Boris Pahor

Piazza Oberdan

Cover: Piazza Oberdan
Kitab Verlag, Klagenfurt 2008
ISBN 9783902585240
Paperback, 191 Seiten, 21,00 EUR

Klappentext

Aus dem Slowenischen von Reginald Vospernik. Boris Pahor erzählt anhand der Geschichte des Platzes, der von den Italienern nach Guilielmo Oberdank benannt und von den Österreichern nach einem Attentatsplan gegen Kaiser Franz Joseph gehängt wurde, die Geschichte der Slowenen in Triest. In der k.u.k.-Zeit lebten Slowenen, Italiener und deutschsprachige Österreicher hier im wesentlichen friedlich zusammen. Nach dem Anschluss der weltoffenen Stadt, die einer Vielfalt von Kulturen offen gegenüberstand, machte sich hier der Faschismus schon vor der Machtübernahme in Italien bemerkbar. Die Niederbrennung des slowenischen Kulturhauses blieb bis heute ungesühnt.
Immer wieder dient die einst polyglotte Stadt, die im Einvernehmen mit dem slowenischen Hinterland auf dem Karst lebte, den Aufmärschen postfaschistischer Gruppen, Bersaglieri usw.; die slowenische Identität ist auf den ersten Blick nicht mehr zu spüren. Pahors Bestreben geht dahin, die Vielfalt der Kulturen in der Hafenstadt auch für die Zukunft in einem vereinten Europa zu erhalten.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 05.06.2009

Für Judith Leister ist das Buch kein Meisterwerk. Wer Boris Pahor kennenlernen möchte, dem empfiehlt sie ein anderes Buch aus dessen Oeuvre, zum Beispiel den großen Erinnerungsroman "Nekropolis". Dem vorliegenden Band, in dem Pahor das Schicksal der Slowenen unter italienischer Herrschaft in der Grenzregion um Triest in einer Collage aus Tagebuch Autobiografie, Kurzprosa und historischen Dokumenten verhandelt, fehlt es laut Leister an Formwillen. Etwas weniger "patriotisches Sentiment", meint sie, hätte dem Text auch gut getan. Als Beitrag zur slowenisch-italienischen Geschichte hat das Buch für sie allerdings durchaus seinen Wert.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 31.12.2008

In jeder Hinsicht merkwürdig (aber auch höchst denkwürdig) findet Rezensent Karl-Markus Gauß das Buch des 1913 geborenen slowenischen Schriftstellers über den nach dem italienisch-slowenischen, von den Österreichern hingerichteten Freiheitskämpfer Guglielmo Oberdan benannten Platz in Triest. Nicht nur, dass sich Boris Pahor erst im Alter von über 90 Jahre mit der Geschichte des Platzes und seines Namenspatrons zu beschäftigen begonnen habe. Auch formal ist Pahor in seinem Buch aus Sicht des Rezensenten ungewöhnliche Wege gegangen. Denn ob es sich hier um einen Roman, eine historische Studie oder einen "Novellenkranz" handele, sei so leicht nicht zu spezifizieren. Gauß informiert, dass Pahor in seinem Buch einen eigenen Lebensbericht mit dem "Roman eines urbanen Platzes" und seiner Geschichte zwischen Totalitarismus, Amnesie und nationalem Gedenkkult mit Abschnitten aus vor Jahrzehnten verfassten Novellen oder Essays zusammengeschnitten habe. Daher umfasse das Buch eine Zeitspanne von 1939 bis 2005, als der 92jährige Autor über die winterliche Piazza spaziert und ins Grübeln kommt. Die Übersetzung sei zwar etwas ungelenk, findet Gauß, der aber den kleinen Kitab-Verlag doch nicht genug für seine Verdienste um das Werk Pahors rühmen kann.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 01.12.2008