Urs Widmer

Herr Adamson

Roman
Cover: Herr Adamson
Diogenes Verlag, Zürich 2009
ISBN 9783257067187
Gebunden, 200 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Es ist Freitag, der 22. Mai 2032. Einen Tag nach seinem vierundneunzigsten Geburtstag sitzt ein Mann in einem üppig blühenden Garten - es ist der Paradiesgarten seiner Kindheit -, neben sich einen Rekorder, und spricht seine Geschichte mit Herrn Adamson auf Band.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 19.12.2009

Ausgesprochen hingerissen hat sich Andreas Wirthensohn den burlesken Einfällen und surrealen Verwicklungen dieses Romans über den Tod hingegeben. Denn Urs Widmer gelingt es darin aus seiner Sicht auf recht unnachahmliche Weise, der Endlichkeit des Lebens ihren Schrecken zu nehmen. Bereits die Geschichte vom Jungen, der mit dem titelgebenden Herrn Adamson eines Tages demjenigen begegnet, den er auf dieser Welt bei seiner Geburt einst ablöste und der ihn einmal ins Totenreich abholen wird, bezaubert den Kritiker. Aber auch die Art und Weise, wie Urs Widmer seine Figuren und mit ihnen die Leser aufs Meer der Transzendenz und weit ins Jenseits mitnimmt, und dabei gleichzeitig ein Kindheitsparadies aufleuchten lässt, beeindruckt Wirthensohn sehr.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 17.11.2009

Eingenommen ist Rezensent Hans-Peter Kunisch von Urs Widmers neuem Roman "Herr Adamson". Widmer ist für ihn ein Schriftsteller, dem es seit Jahren gelingt, "zugleich eigenständig, schrullig und publikumswirksam zu erzählen". Die Geschichte um den 94-jährigen Herrn Adamson nun, einen Vortoten, und einen achtjährigen Jungen - sie ist zu verwickelt für eine kurze Nacherzählung -, kommt für Kunisch verschroben und makaber daher, was aber kein Negativurteil sein soll. Vielmehr behauptet sich in ihr seines Erachtens einmal mehr das "Widmer'sche Paradox": die Verbindung von schwarzer Romantik und Biedermeier, von Chaos und Idylle.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 14.10.2009

Zu unwahrscheinlich um nicht wahr zu sein, findet Rezensent Richard Kämmerlings diese Geschichte, in der eine Art Pan Tau, ein Toter, die Leser in die Geheimnisse des Jenseits einweiht. Urs Widmers Roman ist ein Märchen, in dem "jenseitsphysikalische Gründe" erörtert werden, in dem ein Junge einen Saurierknochen findet und durch Basel Indianer reiten. Vor allem aber ist er für Kämmerlings in seinem Aberwitz unglaublich poetisch und feinst gewebter Traumstoff und eine Art Bilanz des Widmerschen Werks. Kämmerlings entdeckt vertraute Motive und Topoi, wie die "archäologischen Grabungen in der Erinnerung" und den Wunsch, der Wirklichkeit und dem Skandalon der Sterblichkeit zu entfliehen. Just dagegen, beruhigt uns Kämmerlings, gibt der Autor uns Trost mit auf den Weg und verbreitet die Gelassenheit des Eingeweihten.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 08.10.2009

Für Rezensent Andreas Isenschmidt ist dieser Roman aus der Grenzzone zwischen dem Reich der Lebenden und dem Reich der Toten das "virtuoseste" aller Sprachkunststücke des Schweizer Autors Urs Widmer. Es beginne "im leichten Ton eines Märchens" und man begegne (gemeinsam mit dem achtjährigen Erzähler) in einem "verzauberten Paradiesgarten" in Basel in Person des alten Herrn Adamson einem merkwürdig zauberhaften "Schwebekonstrukt". Doch Adamson, stellt sich laut Isenschmidt heraus, ist so etwas wie ein Gespenst, ein - wie Widmer es nennt - "Vortoter": jemand, der schon gestorben ist, aber noch in einem Zwischenstatus lebt und manchmal zurückkehren darf - ein letztes mal dann, um denjenigen ins Reich der Toten zu holen, der im Augenblick seines eigenen Todes geboren wurde. Der Achtjährige ist es, der Adamson - soll man sagen: anvertraut? - ist, lesen wir. Adamson nimmt ihn, offenbar gegen jede Regel, sogar einmal besuchsweise mit ins Reich der Toten. "Ein griechischer Polizist radelt den Kleinen heim zu den hochbesorgten Eltern in Basel",   erählt Isenschmidt. Aber nicht nur diese wunderbare Mischung aus Todesernst und Klamauk begeistern den Rezensenten, es gibt da auch Verwachsungen der Handlung mit dem Autor, an dessen Geburtsdatum sich der Rezesent gut erinnert ...

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 22.08.2009

Angetan zeigt sich Rezensent Roman Bucheli von Urs Widmers Roman "Herr Adamson", einer "derb-krausen Etüde auf das Sterben". Er schätzt den Autor als "Zappelphilpp der Gegenwartsliteratur", der sich bestens auf die Übertreibungskunst verstehe. Vorliegendes Buch, in dem ein 94-jähriger Mann im Garten sitzend die Geschichte seines Lebens auf Band spricht, scheint ihm aber nicht nur sprachlich diese Übertreibungskunst auf die Spitze zu treiben, sondern auch im Blick auf die Handlung. Jedenfalls hat Bucheli den Eindruck, dass Widmer hier dem Leser eine Überfülle von verschrobenen, grotesken, haarsträubenden, phantastischen Ereignissen und Begebenheiten zumutet. Doch hebt er hervor, dass "sprachlicher Furor" und "überdrehte Handlungen" nicht einfach "ins Leere des Klamauks" liefen, sondern einer "inneren Mechanik dieses Erzählens" gehorchten. Er findet hinter dem Lauten und Dröhnenden des Buchs noch eine stillere Geschichte vom Menschen, der mitten im Leben vom Tod umfangen ist. Insofern scheint ihm auch dieser Roman von Widmer, wie viele davor, "als ein heiteres Memento mori".
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