Claire Keegan

Kleine Dinge wie diese

Cover: Kleine Dinge wie diese
Steidl Verlag, Göttingen 2022
ISBN 9783969990650
Gebunden, 112 Seiten, 18,00 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Hans-Christian Oeser. Wer etwas auf sich hält in New Ross, County Wicklow, und es sich leisten kann, lässt seine Wäsche im Kloster waschen. Doch was sich dort hinter den glänzenden Fenstern und dicken Mauern ereignet, will in der Kleinstadt niemand so genau wissen. Denn es gibt Gerüchte. Dass es moralisch fragwürdige Mädchen sind, die zur Buße Schmutzflecken aus den Laken waschen. Dass sie von früh bis spät arbeiten müssen und daran zugrunde gehen. Dass ihre neugeborenen Babys ins Ausland verkauft werden. Der Kohlenhändler Billy Furlong hat kein Interesse an Klatsch und Tratsch. Es sind harte Zeiten in Irland 1985, er hat Frau und fünf Töchter zu versorgen, und die Nonnen zahlen pünktlich. Eines Morgens ist Billy zu früh dran mit seiner Auslieferung. Und macht im Kohlenschuppen des Klosters eine Entdeckung, die ihn zutiefst verstört. Er muss eine Entscheidung treffen: als Familienvater, als Christ, als Mensch. Kleine Dinge wie diese erzählt von Komplizenschaft und Mitschuld, davon, wie Menschen das Grauen in ihrer Mitte ignorieren, um in ihrem Alltag fortfahren zu können - davon, dass es möglich ist, das Richtige zu tun.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 18.10.2022

Es ist ein schmaler Roman, den Claire Keegan hier vorlegt. Hauptfigur ist ein irischer Kohlenhändler aus kleinen Verhältnissen, der versucht, für sich und seine Familie "das Richtige" zu tun, der aber auch gern denen hilft, die noch weniger haben als er. Was genau hier die Rolle der katholischen Kirche und ihrer entsetzlichen Magdalenenwäschereien ist, lässt Rezensentin Cornelia Geißler offen. Aber sie lobt das Buch sehr, dessen "sehr reduzierter Ezählstil" Übersetzer Hans-Christian Oeser kongenial übersetzt habe. Dass ihr die Geschichte zu Herzen ging, daran lässt sie keinen Zweifel.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 15.09.2022

Rezensent Hannes Hintermeier empfiehlt Claire Keegans Buch für den Booker-Preis. Die Geschichte um einen hart arbeitenden Kohlenhändler im Irland von 1985 besticht laut Hintermeier durch Zeitlosigkeit, obwohl Keegan den Skandal um die Magdalenen-Wäschereien - ein Nonnen-Orden hielt hier junge Frauen in einem Zwangssystem jahrelangen Missbrauchs - in die Story einarbeitet. Im Vordergrund stehen laut Rezensent aber "Herz und Hirn" der Hauptfigur und die Frage, wie es gelingen kann, Empathie zu zeigen und Veränderung zu erreichen. Für Hintermeier ein berührendes, brillant gemachtes "Lehrstück".
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 09.08.2022

Rezensentin Sigrid Löffler begeistert sich für Claire Keegans Roman "Kleine Dinge wie diese". Die 1968 geborene irische Autorin erzählt in diesem Miniaturroman von dem "irischen Jedermann" Bill Furlong, glücklich verheiratet mit fünf Töchtern und als Kohlenhändler tätig, der während der Vorweihnachtszeit 1985 in der ihm heimischen irischen Provinz bei einer Kohlenlieferung ein in einen Kohleschuppen gesperrtes, ängstliches, durchfrorenes Mädchen entdeckt, das berichtet, ihr sei das neugeborene Kind von Nonnen weggenommen worden, erklärt Löffler. Hier wird nicht einfach die Kirche polemisiert, merkt die Rezensentin an, sondern die Gewissensnot eines mit sich kämpfenden Mannes in der Form einer Weihnachtserzählung thematisiert. Das ist große Kunst dieser "Meisterin der Einfachheit", schließt Löffler.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 21.07.2022

Für außergewöhnlich hält Rezensent Christoph Schröder Claire Keegans Roman über einen Skandal im Irland des Jahres 1985. Wie Keegan anhand ihrer männlichen Hauptfigur, einem Kohlenhändler, beschreibt, wie sich ein Einzelner gegen die Macht der katholischen Kirche in Irland stemmt, die bis ins Jahr 1996 "gefallene Frauen" gefangenhielt und zum Arbeitsdienst zwang, findet der Rezensent überzeugend. Knapp und präzise schildert Keegan laut Schröder Verdrängung und Erkenntnis, Unschuld und Ignoranz und gelangt schließlich doch zu einem optimistischen Finale. Die geschichtlichen Hintergründe des Falles erläutert die Autorin im Nachwort, so Schröder.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 26.04.2022

Rezensentin Julia Schröder gefällt, wie Claire Keegan den großen irischen Skandal der Magdalenen-Wäschereien in ihrem Kurzroman literarisch verarbeitet. Darin erzählt die irische Autorin von einem aufrechten Kohlenhändler, der miterlebt, wie unmenschlich die jungen Frauen in diesen Besserungsanstalten behandelt wurden: Die schwangere Frauen wurden nicht nur zum Arbeitsdienst gezwungen, oft wurden ihnen auch die Kinder weggenommen. Auch wenn Schröder durchaus von Anfang an das Unheil unter dunklen Gewitterwolken dräuen spürt, überzeugen sie doch die undramatische Darstellung und Keegans Fähigkeit der Verknappung. Anklänge an Charles Dickens entdeckt sie auch.