Walter Herzog

Zeitgemäße Erziehung

Die Konstruktion pädagogischer Wirklichkeit
Cover: Zeitgemäße Erziehung
Velbrück Verlag, Weilerswist 2002
ISBN 9783934730557
Gebunden, 688 Seiten, 50,00 EUR

Klappentext

Die in der Erziehungswissenschaft vorherrschende Raummetaphorik führt zu heillosen Paradoxien. Aber nicht die Wirklichkeit ist paradox, sondern die Art und Weise, wie sich Pädagoginnen und Pädagogen die Erziehungswirklichkeit denken, erzeugt Paradoxien. Sie entstehen, weil eine zeitlich verfaßte Wirklichkeit in räumliche Kategorien gezwängt wird. Walter Herzog schlägt deshalb vor, das metaphorische Potential der Zeit als alternative Begründung der Pädagogik zu nutzen. Im Rahmen einer modalen Zeitauffassung lassen sich die zentralen Begriffe der Erziehungswissenschaft neu bestimmen. Die zeitliche Konstruktion pädagogischer Wirklichkeit erschließt der Disziplin die Dimension der Sozialität, dank deren im pädagogischen Alltag Formen reziproker Anerkennung als Medien der Sozialintegration in den Vordergrund rücken...

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 06.05.2003

Walter Herzog ist angetreten, verkündet Detlef Horster, eine der klassischen pädagogischen Paradoxien aufzulösen: wie die Kultivierung der Freiheit, wie Erziehung ohne Zwang möglich sei. Dafür bemüht der Autor den Soziologen Niklas Luhmann, verrät Horster, verabschiedet die Raum-Metaphorik (gemeint ist, dass der Erzieher auf einer höheren Warte stehe und darum mehr Überblick habe als der zu Erziehende) zugunsten einer Zeit-Metapher, die Erziehung als evolutionären und ebenbürtigen Prozess begreift. Und nun ruft der Rezensent ein imaginäres "Ha!" aus, denn neu findet er Herzogs Kritik an der Pädagogenzunft überhaupt nicht, ihn wundert nur, dass man sich, kaum habe man sich an die wissensorientierte Pädagogik dank PISA-Studie gewöhnt, nun wieder am Habitus orientieren soll. Herzogs Überlegungen klingen Horster zu idealistisch, zu idealtypisch; er habe längst nicht alle Paradoxien auflösen können, wie etwa die, dass Erwachsene einen Wissensvorsprung hätten, oder dass Kinder die Regeln des Zusammenlebens oder Wissensstoff erlernen müssten; insofern gebe es Zwang, insofern gebe es Asymmetrie, auch wenn es zu einer demokratischen Gesellschaft dazugehöre, den anderen als gleichwertig anzukennen. Bei Luhmann ließe sich lernen, schließt Horster, dass es noch viele andere - unlösbare - Paradoxien gebe.
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