Umberto Eco

Nullnummer

Roman
Cover: Nullnummer
Carl Hanser Verlag, München 2015
ISBN 9783446249394
Gebunden, 240 Seiten, 21,90 EUR

Klappentext

Aus dem Italienischen von Burkhart Kroeber. Mailand, 6. Juni 1992, nachts. Bei dem Journalisten Colonna ist eingebrochen worden. Die Diskette mit brisanten Informationen hat man nicht gefunden, Colonna sieht jetzt sein eigenes Leben bedroht. Auch er spielt ein Doppelspiel: Er soll eine Zeitung lancieren, die mit schmutzigen Gerüchten über die gute Gesellschaft arbeitet. Zugleich schreibt er als Ghostwriter ein Enthüllungsbuch über den programmierten Skandal. Umberto Eco entwickelt eine rasante Kriminalgeschichte zwischen Wirtschaft, Politik und Presse. Und einen ironischen, provozierenden Roman über das 21. Jahrhundert: Je absurder die Nachrichten, desto deutlicher erkennt man die Gesellschaft von heute.

Rezensionsnotiz zu Die Welt, 07.11.2015

Marc Reichwein gibt zu, dass mit Umberto Ecos neuem Roman kein Blumentopf zu gewinnen ist. Zu schablonenhaft die Figuren, zu "unterkomplex" die Handlung um ein Nachrichtenmagazin und seine Redaktion in der Berlusconi-Ära, meint er. Doch Reichwein gräbt tiefer. Unter der Oberfläche aus Medienpop und Verschwörungstheorien entdeckt er beim "Semiotik-Fuchs" Eco noch einen anderen Text. Und der lehrt Reichwein auf hellwache Weise doch allerhand über medienökonomische Mechanismen und Zusammenhänge im Zeitalter der "Lügenpresse", ohne dass der Autor so ein Wort in den Mund nähme.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 15.10.2015

Rezensent Patrick Bahners amüsiert sich gut mit Umberto Ecos neuem Roman, auch wenn dieser nicht so umfangreich ist wie von Eco gewohnt. Italien kurz vor Berlusconi. Ort ist die Redaktion einer Zeitung, die den Journalismus neu erfinden soll, aber nur Attrappe ist. Laut Bahners ein gefundenes Fressen für das Kolportage-Talent des Autors. Auch wenn der Rezensent die Machart des Textes etwas schablonenartig findet - Ecos "Feuilleton-Roman" überzeugt ihn mit Imitationen von Krimicomics und Zeitungsromanen. Und der breiten Schilderung von Redaktionskonferenzen. Das soll ihm erst mal jemand nachmachen, meint Bahners.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 13.10.2015

Steffen Richter reibt sich die Augen: Umberto Eco meint es ernst. Von Ironie und Zeichenspiel könne in diesem Roman keine Rede, merkt der Rezensent sehr bald, Wut, Resignation und Zynismus bestimmen den Ton in diesem Abgesang auf Italien, das seit 1992, seit der Ermordung der Richter Falcone und Borsellino und dem Zusammenbruch des Parteiensystems, in immer tiefere Trostlosigkeit verfalle. Eco erzählt den Niedergang des Landes unter Berlsuconi als bittere Mediensatire: Der verkrachte Journalist Colonna wird Chef der Zeitung "Domani", die nicht wirklich erscheinen soll, sondern als immerwährende "Nullnummer" die Realität und das Faktische durch das Morgen ersetzt: als Drohgebärde gegenüber potenziell erpressbaren Gegenspielern und zugleich als Ausweis der spekulativen Unverbindlichkeit. In den Augen des Rezensenten erzählt Eco damit die Geschichte eines Landes, in dem der Unterschied zwischen Lüge und Wahrheit unerheblich geworden ist. Für Richter einer von Ecos besten Romanen.