner und Agenten aus aller Welt den "Tanz der Teufel". Neben absurden Dialogen und einer Fülle von Erzählsträngen und Abschweifungen ist es vor allem die Musik, die den Rhythmus von Fiston Mwanza Mujilas neuem Roman vorgibt. Und die Ironie des Romans lässt die Auswirkungen von Kolonialisierung, Globalisierung, Raubbau und Bürgerkrieg nur noch deutlicher erscheinen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 11.06.2022

Nach Fiston Mwanza Mujilas "jazzigem" Debüt "Tram 83" hat Rezensent Niklas Bender hohe Erwartungen an dessen neues Buch und wird nicht enttäuscht. Es geht unter anderem um einen Österreichischen Schriftsteller, der nach Zaire, in den heutigen Kongo, reist um ein Buch zu schreiben - eine interessante Konstruktion, findet Bender, weil Mujila selbst im Kongo geboren ist und nun in Österreich lebt. Hauptsächlich fasziniert den Kritiker aber auch dieses Mal, wie musikalisch der Autor vor "lockerem" historischem Hintergrund (von den 70er-Jahren bis zum Ende der Mobutu-Diktatur) vom Leben in Lubumbashi erzählt, anhand vieler verschiedener Figuren: Sanza wird Straßenjunge, schnüffelt Klebstoff und singt "heikle" Lieder auf die Freiheit, ein portugiesischer Lehrer schließt einen Pakt mit einer Meerjungfrau, Molakisi geht Diamanten schürfen - immer geht es dabei aber höchst rhythmisch zu, es "vibriert, stampft und swingt", staunt Bender. Eine "ungeheure Vitalität" schlägt dem Kritiker hier entgegen, die ihm die Romanwelt zwar nicht vertraut, aber weniger fremd mache - und so funktioniere Literatur, schließt er anerkennend.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 08.06.2022

Rezensent Jonathan Fischer empfiehlt Fiston Mwanza Mujilas Roman über die Glücksritter von Zaire unter Diktator Mobutu. Mit dem im Text allgegenwärtigen Rumba, zu dem in den Bars von Zaire getanzt wird, und mit Mujilas satirischem Ton wird Fischer die Lektüre leicht, auch wenn es um Klebstoffschnüffler und Glücksspiel geht und um das harte Leben der Minenarbeiter und Straßenkinder. Und ihre Hoffnungen. Die vielen Perspektivechsel, das Hin und Her zwischen Ich-Form und allwissendem Erzähler im Text, die Komik, halsbrecherische Plotentwicklungen, schließlich die "agile" Sprache machen den Roman für Fischer zum Ereignis.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 23.05.2022

Mit gemischten Gefühlen bespricht Rezensent Carsten Otte den zweiten Roman des kongolesischen Autors Fiston Mwanza Mujila. Ort der Handlung ist ein angolanischer Provinzort an der Grenze zum damaligen Zaire in der Mitte der 1990er Jahre und die Edelsteinmine, um die sich das Interesse aller dreht. Die beteiligten Personen stellt Otte ausführlich vor: eine Frau namens Tshiamuena, die Arbeiter in der Mine vermittelt und unter den Angestellten als "Schutzheilige gilt", der junge Molakisi, der von zu Hause weggezogen ist, um in der Mine zu arbeiten und nebenbei als Straßenkind mit Gleichgesinnten auf Raubzüge geht, und natürlich die Soldaten der ehemaligen Befreiungsarmee Unita, die den Abbau überwachen. "Rasant" würde der Roman starten und teils auch die "rhythmisierte Prosa" des Vorgängerromans aufgreifen, lobt Otte. Allerdings fehlt dem Rezensenten die Vielfalt und Tiefgründigkeit im Roman, denn die Figuren wirkten "schablonenhaft", sozialpolitische Kritik bleibe eine Randerscheinung und auch die Komik werde nicht weiter ausgebaut. Dass dem Autor zusätzlich die verschiedenen Erzählstränge entgleiten, bedauert der Rezensent umso mehr.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 13.04.2022

Rezensent Dirk Fuhrig lässt sich gern von dem in Zaire geborenen und inzwischen in Graz lebenden Schriftsteller Fiston Mwanza Mujila zum Tanz bitten. Der Kritiker mochte schon die Musikalität des Vorgängerromans "Tram 83". Wenn ihn der Autor jetzt aber in die Tanzkneipe "Mambo de la fete" in Zaire entführt, wo neben dem  österreichischen Schriftsteller Franz Baumgartner Straßenjungen, Kindersoldaten, Bürgerkriegsflüchtlinge, Ganoven und Freiheitskämpfer trinken und das Ende der Diktatur im Kongo feiern, lauscht der Rezensent noch mitgerissener der wunderbaren "Kakophonie" verschiedenster Stimmen, die meist durcheinander von afrikanischen Mythen, Ausbeutung, Kolonialzeit oder Göttern singen. So viel Witz, Originalität, Tempo und Klang kann sich Fuhrig nicht eine Sekunde entziehen.