Ute Mahler, Werner Mahler, Ludwig Schirmer

Ein Dorf

1950-2022
Cover: Ein Dorf
Hartmann Projects, Stuttgart 2024
ISBN 9783960701002
Gebunden, 362 Seiten, 68,00 EUR

Klappentext

Mit 252 Abbildungen. Deutsch/Englisch. Mit Texten von Jenny Erpenbeck, Anja Maier, Steffen Mau, Gary Van Zante. Dieses Buch ist eine Reiseerzählung der anderen Art. Der Betrachter reist beim Lesen durch die Zeit und bleibt dabei am gleichen Ort, dem Dorf Berka in Thüringen. Das Dorf wurde von drei Fotografen einer Familie über 70 Jahre - zwischen 1950 und 2022 - fotografisch begleitet. Es handelt sich um ein ungewöhnliches, mehreren Zufällen geschuldetes Projekt, das viel erzählt über dieses Land, das Dorf, seine Menschen und wie sich die Dinge so entwickelt haben. Zufall: Der Müllermeister von Berka, Ludwig Schirmer ist begeisterter Amateurfotograf, der nach dem Zweiten Weltkrieg neben der Arbeit als Müller noch Zeit findet das Leben im Dorf und auf dem Feld in Bilder zu fassen, die an andere große deutsche Fotografen seiner Zeit erinnern. Zufall: Die Familie Schirmer bekommt 1950 eine Tochter, Ute, die ihre Kindheit in Berka verbringt. Zufall: Ute heiratet 1973 Werner, den sie am Gymnasium in Oranienburg kennenlernt. Beide studieren später an der HGB Leipzig und Werner macht 1977/78 sein Diplom über Utes Heimatdorf, Berka. Zufall: Werner bekommt 1997 einen Auftrag vom STERN, die von Helmut Kohl versprochenen "Blühenden Landschaften" zu fotografieren und geht 1998 noch einmal nach Berka zum Fotografieren.
2001 stirbt Ludwig Schirmer, der in den sechziger Jahren zu einem der bekanntesten Werbefotografen der DDR geworden war und in seinem Nachlass tauchen zufällig einige wenige Abzüge und viele Negative seiner Berka-Bilder auf. Ute Mahler und Werner Mahler machen in ihrer Dunkelkammer erste Abzüge und ihnen wird klar welche künstlerische und dokumentarische Qualität diese Bilder haben. 2021/2022, kein Zufall mehr: Ute Mahler fährt wiederholt nach Berka und porträtiert die Jugendlichen des Dorfes, die noch nicht einmal geboren waren, als Werner Mahler das letzte mal dort fotografierte. Es sind die Ur- oder Ururenkelinnen der Menschen, die Ludwig Schirmer in den fünfziger Jahren kannte und porträtierte. 2022/2023, das vollkommen analog und schwarzweiß fotografierte Langzeitprojekt ist abgeschlossen und die Idee des Buches, die schon einige Jahre gereift ist, nimmt erste Formen an.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 26.03.2024

Rezensentin Anne Kohlick gefallen die Fotos aus dem thüringischen Dorf Berka von Ute Mahler, Werner Mahler und Ludwig Schirmer, wie sie der Bildband präsentiert. Den sozialen Wandel von der lebendigen Dorfgemeinschaft in den 1950er Jahren zu hohen, sauber geschnittenen Hecken und Carports mit SUV zeigen die Fotos der drei auf eindringliche Weise, findet Kohlick. Weil alle drei Künstler familiär verbunden sind und das Dorf kennen, stehen ihnen Türen offen, die der Betrachter so nicht durchdringen könnte, ahnt Kohlick. Ein ganz besonderes Heimatbuch, das die Texte von Jenny Erpenbeck und Steffen Mau pointiert ergänzen, meint die Rezensentin.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 16.03.2024

Die Geschichte eines thüringischen Dorfes lernt Rezensent Freddy Langer in diesem überzeugenden Bildband kennen: Gleich drei bedeutende Fotografen aus einer Familie, Ludwig Schirmer, Ute und Werner Mahler, haben die Entwicklung Berkas über mehr als siebzig Jahre festgehalten, von sozialistischem Wiederaufbau bis zum "aseptisch" wirkenden Asphalt heutiger Tage. Berka ist dafür exemplarisch, aber nicht allein, was den Wandel von Dorfgemeinschaft und Heimat angeht, erklärt Langer, der das Buch schon Kindern empfehlen würde, um zu begreifen, was ein Dorf ist, über verkitschte Bilderbücher hinaus.
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