Wolfdietrich Schnurre

Der Schattenfotograf

Roman
Cover: Der Schattenfotograf
Berlin Verlag, Berlin 2010
ISBN 9783827009319
Gebunden, 532 Seiten, 28,00 EUR

Klappentext

Mit einem Vorwort von Wilhelm Genazino. Zunächst glauben wir, ein Tagebuch zu lesen. Am Beginn steht ein Datum (August 1976), am Schluss ebenso (10. Januar 1977), und das Autobiographische fehlt nicht: die Kindheit mit dem Vater, der Krieg, Krankheit, Schmerz und Tod, aber auch das Glück. Über die Familie, das Lesen, das Wissen und das Schreiben. Doch dieses Buch ist noch mehr. Schnurre gelingt es, in kleinen Notizen aus dem Alltag und genialischen Aphorismen, durch Zitate und Romanentwürfe, durch fiktive Briefe und Gedichte ein ganzes Menschengedächtnis abzubilden.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 21.08.2010

Hingerissen zeigt sich Rezensent Rolf-Bernhard Essig von Wolfdietrich Schnurres Roman "Der Schattenfotograf". Das Werk ist in seinen Augen das "beste Buch" des 1989 gestorbenen Autors, der dieses Jahr 90 Jahre alt geworden wäre. Es offenbart für ihn eine Seiten an Schnurre, die angesichts der klaren Handlung und Dialogführung in den Erzählungen des Autors oft nicht wirklich wahrgenommen wurden: "gestalterische Finesse" und seine "sprachliche Genauigkeit". Auf den ersten Blick wirkt das Werk auf ihn wie ein wunderbares, buntes Notizbuch, wie ein herrlicher Mix aus Autobiografischem, Reflexion über das Schreiben, Briefen an Kollegen, Ideen für neue Werke, Aphoristischem, Kommentaren zu Ereignissen der 70er Jahre und Naturbeobachtungen. Aber das sollte einen nicht darüber täuschen, dass sich darin ein "bis ins Detail komponiertes Werk" findet, so Essig. Wie Schnurre Motivketten, Figuren, Themen und verschiedene autobiografische Erzählstränge miteinander verwebt, hat ihn sichtlich beeindruckt. Aber auch die spöttische Haltung, die der Autor sich selbst gegenüber einnimmt, weiß er zu schätzen. Und nicht zuletzt sieht er in dem Buch ein Werk, das immer wieder "unaufdringlich" zum Selberdenken einlädt.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 20.08.2010

Als großes Lebens- und Werkstattbuch bezeichnet Wolfgang Schneider Wolfdietrich Schnurres Sammlung unterschiedlichster literarischer Formen vom Aphorismus bis zum Pudel-Dialog. Die zur Entstehungszeit des Buches 1978 die Runde machende Idee des Fragmentarischen als letztgültiger literarischer Form sieht er in diesem Buch vorbildlich verwirklicht. Bohrend bis forciert findet er den philosophierenden Schnurre (etwa über das deutsch-jüdische Verhältnis). Besser gefällt ihm der hier ebenfalls begegnende Schnurre der "elastischen" Prosa, der Kindheits- und Kriegserinnerungen, der Naturbeschreibung, der moralische Geschichtenerzähler Schnurre.
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