Volker Hagedorn

Der Klang von Paris

Eine Reise in die musikalische Metropole des 19. Jahrhunderts
Cover: Der Klang von Paris
Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg 2019
ISBN 9783498030353
Gebunden, 416 Seiten, 25,00 EUR

Klappentext

Berlioz, Rossini, Meyerbeer, Wagner, Chopin, Offenbach, Pauline Viardot - diese und viele andere Künstler leben, lieben, leiden in der musikalischen Hauptstadt des 19. Jahrhunderts und schreiben mit an der Partitur einer Metropole zwischen Revolution und Elektrizität, Eisenbahn und Kaiserreich. Erstmals wird Paris in diesem Buch als Zentrum europäischer Musik im 19. Jahrhundert erkundet, zugleich die Musik auf ihre Umgebung bezogen. Den Aufbruch in die Moderne, der sich hier in beispiellosem Tempo vollzieht, von Napoleons Tod bis zum Zweiten Kaiserreich, erleben wir hautnah, wenn Rossini sich fotografieren lässt, Berlioz die Miete nicht zahlen kann, Meyerbeer Hollywood vorwegnimmt und Chopin im Zug fährt, wenn Balzac, Flaubert, Baudelaire die Oper besuchen und Offenbach die Zensur austrickst. Soziales Elend und teure Soiréen, Alltag und Umbruch, Liebe und Kunst bringt dieses Panorama zusammen; Spurensuchen in der Gegenwart verbinden uns mit dem Vormittag unserer Epoche. Ihm kommen wir in der Musik so nah wie sonst nirgends: im Klang von Paris.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 09.05.2019

Diese Reise durch das Paris der Klänge und Töne, findet Rezensent Holger Noltze "vielstimmig und unterhaltsam". Hagedorn habe seinen Helden Berlioz gut gewählt. An seinen Wegen, seinen Freuden und Leiden entlang werde ein roter Faden durch die Stadt geknüpft, der uns auf vieles stoßen lasse: Komponisten und Musikdirektoren, Wagner, Liszt und Chopin, Meyerbeer und Mendelssohn. Auch Heinrich Heine hat einen Auftritt und der weniger bekannte Fotograf Nadar, der die ersten Porträtaufnahmen vieler Komponisten machte. So gehört nicht nur die Fotografie zu Hagedorns Paris, erzählt Noltze, sondern auch Elektrizität, Eisenbahnen und das Pleyel-Klavier. Ein wenig kritisch findet er die Vorgehensweise des Zeit-Kollegen, wenn manchmal literarisches Wollen und notwendige Informationsvermittlung zusammenprallen. Das geht ab und zu auf Kosten der "Eleganz", meint Noltze. Der Erkenntnisgewinn aus Hagedorns großen Genauigkeit - und im Übrigen auch ein Offenlegen der Quellen bei aller biografischen Ausmalerei - versöhnt den Rezensenten dann wieder vollständig.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 30.04.2019

Rezensent Jan Brachmann ist enttäuscht: Volker Hagedorn, Musikkritiker der Zeit, kann besser über Musik schreiben, meint er. Zwar erkennt Brachmann durchaus das Bemühen des Autors, seinen Streifzug durch das musikalische Paris des 19. Jahrhunderts so lebensnah wie möglich zu gestalten, Erkenntnisgewinn zieht er daraus indes nicht. Wenn ihm Hagedorn vom Lächeln Chopins, dem tönenden Bariton des Leichen sezierenden Medizinstudenten Berlioz oder den Träumen von Giacomo Meyerbeer erzählt, vermisst der Kritiker Wissenschaftlichkeit. Dass der Autor darüber hinaus Erlebnisberichte seiner Recherchereisen einstreut, von sich und seinen Beobachtungen im Paris der Gegenwart erzählt, findet Brachmann ebenfalls verzichtbar. Kluge Beobachtungen, etwa zum Realismus in der Malerei jener Zeit oder zum "enormen Etat" der Pariser Oper für die Erstaufführung von Wagners "Tannhäuser", nimmt der Rezensent zwar mit, ein stimmiges Gesamtbild mit neuen Erkenntnissen gelingt Hagedorn allerdings nicht, schließt Brachmann.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 19.03.2019

Volker Hagedorn hat es noch einmal gemacht und nach "Bachs Welt" (2016) ein brillantes "erzählendes Sachbuch" geschrieben, lobt Rezensentin Kristina Maidt-Zinke. Dieses Mal ist Hagedorns Hauptperson die Stadt Paris, und unser Führer durch ihr musikalisches Leben immer wieder der "musikbegabte Medizinstudent" Hector Berlioz. Mit Eleganz und Erzähllust, so die Rezensentin, hat sich Hagedorn durch Ort und Zeit bewegt und der Benjaminschen "Hauptstadt des 19. Jahrhunderts", ihr bisher meist vernachlässigtes Musikleben wiedergegeben. Maidt-Zinke benutzt Begriffe aus der Filmtechnik - es gibt Schwenks und Schnitte, Zoom und Überblendungen -, um zu erklären, in welch furioser Weise der Autor durch fünf Jahrzehnte spaziert und uns die Collage seiner Funde präsentiert. Es gibt das intellektuelle und künstlerische Paris ebenso wie das der Armut, Cholera und Revolutionen - und mittendrin eben Paganini und Liszt, Felix Mendelssohn, Chopin und Wagner, deren Gespräche Hagedorn zur Begeisterung der Rezensentin mit Hilfe dokumentarischen Materials "rekonstruiert". Alles in allem ein selbst schon musikalisch zu nennendes Werk, begeistert sich die Rezensentin.
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