Manfred Voigt

Wir sollen alle kleine Fichtes werden!

Johann Gottlieb Fichte als Prophet der Kultur-Zionisten
Cover: Wir sollen alle kleine Fichtes werden!
Philo Verlag, Berlin 2003
ISBN 9783825703103
Kartoniert, 230 Seiten, 29,90 EUR

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 09.02.2004

Die Geschichte einer "einzigartigen Mesalliance" mit "happy end" erzählt Manfred Voigts in seinem Buch über den "Judenfeind" Fichte, wobei, gibt Rezensent Jürgen Busche zu Bedenken, keineswegs ausgemacht ist, ob das glückliche Ende nur eines des Buches ist oder ein wirkliches. Voigts verfolgt die Rezeption von Fichtes "Reden an die deutsche Nation" innerhalb des Kulturzionismus und berichtet, wie sich die Auffassung des Lebens als "Aufgabe" und "Mission", die "vom Weltgeist, vom Genius der Geschichte, von der Gottheit" auferlegt wurde, unter den Händen der Zionisten wie Nahum Goldmann und Hugo Bergmann von einer Besonderheit des deutschen Wesens, als die sie Fichte sah, zur "verbindenden Klammer zwischen Deutschen und Juden" wandelt. Hierfür sammelt Voigts reichlich Material, ohne den Leser damit zu erschlagen - vielmehr führe er "mit großer Behutsamkeit" in die Kontexte ein, lobt der Rezensent: "Er will nicht zu Urteilen verführen, er will urteilsfähig machen." Zweifel kommen Busche nur an dem Punkt, an dem der Autor schildert wie die Wege des deutschen und des jüdischen Nationalismus Fichtescher Prägung auseinander liefen, wie der erstere in einer "Absage an den europäischen Humanismus" endete und wie es die Kultur-Zionisten im Gegensatz dazu schafften, "zur 'Zielvorstellung eines bi-nationalen, jüdisch-arabischen Gemeinwesens in Palästina'" zu gelangen: Denn "ob die Bi-nationale im Heiligen Land Wirklichkeit wird, kann ein Buch über Fichte und seine Leser nicht beantworten", meint Busche.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 16.01.2004

Als "kluges Buch" würdigt Rezensent Friedrich Niewöhner diese Studie von Manfred Voigts' über die zionistische Fichte-Rezeption deutscher Juden. Voigts zeige darin, wie sehr sich die Zionisten auf Fichtes Philosophie der Tat als Vorbild beriefen und ihn als "geistigen Vorfahren" der neu zu schaffenden jüdischen Nation betrachteten, berichtet Niewöhner. Zunächst stelle Voigts "Fichte in seiner Zeit" vor, interpretiere dessen "Reden an die deutsche Nation" und untersuche die Jahrhundertfeiern des Jahres 1862, um dann die zionistische Fichte-Rezeption zu beschreiben und schließlich in einer zusammenfassenden Gegenüberstellung von nationalistischer und zionistischer Fichte-Rezeption Resümee zu ziehen. Dabei zeige Voigts auch, dass die deutschen Zionisten Fichte auf ihre Fahnen schrieben, obwohl sie von der deutsch-nationalen Fichte-Rezeption wussten. Auch die Zionisten hätten sich damit gegen einen europäisch-übernationalen Humanismus und für einen Nationalismus entschieden. Der Rezensent schließt: "Eindrücklich belegt Voigts Studie, dass die deutschen Zionisten - Deutsche waren."
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